Wacholder, lateinisch Juniperus communis, ist im südlichen Teil der Rhön vor allem da zu finden, wo Kalkgestein den Untergrund bildet. Er ist ein ganz typisches Gewächs ehemaliger Schaf- und Ziegenweiden und Begleitpflanze der Triftwege.
Bei uns ist er ein immergrüner Strauch oder Kleinbaum, dicht und oft undurchdringlich verästelt. Im Herbst und Winter ist mancher Strauch mit vielen Früchten behangen. Reif sind sie blauschwarz, während der diesjährige Fruchtansatz noch graugrün ist.
Im Sinntal gibt es unter anderem im Bereich „Rosengarten“, wo die Gemarkungen von Riedenberg und Oberbach aufeinander treffen, Reste einer kleinen Wacholderheide. Hier lagen Gemeinschaftshutungen. Nur durch ständige Beweidung bilden sich solche speziellen Biotope aus.
Heute steht dieses Areal unter Schutz. Die Weiden werden für Islandpferde genutzt und dadurch weitgehend von Verbuschung freigehalten. Am Wacholder vergreift sich kaum ein Tier – zu spitz und stechend sind seine Nadeln. Wer Wacholderbeeren ernten möchte, bekommt das schnell zu spüren.
Wacholder wächst vor allem im Jugendstadium langsam. Schnell sind Sämlinge und Jungpflanzen von Brennnesseln, Schlehen und Himbeeren überwuchert. Wacholder aber will frei stehen. Im Verbund mit Heckensträuchern verkümmert er, wird geradezu erstickt. Steiniger Untergrund dagegen macht dem immergrünen Strauch wenig aus. Wacholder gilt als uralte Heilpflanze, der in der Vergangenheit auch einiges an Zauberkraft nachgesagt worden ist. Unter verschiedenen Namen taucht er in Märchen und Sagen auf: als Krammetsbaum, Kranewitt, Reckholder, Weckholder oder Machandelbaum. Genutzt wurden Nadeln, Beeren und Holz wohl immer schon.
Möglicherweise spielte er – als immergrüner Strauch – auch im Totenkult eine Rolle. Im Märchen der Gebrüder Grimm vom „Machandelboom“, in dem es um einen ermordeten Jungen geht, wird dieser gewissermaßen durch die Kraft des Baumes wieder ins Leben zurückbefördert. Alte Mythen schwingen hier wohl noch mit, die den Strauch als Wohnsitz der Seelen Verstorbener auffassten.
Heute sind Wacholderbeeren vor allem als Gewürz bekannt. Wacholderschinken gilt als Spezialität, geräuchert mit Zweigen und Nadeln der Pflanze hat er ein ganz spezielles Aroma. Gin ist ein Wacholderschnaps. Ohne Wacholderbeeren würde so manchem Braten samt Soße etwas fehlen. Die Beeren haben einen würzig-harzigen Geschmack, der vor allem zu dunklem Fleisch gut passt.
Wacholderbeeren wirken harntreibend und antiseptisch. Sie können ein schnelles Mittel sein, wenn Verdauungsstörungen und Blähungen plagen, denn Wacholderbeeren dürften in keinem Gewürzregal fehlen. Aber sie reizen auch die Nieren. Mehr als zwei oder drei Beeren sollten daher nicht zerkaut und eingenommen werden. In jedem Kräuterbuch wird auch gewarnt, dass Schwangere und Nierenkranke sie auf keinen Fall verwenden dürfen. Wer Wacholder medizinisch nutzen möchte, sollte das daher mit seinem Arzt absprechen.
Schon vor 2000 Jahren wurde die Heilkraft des Wacholders beschrieben. Er galt als reinigend und harntreibend, keimtötend und die Abwehr steigernd. Mit ihm wurden Häuser und Wohnungen ausgeräuchert. Geräuchert mit seinen Nadeln und Zweigen wurde auch zu Pestzeiten – ein Versuch, Kammern und Stuben zu desinfizieren. Und zu Zeiten des Hexen- und Dämonenglaubens galt Wacholder sogar als Mittel, um böse Geister zu vertreiben. In neuerer Zeit hat sich Sebastian Kneipp mit der Heilkraft des Wacholders auseinandergesetzt.
Vor der Nutzung dieser kleinen Beeren aber hat der Strauch seine Abwehr gesetzt. Die kleinen Beeren sind kaum aus ihrem Nest stacheliger Nadeln herauszupicken, ohne dass sich der Sammler kräftig in die Finger sticht. Mit Handschuhen geht es besser, die Beeren in eine Tüte oder auf ein Tuch abzuklopfen. Danach braucht es eine mühselige Reinigung, um Nadeln und unbrauchbare Beeren auszulesen.