Ende September werden die letzten US-Soldaten aus Bamberg abziehen. Nach ihrer fast 69 Jahre alten Militärgeschichte in der Domstadt werden sie einen wertvollen Schatz hinterlassen - Wohnraum. Der Wohnungsmarkt in Bamberg bereitet Sorge. Zu wenig Wohnungen, zu hohe Mieten. Bereits 2015 könnten die frei werdenden US-Wohnungen für ein Stück Entspannung sorgen. Ein Abkommen zwischen der Stadt und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) ermöglicht es, einzelne Bereiche der Kaserne aus der Militäranlage zu lösen. Geht es nach Plan, stehen bereits im Frühjahr 2015, 100 Wohnungen zum Bezug bereit.
Konversion ist das Stichwort für die zukünftige Stadtplanung in Bamberg. Hinter dem Wort versteckt sich die Bedeutung für den Veränderungsprozess von Flächennutzungen. In Bamberg haben vor allem die derzeit militärisch genutzten Flächen eine besondere Bedeutung für die künftige Stadtentwicklung. Es gibt aber auch andere Konversionsprozesse in Bamberg, wie die Umnutzung des ehemaligen Glaskontor-Geländes oder des Schaeffler-Geländes. Hier entstehen neue Wohngebiete.
Betrachtet man die Größe des US-Geländes, wird der herausragende Stellenwert für die Stadt deutlich. Das gesamte Gelände umfasst eine Größe von 450 Hektar. Das entspricht acht Prozent des gesamten Stadtgebietes. Doch das sind nur Zahlen.
Christian Hinterstein, Referent für Konversionsmanagement, erklärt dazu folgendes: „Wenn wir von Konversion und den Warner Barracks reden, dann meistens über das Gebiet zwischen dem bebauten Stadtgebiet und der A 73. Hier liegt das eigentliche Wohn- und Kerngelände des US-Stützpunkts.“ Die Eingliederung der Kaserne in das Bamberger Stadtbild und somit auch die zivile Nutzung ist ein laufender Prozess. Christian Hinterstein erklärt: „Die Konversion dient als Ventil für den Wohnungsmarkt mit einem entscheidenden Beitrag.“ Stück um Stück wird sich der Wohnungsmarkt entspannen, hofft Hinterstein. Den Anfang wird das Gelände der Pines-Area mit seinen circa 100 Wohnungen machen. Dieses Teilgelände lasse sich leichter in den Stadtteil Gartenstadt integrieren, fügt der Konversionsmanager hinzu: „Hier muss man an den Wohngebäuden nicht einmal den Anstrich ändern.“
Rechtlich wird das Militärgelände nach dem Abzug der Amerikaner an die BImA überschrieben. Diese schließt dann für die jeweiligen Teilflächen einen so genannten Gestattungsvertrag mit der Stadt Bamberg ab. Die Stadt tritt dann als Pächter auf und kann die Flächen an Dritte weiter vermieten. Daher könnten möglicherweise im Frühjahr 2015 die ersten Wohnungen der Pines Area bezogen werden. Das nächste Ziel: weitere 187 Wohneinheiten der „NATO-Siedlung“.
Bis das gesamte Militärareal im Stadtgebiet jedoch nutzbar ist, werden vermutlich Jahre vergehen. Nach dem Abzug der US-Streitkräfte folgt die Entwidmung der militärischen Sondernutzung. Danach erhält die Stadt Bamberg die Planungshoheit. Die Stadt will alle Konversionsflächen von der BImA kaufen. „Nur so kann Bamberg seine Gestaltungsfreiheit wirklich nutzen“, meint Hinterstein.
Eine neu gewonnene Gestaltungsfreiheit für die Stadt. Neuer Wohnraum entsteht, der auch Neubürger aus dem Umland anlocken soll. Nicht nur ein Grund zur Freude für das Umland. Bamberg ist eine der wenigen „wachsenden“ Städte der Region.
Doch nicht nur die Konversion bietet für den Wirtschafts- und Lebensstandort Bamberg. Die Brose- Unternehmensumsiedlung spielt dabei auch eine erhebliche Rolle. Das Unternehmen könnte von der Konversion profitieren.
Bis es zur Verwirklichung der ersten Projekte kommt, bleibt die Konversion aber eine Herkulesaufgabe. Bis die gesamte Planung, Restauration und Bebauung auf dem Gelände abgeschlossen ist, könnten bis zu 20 Jahre vergehen. Hinterstein sagt Augen zwinkernd: „Das würde genau bis zu meiner Pension reichen.“