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KREIS HAßBERGE: Abfallvermeidung: Mehr als ein Schlagwort

KREIS HAßBERGE

Abfallvermeidung: Mehr als ein Schlagwort

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    Um die Müllberge zu reduzieren, fährt der Abfallwirtschaftsbetrieb im Landkreis Haßberge eine Kampagne, die den Bürgern Tipps zur Abfallvermeidung gibt. Insgesamt steht der Kreis zahlenmäßig nicht schlecht da.
    Um die Müllberge zu reduzieren, fährt der Abfallwirtschaftsbetrieb im Landkreis Haßberge eine Kampagne, die den Bürgern Tipps zur Abfallvermeidung gibt. Insgesamt steht der Kreis zahlenmäßig nicht schlecht da. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    Schon lange ist bekannt, dass Plastikmüll die Umwelt belastet. Dennoch fällt es den Menschen schwer, auf Kunststoffe zu verzichten. Auch wenn viele Produkte auch ohne Verpackung, mit weniger Verpackung oder mit einer Verpackung aus einem umweltfreundlicheren Material funktionieren würden, ist Plastik oft die einfachste oder preisgünstigste Lösung. Doch wie sieht es eigentlich im Landkreis Haßberge aus?

    „Aktuell läuft hier eine vom Abfallwirtschaftsbetrieb initiierte Werbemaßnahme“, teilte Wilfried Neubauer, Werkleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises, dieser Redaktion schriftlich mit. Diese Kampagne läuft unter dem Titel „Umwelt schützen im Alltag – Tipps und Informationen der Abfallberatung“. Unter Überschriften wie „Unverpackt statt umverpackt“ oder „Mehrweg statt Einweg“ geben die Abfallberater in Form von Anzeigen, Plakaten und Kinowerbung sowie auf ihrer Internetseite Tipps zur Vermeidung von unnötigen Müllbergen.

    Dabei wird auch auf das Geschirrmobil verwiesen, das der Landkreis Haßberge verleiht. Sowohl auf größeren Privatfeiern wie einer Hochzeit oder einem runden Geburtstag als auch auf Großveranstaltungen wie den verschiedenen Weinfesten kommt es zum Einsatz: Das Geschirrmobil besteht aus einem Autoanhänger, in dem sich Geschirr, Besteck und eine Spülmaschine befinden und stellt damit eine Alternative zu den sonst auf Veranstaltungen dieser Größenordnung beliebten Papptellern und dem Plastikbesteck dar. Alternativ empfehlen die Abfallberater die Bereitstellung von Geschirr durch einen Partyservice oder die Mitnutzung von Geschirr in einem Vereinsheim, wenn dieses als Raum für die Feier gemietet wurde.

    Darüber hinaus empfiehlt der Abfallwirtschaftsbetrieb unter anderem die Nutzung nachfüllbarer Seifenspender, Brotboxen statt Folie oder den Kauf offener Produkte. Zudem fordert die Kampagne zum Reste-Essen auf. „230 Euro gibt jeder Bundesbürger im Durchschnitt pro Jahr aus für Lebensmittel, die er entsorgt“, zitiert der Abfallwirtschaftsbetrieb auf seiner Internetseite eine Erkenntnis des Umweltbundesamtes. „Reste-Essen bedeutet, unsere Nahrungsmittel wertzuschätzen“, lautet dagegen das Fazit des Abfallwirtschaftsbetriebs.

    Ob die Kampagne bei den Bürgern im Landkreis tatsächlich zu einem umdenken führt, wird sich zeigen. Nach Angaben auf der Internetseite des Abfallwirtschaftsbetriebs hat das Umweltbundesamt im Jahr 2016 ermittelt, dass für jeden fünften Bundesbürger Umwelt- und Klimaschutz zu den wichtigsten Problemen gehören, denen sich Deutschland derzeit gegenübersieht. Die Bereitschaft, aktiv zum Umweltschutz beizutragen, sei entsprechend hoch.

    „Abfallvermeidung und Abfallverwertung sind im Landkreis Haßberge nicht nur Schlagworte, unsere abfallwirtschaftlichen Maßnahmen sind darauf ausgerichtet“, heißt es in der Müllmengenbilanz des Abfallwirtschaftsbetriebs für das Jahr 2016, die auf der Internetseite des Kommunalunternehmens einsehbar ist. „Erklärtes Ziel ist, die Haus- und Sperrmüllmenge soweit als möglich zu reduzieren und die Wertstofferfassung auf einem hohen Niveau zu halten.“

    Was den Haushaltsmüll angeht, steht der Landkreis Haßberge damit im bayernweiten Vergleich recht gut da: Pro Einwohner fallen in der Region jährlich 85,7 Kilogramm an solchen Abfällen an, demgegenüber stehen bayernweit 145,2 Kilo. Beim Sperrmüll liegt der Kreis Haßberge mit 18,7 Kilo dagegen etwas über dem Bayern-Schnitt von 15,5.

    Doch wie weit setzt der Landkreis eigentlich seine eigenen guten Ratschläge in seinen Kommunalunternehmen um? Ein Landkreisbewohner, der in der jüngeren Vergangenheit einen Patienten der Haßbergkliniken besucht hat, wendete sich mit dem Hinweis an die Redaktion, dort würden die Patienten Getränke in Einwegplastikflaschen bekommen. Dies wirkt besonders befremdlich, da Abfallwirtschafts-Chef Wilfried Neubauer gleichzeitig einer der Geschäftsführer der Krankenhäuser ist.

    „Erklärtes Ziel ist, die Haus- und Sperrmüllmenge soweit als möglich zu reduzieren.“

    Aus der Müllmengenbilanz des Abfallwirtschaftsbetriebs

    „Im Krankenhaus wurde beim Mineralwasser von Glasflaschen auf Mehrwegkunststoffflaschen umgestellt. Im Kiosk werden weiterhin Getränke in Glasflaschen angeboten“, heißt es in Neubauers schriftlicher Antwort.

    Monika Göhr, Pressesprecherin des Landratsamtes, begründet gegenüber dieser Redaktion die Entscheidung, künftig Kunststoffflaschen zu verwenden: „Für die überwiegend älteren Patienten ist das Handling mit Mehrwegkunststoffflaschen einfacher: Sie gehen nicht zu Bruch und sind leichter.“ Es komme immer wieder vor, dass eine Flasche vom Patientennachtkästchen fällt. „Daneben müssen auch unsere Mitarbeiter bei Kunststoffflaschen weniger Gewicht bewegen.“ Der Informant bestätigte jedoch auf Nachfrage dieser Redaktion nochmals, es habe sich bei dem, was er bei seinem Klinikbesuch gesehen hat, um Einwegflaschen gehandelt.

    Zu einem weiteren Thema im Zusammenhang mit den im Landkreis anfallenden Müllmengen lehnt Neubauer jede Aussage ab: Die Diskussion, ob der Landkreis das bisherige System, nach dem die Bürger selbst Abfälle zu den Wertstoffhöfen bringen müssen, abschaffen und dafür den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne einführen sollte.

    Die Junge Liste hatte diesen Vorschlag im Kreistag eingebracht, war damit aber auf massiven Widerstand der anderen Parteien gestoßen.

    Dennoch haben die Befürworter des Hol-Systems erreicht, dass ihr Antrag nicht gleich abgeschmettert, sondern vertagt wurde. In den nächsten Monaten soll noch einmal ein neutraler Experte im Kreistag über das Thema sprechen. Anschließend steht die endgültige Entscheidung der Kreisräte an. Ein genauer Termin hierfür stehe allerdings noch nicht fest, berichtet Junge-Liste-Kreisrat Holger Baunacher.

    Weiter kündigt er an, dass seine Fraktion parallel dazu eine Informationsveranstaltung für die Bürger zu dem Thema auf die Beine stellen will. Obwohl bei der letzten Abstimmung im Kreistag eine deutliche Mehrheit der Mitglieder dem Hol-System mit Gelbem Sack oder Gelber Tonne kritisch gegenüberstanden, sieht Baunacher eine Chance, das Anliegen seiner Fraktion noch durchzubekommen. „Wir haben noch Hoffnung, weil viele Kreisräte sich eingestanden haben, dass sie sich noch nicht richtig informiert hatten“, sagt er.

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