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ELTMANN: Abbinden von Gliedmaßen ist oft die letzte Möglichkeit

ELTMANN

Abbinden von Gliedmaßen ist oft die letzte Möglichkeit

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    Die Arbeit im Forst ist mit besonderen Gefahren verbunden und mit besonderen Herausforderungen für die Hilfeleistenden. Worauf man achten muss und welche Hilfsmittel es gibt, das zeigte eine Notfall-Übung, die der Eltmanner Stadtförster Christian Bartsch vor einigen Tagen organisierte. Anlass war das Treffen der „Gruppe Franken“ der FSC-Zertifizierung.

    Die Forstämter der Stadt Eltmann, der Gemeinde Ebelsbach, Unterpreppach, der Bürgerspitalstiftung Bamberg, der Städte Bamberg, Haßfurt, Ebern sowie das Universitäts-Forstamt Sailershausen haben sich dieser freiwilligen Qualitätsprüfung unterzogen. Um die Standards für das Siegel zu gewährleisten, finden regelmäßige Fortbildungen statt.

    „Waldarbeiter ist ein gefährlicher Beruf,“ trotz aller Sicherheitsbestimmungen und Vorsichtsmaßnahmen, dessen ist sich Förster Bartsch bewusst. Deshalb ist es auch Vorschrift, dass alle Waldarbeiter alle zwei Jahre ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse auffrischen. Zurzeit kämpfen die Forstarbeiter mit besonders aggressiven Erdwespen. Wenn es mitten im Sommer nasskalt wird, dann werden sie unangenehm. Viele Wespenstiche gab es in der vergangenen Woche.

    Bei der Übung jedoch ging es um eine Oberschenkelverletzung durch eine so genannte „Heppe“, eine Art Handsäge. Seine Teamkollegen Norbert Neuhäuser und Christoph Neeb hatten schnell einen Druckverband angelegt und den Notruf abgesetzt. Jeder Waldarbeiter hat ein Notfall-Verbands-Päckchen in den Taschen seiner Hose.

    Nun hat so eine Unfallstelle im Wald keine Hausnummer – hier greifen die Rettungspunkte, deren Netz in den vergangenen Jahren deutlich enger gesteckt wurde. Grüne Schilder mit Nummern sind überall in der Flur oder auch auf großen Firmen-Arealen positioniert, damit die Rettungswagen einen ersten Anlaufpunkt haben. Ein Ortskundiger sollte die Sanitäter und den Notarzt dort abholen.

    So machte sich einer der Kollegen auf zum Rettungspunkt gleich beim Waldbauhof, um den Rettungswagen zur zwei Kilometer entfernten Unfallstelle zu lotsen. Im Eltmanner Stadtwald hat man relativ guten Handyempfang, der Notruf an die 112 konnte daher gleich am Unfallort abgesetzt werden. Im Sailershäuser Gebiet sei das anders, sagte der zuständige Förster Hans Stark. „Da steht die Chance 50:50, dann läufst du halt, bis du Empfang hast“. Allerdings wisse jeder, der im Wald arbeitet, relativ genau, wo die Funklöcher lauern und wo das Telefon funktioniert.

    Das enger geknüpfte Netz an Rettungspunkten begrüßen auch die Helfer. Allerdings berichtete Notfallsanitäter Stephan Schneider bei seinem Eintreffen am Unfallort, dass das Navi des Rettungswagens einen unnötigen Umweg angezeigt habe. „Das müssen wir noch mal kontrollieren“. So brauchte der Rettungswagen neun statt drei Minuten von der Rettungswache Eltmann bis zum Rettungspunkt – dann zwei Kilometer durch den Wald und mit der Notfallausrüstung noch mal ein paar hundert Meter per Feldweg zu Fuß, dann durch das dichte Unterholz. Da werden von der so genannten „Golden Hour of Shock“ oder auch der Zeit, nach der an einem abgebundenen Bein das Gewebe abstirbt – das sind etwa 72 Minuten – schon einige Minuten „abgeknabbert“.

    Stephan Schneider gab einige wichtige Hinweise. So war bei der Versorgung der angenommenen Schnittwunde die Frage aufgekommen, ob man heute noch abbindet. Das sei gerade bei Verletzungen mit Sägen oder auch landwirtschaftlichen Maschinen oftmals die letzte Möglichkeit, erklärte Schneider. Ein Druckverband reiche da oft nicht oder er könne schlichtweg nicht angebracht werden. Wenn beispielsweise Gliedmaßen abgetrennt wurden, gehe es alleine darum, ein Verbluten zu verhindern.

    Er wies auch darauf hin, wie schnell ein Unfallopfer unterkühlt – und auf die Bedeutung der Schocklage. Das eigentlich einfache Beinehochlegen habe massive Auswirkungen auf die Stabilisierung des Kreislaufs.

    Bei Unfällen im Wald sei es besonders wichtig, dass bereits im Notruf auf unwegsames Gelände hingewiesen wird. Dann könne die Leitstelle eventuell schon parallel die Feuerwehr oder einen Rettungshubschrauber in Gang setzen. Manchmal sei auch die Bergwacht der Ortsgruppe Bamberg wichtiger Helfer.

    Am Ende der Übung waren sich alle Anwesenden einig, dass sie allerhand für die tägliche Praxis mitnehmen konnten. Christian Bartsch dankte dem BRK und den Notfallsanitätern für die Unterstützung dieser Übung.

    Auch im weiteren Verlauf des Treffens ging es um den Gesundheitsschutz. Denn unter anderem wurden neue Pendelsägen ausprobiert, die besonders rückenschonend zu bedienen sind.

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