Nach eineinhalbjähriger Arbeit im fächerübergreifenden Projekt-Seminar Geschichte/Englisch haben zwölf Schüler des Regiomontanus-Gymnasiums Haßfurt mit ihrem Lehrer Herbert Selig zum ersten Mal im Landkreis Haßberge überhaupt einen historischen Fremdenführer herausgegeben. Das Besondere an dem Werk ist nicht nur der Überblick über 1000 Jahre Geschichte, sondern auch die Sprache: Die Broschüre ist auf Englisch erschienen und trägt den Titel „1000 years of history“.
Große Anstrengungen
„Es war unglaublich viel Arbeit. Aber jetzt sind wir stolz auf das Ergebnis.“ Mit diesen wenigen Worten fasste Jule Burkardt aus der Q 12 die Anstrengungen der Gruppe bei der Vorstellung des Werks im Gymnasium zusammen. Auf 64 Seiten im Format etwas größer als DIN A4 haben Marcel Moser, Christian Herzog, Sina Sidon, Sandro Höhn, Teresa Neubauer, Chris Heyn, Stefan Wasser, Nicole Ott, Julia Schönmann, Marco Rügheimer, Sebastian Schürmann und Jule Burkardt die wichtigsten Ereignisse aus der Zeit zwischen 800 und 1806 in englischer Sprache zusammengefasst.
Zwölf Kapitel
In zwölf Kapiteln, jedes von einem der Seminaristen geschrieben, werden Themen von der Besiedelung des Landstrichs über die Entstehung der Städte, das Reichsrittertum, das Judentum und die Verfolgung der Juden, die Reformation, die Bauernkriege, die Hexenverfolgungen bis hin zur Neuorganisation der Machtverhältnisse durch Napoleon behandelt. Die übergeordneten geschichtlichen Ereignisse wurden soweit wie möglich in Bezug zu den Geschehnissen im Gebiet des heutigen Landkreises Haßberge gesetzt. 52 Fotos und Abbildungen bereichern die Texte.
Dass sich die Jugendlichen an dieses umfangreiche Projekt gewagt haben und erstmals einen zusammenhängenden geschichtlichen Überblick über rund 1000 Jahre des heutigen Landkreises erstellt haben, hat zwei Gründe. „Zum einen verpflichtet das G 8 die Schüler, in einem P-Seminar praktisch zu arbeiten“, erklärte Herbert Selig.
„Zum anderen hatte ich die Idee, dass wir unsere Kenntnisse der reichen mittelalterlichen und frühen modernen Geschichte und der historischen Stätten unserer Region mit all denen teilen sollten, die bisher aufgrund sprachlicher Barrieren davon ausgeschlossen waren.“
Idee des Lehrers
Der Vorschlag des Lehrers, einen historischen Fremdenführer für Touristen und Firmengäste aus dem Ausland, aber vor allem für die vielen Delegationen aus den Städte- und Landkreispartnerschaften auf Englisch zu erstellen, kam bei den Seminaristen gut an. „Ich fand die Idee interessant“, so Julia Schönmann aus Hellingen, der es besonders die Mischung aus Geschichte und Englisch angetan hatte. „Denn sonst haben wir nicht so viele Möglichkeiten, unsere Englischkenntnisse anzuwenden“, erklärte sie.
Sie hat einen Beitrag über die Völkerwanderungen, die Entstehung der Bistümer Würzburg und Bamberg, die Babenberger Fehde und die Henneberger geschrieben. „Das Allerschönste war, zu sehen, wie am Ende aus allen Beiträgen und Diskussionen über das Layout und die Gestaltung etwas Sichtbares entstanden ist“, sagte sie stolz.
Auch Stefan Wasser aus Haßfurt, der das letzte Kapitel über die Neuorganisation der Machtverhältnisse durch Napoleon beigesteuert hat, war begeistert. „Ich interessiere mich sehr für Geschichte und habe dieses P-Seminar gewählt, weil zum einen eine konkrete Idee dahinterstand: nämlich einen Fremdenführer zu erstellen, und weil es zum anderen direkt mit meiner Heimat zu tun hat.“ „Das Schönste aber war, dass ich einmal Noten auf das bekommen habe, was mir wirklich Spaß gemacht hat.“
Umfangreiche Recherchen
Gemeinsam stellten die Schüler ihr Projekt in den einzelnen Schritten vor. So mussten zunächst Verwendungszweck und Zielgruppe definiert, die thematische Abgrenzung vorgenommen, die Kapitel zugeteilt und die Finanzierung geklärt werden, bis sich jeder Beteiligte an die Erstellung seines Textes zuwenden konnte.
Da hieß es im Bibliotheks- und Informationszentrum Haßfurt (BIZ), im Stadtarchiv Haßfurt, in der privaten Sammlung von Herbert Selig und in einzelnen Ortschroniken zu recherchieren, die Texte auf Deutsch zu schreiben und zu übersetzen, Fotos, Abbildungen und Karten zu sammeln und mit Unterstützung der Werbeagentur Leithner das Layout zu erstellen.
Viele Unterstützer
Dank sprach Herbert Selig Annelie Ebert vom BIZ, dem Haßfurter Stadtarchivar Thomas Schindler, Wolfgang Jäger vom Historischen Verein Haßberge, Peter Davey, Gerald Leithner und Max Schmidt von der Werbeagentur für ihre Unterstützung sowie Gerhardt Schmidt von der Tourist-Information Haßberge, Michael Brehm vom Landratsamt Haßberge und der Sparkasse Ostunterfranken für die finanziellen Mittel aus. Besondere Anerkennung aber zollte er den Schülern für ihr außergewöhnliches Engagement. „Sie haben sich nach einem etwas zähen Beginn schließlich mit ihrem Projekt identifiziert“, betonte er, „und etwas Einmaliges geschaffen!“
Die Broschüre „1000 Years of history“ wird am Burgeninformationszentrum in Altenstein sowie bei der zentralen Tourist-Information in Hofheim ausgelegt und ist in Kürze auch im BIZ in Haßfurt ausleihbar.