Krankengymnastik, Massagen, Elektrotherapie, Dorntherapie, Akupunktur, Gerätetraining: Das Angebot von Kerstin Skaberna-Gollbach ist groß, aber nicht außergewöhnlich. Doch etwas ist doch nicht alltäglich, denn die 43-Jährige Hofheimerin befreit in ihrer Praxis in Gaustadt nicht Herrn Müller, Frau Meyer oder Frau Huber aufgrund von Nacken- oder Rückenschmerzen. Vielmehr kommen „Hans“, „Tim“, „Emily“ und andere Hunde in den Genuss vielfältiger Anwendungen.
Anfang des Jahres hat sich die langjährige Pharmareferentin ihren „ganz persönlichen Traum“ erfüllt und ist das Risiko „Selbstständigkeit“ eingegangen. Nachdem Skaberna-Gollbach, die über zehn Jahre lang den von ihr mitgegründeten Haßfurter Eissportverein (ESC) als ehrenamtliche Vorsitzende führte und sich bei der letzten Neuwahl zurückzog, lange Jahre bei der Rettungshundestaffel Haßberge aktiv war, wuchs ihre Leidenschaft für die treuen tierischen Begleiter der Menschen immer mehr. Und das nicht nur wegen ihrer eigenen Hunde, der Labrador-Jagdterrier-Mischung „Luzie“ und des aus Spanien kommenden Viszlas „Bruno“.
Deswegen entschloss sie sich zu diesem Schritt und eröffnete in Gaustadt bei Bamberg das „Pfotikum“, nachdem sie bereits seit fünf Jahren nebenberuflich als geprüfte Hundephysiotherapeutin arbeitet und bereits viel Erfahrung im Umgang mit den „tierischen“ Patienten hat.
Wobei sie nicht nur Hunde aller Rassen unter die Pfoten greift und etwa deren verspannte Muskulatur mithilfe von Massagen lockert oder Wirbelblockaden durch Dorntherapie sanft löst. Ebenso sind Katzen herzlich willkommen. „Wenn die Tiere Probleme an ihrem Bewegungsapparat mit all seinen Knochen, Bändern und Muskeln haben, die sie in ihrer Beweglichkeit einschränken und Schmerzen verursachen, helfe ich“, sagt Kerstin Skaberna-Gollbach.
Grundsätzlich könne die Physiotherapie „bei nahezu allen Erkrankungen der Knochen, Muskeln oder Nerven eingesetzt werden. Ebenso bei Altersbeschwerden, Gewichtsproblemen, in der Begleitung von Sport- und Leistungshunden oder einfach mal zum Verwöhnen und Entspannen.“ Hundephysiotherapie, ergänzt sie, ersetze zwar „nicht die tierärztliche Behandlung“. Sie stelle allerdings „eine sehr effektive und sinnvolle Ergänzung“ dar. „Durch die Kombination von tierärztlicher Behandlung und Physiotherapie erhalten Vierbeiner die optimale Versorgung“, was „erheblich zur Steigerung der Lebensqualität“ beitrage.
Im wahrsten Sinne des Wortes „Laufkundschaft“ ist der achteinhalbjährige Tim, der sich unter anderem bei der Aqua-Therapie auf dem Unterwasserlaufband pudelwohl fühlt. Muskelaufbau, Gangschule, Gleichgewichtstraining, Konditionsaufbau. Seit Welpenalter leidet der Labrador-Retriever an einer Ellbogengelenksdysplasie und musste bereits mit acht Monaten operiert werden. Nach zwei Jahren wurde noch Arthrose festgestellt. „Da sich durch die gegebenen Krankheiten sein Laufbild immer mehr zu verschlechtern drohte und der Hund immer mehr zu knappen begonnen hatte, haben wir uns vor zwei Jahren neben der klassischen Tiermedizin für eine weitere Behandlungsform entschieden“, begründet seine Besitzerin Lisa Pfränger aus Ebelsbach die Physiotherapie. Zur Linderung der Symptome ist Tim nicht nur regelmäßig auf dem Unterwasserlaufband. Er bekommt zudem eine Kombination aus Dorntherapie, Massagen und Stromtherapie.
An mehreren Arthrosen leidet auch Hans, der bereits seit 2010 regelmäßig von Kerstin Gollbach-Skaberna behandelt wird. Für den Miniatur-Bullterrier, der zudem ein kaputtes Sprunggelenk hat und bereits am Kniegelenk operiert wurde, war es sehr schmerzhaft, sich zu bewegen. Hans bekam daraufhin eine „Radikalkur“ verordnet: Elektrotherapie, Akupunktur, Blutegeltherapie und Futterumstellung. „Ihm ist heute möglich, wieder relativ normal zu leben und sich zu bewegen“, freut sich seine Besitzerin Doris Schäfer aus Gleisenau.
Nicht anders ergeht es Emily, die zusammen mit seiner Besitzerin Bärbel Fiedler aus Staffelbach auch bei der Rettungshundestaffel des BRK-Haßberge engagiert ist. Zehn Mal behandelte die Hundephysiotherapeutin den sechsjährigen Border Colli-Appenzeller Hütehund-Mix, der ebenfalls an einem Gelenkverschleiß an der rechten Hüfte leidet. Die 38-Jährige ist mit dem bisherigen Verlauf, gerade auf dem Unterwasserlaufband, sehr zufrieden. Nicht nur, weil die Schmerzmittel reduziert werden konnten.
Ihre Entscheidung für die Selbstständigkeit bereut Kerstin-Skaberna-Gollbach „auf keinen Fall.“ Es mache ihr „unheimlich viel Spaß“, den Tieren zu helfen. „Aber auch der Kontakt mit den Besitzern oder die Zusammenarbeit mit den Tierärzten ist toll. Ich würde es jederzeit wieder so machen.“