„Franz Beck kämpft seit Jahren darum, hinter der roten Brücke eine Tankstelle bauen zu können, wenn auch gleichzeitig dort ein Einzelhandelsgeschäft Fuß fassen wird und bekommt nicht einmal Rederecht in einer Gemeinderatssitzung durch Bürgermeister Schrenk eingeräumt.“ – So stellt sich die Situation für Bodo Wachsmann dar, der seinen Unmut über Schrenks Aussagen in den Bürgerversammlungen jetzt schriftlich zusammenfasst.
„Wenn Herr Beck eine Tankstelle dahin bauen will – nichts wäre mir lieber“, sagt Bürgermeister Alfred Schrenk zu den Vorwürfen. Franz Beck, der seit 1967 eine Autowerkstatt in Wildflecken betreibt, hatte bereits im März 1999 eine Bauvoranfrage für eine Tankstelle an die Gemeinde gestellt. In einem Gespräch mit dem damaligen Bürgermeister Walter Gutmann im September 1999 bestärkte er die Absicht, eine Tankstelle mit Autohof bauen zu wollen. Der Gemeinderat beschloss deshalb, einen Bebauungsplan für das Gebiet nordöstlich der Roten Brücke aufzustellen. Das war eine größere Sache, denn das Gewerbegebiet musste aus der Schutzzone des Naturparks Rhön genommen werden. Seit April 2001 ist der Bebauungsplan rechtskräftig.
Aus dem Jahr 2000 stammen die fertigen Pläne für eine große Tankstelle, die nahezu das gesamte Gebiet hinter der Roten Brücke bis vor zur Umgehungsstraße beansprucht hätte. Diese Tankstelle gibt es bis heute nur auf dem Plan – in erster Linie deswegen, weil kein Mineralölkonzern mitmacht. 2000 hatte die BayWa in Bad Brückenau Interesse an der Tankstelle in Wildflecken geäußert, daraus wurde nichts, wie auch aus den vielen Nachfragen bei anderen möglichen Firmen. Weder Konzerne noch kleinere regionale Firmen seien auf das Angebot eingestiegen: „Ich habe alle Wege und Mittel genutzt“, sagt Bürgermeister Schrenk – ohne Ergebnis.
2007 bekommt die unendliche Tankstellen-Geschichte einen neuen Aspekt. Franz Beck, dem das Gelände nordöstlich der Roten Brücke schon gehörte, bevor es Gewerbegebiet wurde, legt einen Plan zum Bau eines Lebensmittel- und Getränkemarktes vor. Bei der Gemeindeverwaltung schrillen die Alarmglocken: Sollte sich dort ein Supermarkt ansiedeln, bedeutet das wahrscheinlich das Aus für den bestehenden Rewe-Markt unterhalb des Rathausplatzes, zumal Rewe sich für den neuen Standort im Gewerbegebiet interessiert. Sollten Super- und Getränkemarkt vor die Rote Brücke ziehen, muss die Gemeinde befürchten, dass sie Fördermittel aus dem Pilotprojekt Stadtumbau West zurückzahlen muss, wenn statt des neugeschaffenen Zentrums um den Rathausplatz die Gewerbeflächen dort leer stehen.
Deshalb ändert der Gemeinderat den Bebauungsplan. Bis die Änderung im Juli 2008 in Kraft tritt, ist ein neuer Gemeinderat zuständig. Schrenk hatte bereits in den Bürgerversammlungen betont: „Ich bin weiterhin an der Tankstelle dran.“ Vorsichtig fügt er an, dass es für den Supermarkt in Kürze eine Lösung geben könnte: Vielleicht einen Neubau am bisherigen Ort. Im Moment gebe es zwei Bauinteressenten.