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WILDFLECKEN: Vorsicht Sprengfallen!

WILDFLECKEN

Vorsicht Sprengfallen!

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    Vorsicht: Auf der neuen Anlage des Truppenübungsplatzes Wildflecken lernen Soldaten, wie man sich vor selbst gebastelten Sprengfallen Aufständischer schützt.
    Vorsicht: Auf der neuen Anlage des Truppenübungsplatzes Wildflecken lernen Soldaten, wie man sich vor selbst gebastelten Sprengfallen Aufständischer schützt. Foto: Foto: Hubert Herbert

    44 Soldaten der Bundeswehr starben seit Beginn des Einsatzes in Afghanistan, 156 wurden verwundet. In 70 Prozent der Fälle waren daran selbst gebastelte Sprengvorrichtungen afghanischer Kämpfer schuld. Das machte Brigadegeneral Johann Berger, stellvertretender Befehlshaber des Wehrbereichskommandos IV, in Wildflecken deutlich. Dort wurde eine deutschlandweit bisher einmalige Ausbildungsanlage zum Schutz vor diesen gefährlichen, improvisierten Waffen vorgestellt.

    Sie ist eine von vier in Deutschland geplanten Anlagen der Bundeswehr, so der Kommandant der Truppenübungsplatzkommandantur, Oberstleutnant Hans Joachim Gehrlein. Sie soll dafür sorgen, dass gut ausgebildete Soldaten auf Patrouillenfahrten wissen, wie sie mit der Gefahr durch die selbst gebastelten Bomben umgehen sollen, wie sie ihnen ausweichen können. So sollen Leben gerettet, Verwundungen vermieden werden.

    Der Standortkommandant hat mit Hartnäckigkeit und Akribie dafür gesorgt, dass die Wildfleckener Anlage schnell einsatzklar wurde, lobt General Berger Gehrlein und seine Leute. Gehrlein begründet diese Hartnäckigkeit bei der schnellen Umsetzung einfach so: „Die Truppe ist jetzt im Einsatz und braucht Unterstützung, so schnell wie möglich.“

    Am 26. Juli kam die Genehmigung für die Anlage, so Gehrlein, am 13. September war erster Spatenstich, und nun wurde die Anlage in Anwesenheit von Bundeswehroffizieren, die für die Ausbildung der Truppe zuständig sind, sowie von Landrat Thomas Bold, Bad Brückenaus neuer Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks und Bischofsheims Bürgermeister Udo Baumann in Betrieb genommen.

    Auch in Zeiten von EDV und Internet greift die Bundeswehr dabei auf Altbewährtes zurück. Denn die Anlage ist so konzipiert, dass der theoretische Teil mit Sandkasten abläuft. Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaftsdienstgrade werden dabei mit der Lage konfrontiert, die sie später im Gelände beim praktischen Übungseinsatz vorfinden. Dabei geht es darum, selbst gebastelte Bomben aufzuspüren, wenn eine Patrouille anhält und sich langsam vortastet, wenn der Trupp auf besonders gefährliche Stellen, wie Engstellen, Brücken oder Steigungen zurollt, die von Aufständischen gerne für Anschläge genutzt werden. Nach der Theorie am Sandkasten und der Unterweisung über die verschiedenen Arten selbst gebastelter Bomben folgt die Übung im extra dafür angelegten Gelände. Da geht es dann darum, das in der Theorie Durchgesprochene umzusetzen und improvisierte Sprengvorrichtungen zu finden. Das ist gar nicht so einfach, denn Aufständische, so war bei der Vorführung zu hören und zu sehen, sind sehr findig, wenn es um das Herstellen der Sprengfallen geht. Die können in einem Wasserdurchlass zu finden sein, aber auch in einem einfachen Steinhaufen. Ein Schnellkochtopf kann zu einer Sprengfalle umgebaut sein, ein Feuerlöscher oder was auch immer.

    Während bei der Vorführung zur offiziellen Inbetriebnahme der Übungsbahn nichts rauchte und knallte und die Soldaten lediglich in einem Rohr unter der Straße eine Bombenattrappe fanden, wird es bei den echten Übungen anders sein. „Man prägt sich die mögliche Gefahr einfach besser ein, wenn es in der Übung knallt und raucht“, so ein Ausbilder der Bundeswehr.

    Nach der Vorführung war Brigadegeneral Berger jedenfalls sichtlich angetan, dass durch die gute Vorbereitung auf den Einsatz viel dafür getan werde, Leben zu retten und Verletzungen von Soldaten zu vermeiden. Dabei dürfe man ja nicht nur die Getöteten und Verletzten sehen, sagte Oberstleutnant Gehrlein, man müsse auch diejenigen Soldaten sehen, die einen Anschlag überleben aber traumatisiert werden, wenn Kameraden getötet oder verletzt werden.

    Jetzt fehlt nur noch eine 30 auf 80 Meter große Halle, in der die Truppe auch beim harten Rhöner Winter übern kann. Und vielleicht wird es ja auch noch etwas mit der Vision von Gehrlein, der sich die Übung videoüberwacht vorstellt – ganz einfach um nachher Fehler besser aufarbeiten zu können.

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