Aufgeflogen ist der Fall am Donnerstag vor einer Woche im Religionsunterricht in der Realschule Bad Brückenau, bestätigt deren Rektor Wolfgang Görner auf Anfrage unserer Redaktion. An diesem Tag stellte der Schulleiter jenes Video-Filmchen sicher, das offenbar schon tagelang in Schülerkreisen von Handy zu Handy weitergegeben worden war.
Görners Angaben zufolge zeigt es einige Jugendliche, die einen Gleichaltrigen festhalten und zwingen, das Geschlechtsteil eines der Beteiligten in den Mund zu nehmen. Die Jugendlichen seien zwischen 13 und 15 Jahre alt. Zwei von ihnen seien Realschüler, die anderen Hauptschüler. Der Aussage eines anderen Zeugen zufolge wurde die Szene in einem Privathaus im Zentrum der Kurstadt gefilmt.
Zweifel gibt es darüber, ob dies nun lediglich ein übler Spaß oder ein Akt der Gewalt war. Im Polizeipräsidium Unterfranken war am Freitagnachmittag keine Auskunft mehr zu diesem Fall zu erhalten. Die Schüler selbst behaupten laut Görner, alles sei nur ein Spaß gewesen. Seinem Eindruck nach hingegen „war das nicht nur ein Scherz“. Er habe sich die etwa 60 Sekunden lange Szene jedoch nur zweimal angesehen. Zu den Gerüchten, wonach die Jugendlichen auf dem Film einen betrunkenen Eindruck gemacht haben sollen, könne er nichts sagen.
Der Rektor sicherte die Datei vom Handy eines Schülers auf dem Computer der Schule und meldete den Fall der Polizei. Auch informierte er die Eltern der beiden Realschüler und bat sie, ihre Schützlinge von der Schule abzuholen. Seit Montag hätten sie allerdings wieder regulär am Unterricht teilgenommen. Das „Opfer“ selbst habe seines Wissens keine Strafanzeige gestellt, so Görner.
Der Elternbeirat sei über den Fall informiert, führte Görner weiter aus. Der Disziplinarausschuss der Realschule müsse demnächst über eine schulische Ordnungsmaßnahme entscheiden. Darüber hinaus gelte es geeignete Wege zu finden, damit die Clique der Beteiligten nicht weiter in diese Richtung abdriftet.
Der Rektor selbst besuchte nach Bekanntwerden des Vorfalls einige Klassen, um über das Thema zu sprechen. Schon Wochen vorher hatten sich sämtliche Klassen mit Themen wie Gewalt, Beleidigung und Bedrohung (auch im Internet) beschäftigt. Als diese Themen im Religionsunterricht einer neunten Klasse behandelt wurden, hätten die Schüler dort angeführte Beispiele für harmlos erklärt und vom konkreten Fall berichtet. So sei dieser auch im Kollegium bekannt geworden.
Etliche der Schüler dürften das filmische Dokument mittlerweile von ihren Handys gelöscht haben, nachdem die Lehrer ihnen klar gemacht hatten, dass die Weitergabe oder das Zeigen solcher Filme strafbar ist.
Zuletzt sorgte im November 2007 der Fall eines mittlerweile suspendierten Lehrers am Bad Brückenauer Gymnasium für Schlagzeilen, der eine Schülerin sexuell misshandelt haben soll. Das Gymnasium und die Realschule sind im Bad Brückenauer Stadtteil Römershag im selben Gebäudekomplex untergebracht.