Am Donnerstag wurde die Belegschaft durch einen Aushang in allen Abteilungen überrascht. Ohne Vorankündigung hatte die Firmenleitung zwei Mitarbeiter-Versammlungen in der Mittagszeit anberaumt.
Die Firmenleitung drücken Zukunftssorgen, so das Fazit von Geschäftsführer Otto Kirchner. Während durch viele Innovationen der Umsatz auf ein neues Allzeithoch von 300 Millionen Euro hinsteuert, ginge die Rendite kontinuierlich zurück - rote Zahlen im nächsten Geschäftsjahr würden drohen. Dabei hat die Fränkische derzeit ein großes Auftragspolster.
Woran liegt es, dass die Schere zwischen Umsatz und Rendite immer mehr auseinander geht? "Vor allem an den niedrigeren Arbeitskosten, mit denen die Konkurrenz kalkuliert", sagt Otto Kirchner und verweist auf Stundenlöhne, die in anderen Unternehmen in Deutschland bis zu einem Viertel günstiger liegen, auf Leistungen wie Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Zuschläge für Mehrarbeit, die manch ein Wettbewerber nicht zu finanzieren bereit ist, auf die großen Kosten, welche die Ausbildung verursachen, und das Sozialpaket, das das Traditionsunternehmen, bei dem der Mensch in der Firmenphilosophie eine große Rolle spielt, seinen Mitarbeitern gewährt.
Otto Kirchner skizzierte die Fakten des Familienunternehmens, zeigte Entwicklungen in den einzelnen Systembereichen und Marktsituationen auf. Insbesondere als Zulieferer der Automobilindustrie - die Fränkische liefert unter anderem Kabelschutzrohre und Scheibenwischerleitungen - gingen schon zig Millionen Umsatz verloren.
Kirchner: "Es gibt Kunden, die üben sogar Druck auf uns aus, Produktionen zu verlagern, weil sie der Meinung sind, im Ausland produzierte Rohre sind preisgünstiger zu erhalten."
"Wenn wir auf dem internationalen Markt bestehen wollen, müssen wir mehr arbeiten."
Otto Kirchner Fränkische-Geschäftsführer
Die Fränkische hat reagiert, in Tschechien sind 140 Mitarbeiter hauptsächlich mit Montagearbeiten beschäftigt. Übrigens, darauf legt Otto Kirchner wert, hat die Verlagerung nach Tschechien gerade mal vier Arbeitsplätze in Königsberg gekostet.
"Unser klares Ziel ist, auch in Zukunft keine Arbeitsplätze in Königsberg abbauen zu müssen", bekennt sich Kirchner zur Region und fährt fort: "Dazu dürfen uns aber auch keine Aufträge verloren gehen." Wobei, das leuchtet ein, für ein Unternehmen letztlich nicht der Umsatz das Maß der Dinge ist, sondern schlichtweg der Gewinn.
Um konkurrenzfähig zu sein, plant die Fränkische eine Ausweitung der Arbeitszeit. Damit soll die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland gesteigert und Arbeitsplätze gesichert werden. Wie auch andere Wirtschaftsexperten vertreten die Kirchners die Meinung: "Wenn wir auf dem internationalen Markt bestehen und den volkswirtschaftlichen Wohlstand erhalten wollen, müssen wir von der 35-Stunden- Woche wegkommen und mehr arbeiten."
Dazu sollen nun in den nächsten Wochen die Weichen gestellt werden. Gemeinschaftlich soll mit Mitarbeitern, Betriebsrat und Gewerkschaft ein Konzept erreicht werden, das darauf zielt, am Standort Deutschland auch als Unternehmen mit Tarifzugehörigkeit konkurrenzfähig zu produzieren. "Wir werden den Mitarbeitern anbieten, dass sie bei Zielerreichung (höhere Renditen) eine Prämie erhalten", verspricht Otto Kirchner und gibt als eines der Ziele vor, in Etappen zu längeren Arbeitszeiten zurückzukehren. "Mensch und Investitionen sind die einzigen Parameter, die das Unternehmen beeinflussen können, Rohstoff- und Energiepreise können wir nicht steuern."
Und warum das alles gerade zum Zeitpunkt des Jubiläums? Kirchner: "Ganz einfach, weil wir die Verpflichtung haben, auch die nächsten 100 Jahre erfolgreich anzugehen."
Daten & Fakten
Fränkische Rohrwerke

Rund 1600 Beschäftigte sind unter den Dächern des Firmenkonzerns beschäftigt. In den Region Haß- berge arbeiten mehr als 1200 Frauen und Männer für die Fami- lien Kirchner. Weitere Werke in Deutschland sind in Bückeburg und Schwarzheide.