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RIEDENBERG: Wandel in der Jugendhilfe und in St. Anton

RIEDENBERG

Wandel in der Jugendhilfe und in St. Anton

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    Kinderschminken, Spiel und Sport und viele Angebote mehr gibt es auch heuer beim Antoniusfest im Kinderdorf in Riedenberg.
    Kinderschminken, Spiel und Sport und viele Angebote mehr gibt es auch heuer beim Antoniusfest im Kinderdorf in Riedenberg. Foto: FOTO Lena Berger

    Raus aus der Stadt, hinaus aufs Land zog es den Verein „Kind und Familie Würzburg“ mit seiner Idee, ein großes Kinderdorf für 200 Kinder und Jugendliche zu bauen. Eigenes Schwimmbad, Schule, Kindergarten – an alles wurde gedacht. In der Rhön, am Ortsrand von Riedenberg, fand sich ein geeignetes Gelände. Der erste Spatenstich war getan, Bagger und Bulldozer rückten an.

    Sie gruben indes auch ein dickes Loch in den Geldbeutel des Trägervereins. Noch während der Bauzeit machten sich finanzielle Engpässe bemerkbar. Das Projekt stand auf Messers Schneide, bis der Caritasverband der Diözese Würzburg einsprang und Trägerschaft und Finanzierung des Kinderdorfs übernahm.

    „Zeitweise haben 200 Kinder und Jugendliche hier gewohnt“, blickt Stephan Schilde, Leiter des Kinderdorfs zurück, „früher sind sie in der Regel noch bis zum Erwachsenenalter im Heim geblieben“.

    Seitdem hat sich vieles gewandelt. In der Jugendhilfe-Landschaft allgemein. Und auch im Kinderdorf St. Anton. „Der Stellenwert der Herkunftsfamilie wird heute deutlicher gesehen, Kinder gehören vom Grundsatz her zu ihren Eltern“, sagt Schilde. Ziel ist es, die Mädchen und Jungen, die überwiegend aus Unterfranken und dem nahen Hessen kommen, nach zwei, drei oder vier Jahren wieder in ihre eigene Familie zurück zu entlassen: reifer, emotional stabiler, selbstbewusster, verantwortungsbewusster.

    Weiter entwickeln sollen sich aber nicht nur die Kinder, sondern auch ihr Zuhause. Deshalb nimmt die Elternarbeit im Gegensatz zu früher mittlerweile einen hohen Stellenwert ein. Mütter und Väter sollen lernen, ihren Sprösslingen Struktur und Halt zu geben, sie angemessen zu fordern und zu fördern.

    Mit der Veränderung der Sichtweise einher ging auch eine Professionalisierung der Jugendhilfe. Ein Prozess von der ursprünglich überwiegenden Versorgung und Betreuung der Kinder und Jugendlichen hin zur geplanten, zielgerichteten Pädagogik mit Festlegung, Bearbeitung und Überprüfung von Hilfeplänen mit individuellen Zielen für das einzelne Kind oder den Jugendlichen.

    Für die – derzeit 80 – Mitarbeiter bedeutet das deutlich mehr Wechsel in den einzelnen Wohngruppen als in der Anfangszeit des Kinderdorfs. „Die Kinder werden hier nicht mehr mit einem groß“, sagt Schilde, „man muss sich öfter neu einstellen, auf neue Kinder mit neuen Problemen“.

    Neben der geänderten Sichtweise in der Jugendhilfe dürfte aber auch die angespannte Haushaltslage der Kommunen eine Rolle dabei spielen, dass die stationäre Unterbringung eines Kindes viel später als früher in Erwägung gezogen wird. Und dass längst nicht alle Häuser in St. Anton mit Wohngruppen belegt sind.

    Um den Rückgang der Kinderzahlen aufzufangen und die leerstehenden Räume zu nutzen, bietet das Kinderdorf einen eigenen Gästebereich mit Jugendherbergsbetrieb und Ferienmaßnahmen an. Schulklassen, Jugendgruppen, Vereine kommen im Jahr auf durchschnittlich 10 000 Übernachtungen.

    Sie können ebenso wie die Wohngruppen die gesamte Infrastruktur des Dorfes nutzen: die Turnhalle, die Kletterhalle im stillgelegten Schimmbad, die Kegelbahn, den Sportplatz, die Seminarräume und die Kapelle.

    Mit den beiden Standbeinen Jugendhilfe und Gästebetrieb kommt das Kinderdorf auf knapp vier Millionen Euro Jahresumsatz und ist damit für Riedenberg und die Region ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Ein wichtiger Arbeitgeber dazu. Rund 80 Mitarbeiter beschäftigt die Einrichtung derzeit, vom Erzieher bis zum Hausmeister. Davon kommt etwa die Hälfte aus dem Ort selbst.

    Festprogramm

    40 Jahre Kinderdorf Riedenberg Festauftakt ist am Sonntag, 15. Juni, um 9 Uhr mit dem Festgottesdienst mit Domkapitular Dietrich Seidel. Nach dem Festzug von der Kirche ins Kinderdorf gibt es auf dem Dorfplatz Frühschoppen und einen Festakt. Beim anschließenden Familienfest sind Jung und Alt angesprochen. Die Angebote reichen vom Schminken über Kinderrallye bis hin zur Bewegungslandschaft. Wer will, kann sich als Rodeo-Reiter auf dem elektrischen Bullen ausprobieren. Daneben gibt es Sportangebote wie Tennis oder Tischtennis. Spannend wird es auf dem Fußballplatz, wenn Kinder und Jugendliche, Ehemalige und Mitarbeiter gegeneinander antreten. Mit Spiel- und Bastelangeboten und Vorführungen beteiligt sich die St. Martin-Schule am Antoniusfest.

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