(fb) Ein Dauerthema der vergangenen Monate beherrschte auch die Bürgerversammlung im voll besetzten Vereinsheim in Fridritt: der Widerstand im Stadtteil gegen Windkraftanlagen im Westen und Südwesten des Ortes.
Ingenieur Ralph Oberländer und ein weiterer Mitarbeiter der Firma igu aus Bad Karlshafen stellte die überarbeitete Planung für den Untersuchungsraum 4 westlich Fridritt vorgestellt. Fünf weitere Gebiete im Raum Münnerstadt waren untersucht worden: Der Untersuchungsraum 1 bei Windheim, das als Landschaftsschutzgebiet wahrscheinlich für Windkraftanlagen ausscheidet. Das Gebiet 2 nahe Burghausen, das eher für Fotovoltaik-Anlagen geeignet erscheint. Das Gebiet 3 auf der Hochfläche zwischen Münnerstadt und Poppenlauer sowie die Gebiete 5 und 6 zwischen Fridritt und Großwenkheim. Im Gebiet westlich von Fridritt mit vier Standorten halten die Planer wirtschaftlichen Betrieb für möglich. Sie stellten es ausführlich dar.
In der kritischen Diskussion der Bürger mit den Fachleuten und mit dem Bürgermeister ging es um eine Vielzahl von Bedenken und negativ bewerteten Aspekten. Vom Schall und Lärm von Windrädern war da die Rede, vom Abstand zur Bebauung und zum Wald, vom so genannten „Diskoeffekt“, den Sonnenspiegelungen auf den Rotorflügeln und deren Schatten hervorrufen sowie von der Verschandelung der Landschaft, und dem Natur- und Vogelschutz.
Über zwei Millionen Euro
Ingenieur Oberländer, der seine Untersuchungen für die Investor-Firma Wotan, Hamburg durchführt, legte Prognosen zur Versorgungssicherheit vor, sprach über Unabhängigkeit von Großkonzernen, den Chancen für den strukturschwachen Raum mit neuen Arbeitsplätzen dort. Die Einnahmemöglichkeiten für die Gemeinde, rechnete er auf mehr als zwei Millionen Euro hoch, wenn man Gewerbesteueranteile plus Pachtentgelte bei weiterer Förderung berücksichtigt und von einer Laufzeit von 20 Jahren für fünf Anlagen bei Althausen und Fridritt ausgeht. Er räumte ein, dass die Erträge der ersten Jahre durch Abschreibungen verzehrt würden.
Im Februar hatte der Stadtrat eine Untersuchung beim Landschaftsarchitekturbüro Dietz für so genannte Konzentrationsflächen von Windkraftanlagen in Auftrag gegeben. Am Donnerstagabend in Fridritt musste Bürgermeister Blank mit der unangenehmen Nachricht vertraut machen, dass Investoren, auch wenn die Stadt Konzentrationsflächen ausweist, Anträge für Windkraftanlagen außerhalb trotzdem mit Erfolg stellen könnten. Das Büro hatte dem Stadtrat bereits erläutert, dass es nur wenige Gründe gebe, das gemeindliche Einvernehmen für Windkraftanlagen zu verweigern.
Investoren in diese Form der regenerativen Energie hätten eine deutlich stärkere Position als die für Freiland-Fotovoltaikanlagen. Bürgermeister Blank will deswegen mit dem Gemeindetag, dem Landratsamt und den Unternehmen Wotan und igu-Planung wegen ihres Antrags weitere Gespräche führen.
Faire Diskussion
Die trotz des kontroversen Themas faire Bürgersammlung hatte Ortssprecher Jürgen Eckert genutzt, sich bei denen besonders zu bedanken, die im letzten Jahr bei der Dorfverschönerung und bei der Verbesserung von Gemeindeeinrichtung behilflich waren und Aufgaben übernommen hatten. Einige Arbeiten stünden wieder vor der Tür. Die Verwertung oder Entsorgung von Grüngut müsse verbessert werden.
Einen ausführlichen Rechenschaftsbericht hatte Bürgermeister Helmut Blank zu Beginn der Versammlung vorgelegt. Dass er und der Stadtrat trotz des deutlichen Abbaus der Schulden in den vergangenen Jahren an den Finanzen des Jahres 2010 keine Freude haben und zahlreiche wichtige Dinge aufgeschoben werden müssen, wird er in den nächsten Wochen noch mehrfach wiederholen müssen.