Ottmar Bömmel trainiert seit 35 Jahren die Läuferinnen des TSV Münnerstadt. „Von denen raucht niemand und auch deren Kinder nicht“, sagt der überzeugte Nichtraucher und ist trotzdem dagegen, dass ab 1. Januar in seiner Stammkneipe bei Hubert Mangold Schluss sein soll mit dem blauen Dunst. „Ich toleriere das schon immer“, sagt er und betont, dass ja niemand gezwungen werde, in eine Wirtschaft zu gehen, in der geraucht wird.
Protest gegen Verbot
So wie Bömmel denken auch weitere über 70 Nichtraucher, die sich mit ihrem Namen auf einer Liste gegen das drohende Rauchverbot wenden. Die Liste mit den bisher insgesamt 116 Unterschriften (der Rest sind Raucher) soll an die Bayerische Staatsregierung geschickt werden. Den dazugehörigen Text hat MdB Eduard Lintner (Nichtraucher) formuliert. „Das totale Rauchverbot, wie es die CSU-Landtagsfraktion beschlossen hat, bedeutet auch das Ende meiner traditionsreichen Wirtschaft. Kleine Gaststätten ohne Nebenräume mit vielen Stammkunden müssten wählen können, ob für oder ohne Rauch. . . .“. Auch wenn die Existenz von Hubert Mangolds Gaststätte, in der maximal 25 Personen Platz finden, angesichts der großen Zahl von Nichtrauchern, die unterzeichnet haben, vielleicht gar nicht gefährdet ist, so ärgert die Mürschter Kneipenbesucher doch vor allem die Gängelung durch den Staat. So führt denn TSV-Vorsitzender Peter Will die „Liberalitas Bavariae“ – das „Leben und leben lassen – ins Feld.
Um keine Zweifel aufkommen zu lassen, er sei beileibe kein Freund des Rauchens, doch sollte eben jeder entscheiden können, sagt Nichtraucher Will, schnappt sich eine Zigarette und zündet sie an – aus Protest gegen den staatlichen Zwang. Das Argument mit dem Nichtraucherschutz für Angestellte ziehe bei den kleinen Kneipen auch nicht, weil hier meist nur der Wirt selbst die Gäste bediene.
Wie eben auch Hubert Mangold. Selbst Nichtraucher, denkt er an Gäste wie die Julius–Ritter, ein Stammtisch mit Bewohnern des benachbarten Julius-Spital-Altenheims. „Die Leute kommen hier rein, bleiben eine Weile, trinken ein Bier und rauchen gemütlich ein Pfeifchen“, sagt er und kann nicht verstehen, dass man das verbieten will.
Gründung eines Rauchclubs
Schon etwas gereizter ist die Stimmung unterdessen im Bundtschu, wo 90 Besucher – die meisten Raucher – sich auf einer der Listen eingetragen haben. Wirt Werner Müller und viele seiner Gäste wollen das Rauchverbot jedenfalls nicht so ohne weiteres hinnehmen, und sinnen auf Wege, dies zu umgehen. „Hier ist schon der Name Verpflichtung“, sagt Müller und erinnerte daran, dass die aufständischen Bauern sich im 16. Jahrhundert hinter der Bundtschu-Fahne sammelten. Müller trägt sich mit dem Gedanken einen Rauchclub zu gründen.
In einer Listen eintragen kann man sich auch beim Böff am Jörgentor. Besitzer Franz Heß (Nichtraucher) ärgert sich besonders, dass sich angesichts des Verbots Politiker auch noch zum Pfeifenraucher des Jahres auszeichnen lassen. „Der Artikel wird ausgeschnitten und beigelegt“, sagt er und versteht die ganze Aufregung nicht. Die Leute wollen doch nur abends nach Feierabend ein Bierchen trinken und die Seele baumeln lassen – und für manche gehört da eben eine Zigarette dazu.