Eineinhalb Jahre ist es her, dass sich Pfarrer Edwin Erhard wegen eines mehr als 30 Jahre zurückliegenden Missbrauchs einer 15-Jährigen selbst angezeigt hat. Es folgte die Suspendierung. Inzwischen ist Erhard auf dem Emmaushof in Gauaschach tätig. Nun will ihn die Kuratie in Volkers zum Ehrenmitglied ernennen – für besondere Verdienste.
„Man muss die Ereignisse von vor 30 Jahren ganz klar von der Arbeit trennen, die Pfarrer Erhard hier geleistet hat. Und die war äußerst positiv.“ Arnold Brust, Vorsitzender des Volkerser Pfarrgemeinderates, ist überzeugt, dass es richtig ist, dem mit Missbrauchsvorwürfen belasteten Seelsorger eine besondere Ehre zuteil werden zu lassen.
Am Sonntag, 13. November, soll der Geistliche anlässlich der Feier „90 Jahre Dominikanerinnen auf dem Volkersberg“ zum Ehrenmitglied der Kuratie ernannt werden. Wie sechs andere Lebende und zwei Verstorbene, die sich um das kirchliche Wirken im Bad Brückenauer Ortsteil verdient gemacht haben.
Pfarrer Erhard – auch daran lässt Arnold Brust keine Zweifel – sei in seiner Volkerser Zeit sehr beliebt gewesen. Er habe die Menschen in die Kirchen gelockt, viele seien traurig gewesen, als er ging.
Der aus Rannungen stammende Erhard war von 1984 bis 1991 Leiter des Jugendhauses Volkersberg und der Katholischen Landvolkhochschule, zudem Kurator von Volkers. Danach ging er als Pfarrer nach Langenprozelten. Ab 1999 war er Gefängnispfarrer in der Justizvollzugsanstalt Würzburg, ab 2001 bis zur Suspendierung auch in Schweinfurt.
In Volkers wurde Edwin Erhard durch sehr aktive Kirchenarbeit beliebt: „Er war dafür verantwortlich, dass wir mit Wilfried Beck überhaupt wieder einen Diakon bekommen haben“, sagt Arnold Brust. Mit ihm zusammen habe er den Bibelkreis initiiert, habe Frauengottesdienste eingeführt. Des weiteren Rom-Fahrten der Ministranten: „So eine große Ministrantengruppe hatten wir nie gehabt“, erinnert sich Brust.
Natürlich seien die Kirchenmitglieder der Pfarreiengemeinschaft Bad Brückenau geschockt gewesen, als sich Erhard im Frühjahr 2010 selbst angezeigt hatte. Aber: „Wir haben im Pfarrgemeinderat schon diskutiert, ob wir ihn zum Ehrenmitglied ernennen oder nicht. Doch wir waren uns schnell einig.“
Arnold Brust will die Auszeichnung als „Aufbauarbeit für Pfarrer Erhard“ gedeutet wissen. Schließlich habe dieser nach seinem Geständnis stark unter öffentlichem Druck leiden müssen: „Wir sehen den Menschen Erhard“, so Brust.
Der Kommentar des zu Ehrenden laut Brust: „Ihr traut euch was.“
Die Erlaubnis der Diözese für die Auszeichnung brauchten die Mitglieder der Kuratie übrigens nicht. Würzburg lässt den Volkersern da freie Hand.