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Alles mit voller Power

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    Alles mit voller Power Foto: FOTO KLAUS VOGT

    Die Eingangshalle im Querbau der Anlage entspricht nur auf dem ersten Blick dem Klischee, das der brave Besitzer eines Einfamilienhauses mit dem ehrfürchtig gehauchten Begriff "Schloss" verbindet: Eine breite, ausgetretene, nicht gewachste und deshalb grau schimmernde Eichentreppe führt hinauf zum ersten Stock, wo sich der große Festsaal befindet. Von den Wänden blicken die in Öl gebannten Ahnen stumm auf den Besucher herab.

    Erst auf dem zweiten Blick sieht man, dass hier keineswegs die Zeit still steht. Kinderfahrräder stehen in der Ecke, bunte Gummistiefel liegen neben Spielsachen achtlos hingeworfen auf dem Boden herum. Untrügerische Zeichen, dass hier eine Familie mit kleinen Kindern wohnt. In einem der größten Wohnhäuser des Landkreises.

    "Halb so groß tät's auch", schmunzelt Sebastian Freiherr von Rotenhan bei der Begrüßung. Ein fester Händedruck, eine sonore Stimme und bewusst gesuchter Augenkontakt. Man spürt das Selbstbewusstsein eines Jahrhunderte alten Adelsgeschlechts. "Groß" ist ein gutes Stichwort. Alles ist hier groß. Das riesige Schloss mit seinen etwa 95 Sälen und Gemächern, der weitläufige Park hinter dem Schloss direkt an der Baunach, die Orangerie, die ausladenden Ökonomiegebäude - und Freiherr von Rotenhan selbst. Fast zwei Meter misst der Mann, der seit 1998 als Abgeordneter im Bayerischen Landtag sitzt. Auch seine Familie kann man guten Gewissens als Großfamilie bezeichnen. Verheiratet mit Gattin Friederike ist Sebastian Freiherr von Rotenhan stolzer Papa von sieben Kindern.

    Groß sind auch seine Aufgaben, die das derzeitige Oberhaupt deren von Rotenhan tagtäglich zu stemmen hat. Er führt als Chef mittlerweilen fünf Betriebe in ganz Deutschland. "Natürlich habe ich jeweils leitende Angestellte in den Betrieben", sagt von Rotenhan, doch die unternehmerischen Entscheidungen trifft er nach wie vor selbst. Und da muss er natürlich eingearbeitet sein. Er muss wissen, was läuft.

    In Rentweinsdorf sind zwei Rotenhan-Unternehmen ansässig: ein landwirtschaftlicher Betrieb und die große Forstwirtschaft. 1260 Hektar Mischwald besitzt die Familie alleine im Raum Rentweinsdorf. Hinzu kommen noch eine gepachtete Landwirtschaft und zwei gekaufte Forstwirtschaften in Ostdeutschland bei Chemnitz, Cottbus und Meißen.

    Der Land- und Forstwirt ist ein Verfechter des ökologischen Waldbaus. In seinen Waldungen wird kein Baum gepflanzt, sondern es wächst das hoch, was auf natürliche Weise am Waldboden aufgeht. Wenn es aufgehen kann. Denn seiner Meinung nach ist der Rehbestand vielerorten viel zu hoch. "Wenn sich die Natur nur dann noch selbst verjüngen kann, wenn sie eingezäunt ist, dann stimmt doch was nicht", stellt der Waldbesitzer fest. In einer Zeit, wo es keine Wölfe und Luchse mehr im Wald gebe, müsse dann eben der Mensch als regulierendes Element beim Rehwild eingreifen, um das natürliche Gleichgewicht zu wahren. Dann könne es natürlich vorkommen, dass ein Sonntagsjäger nicht gleich beim ersten Mal ein Reh vor die Flinte bekomme. Aber so sei dies nun

    Ein Schwarzer mit einem Faible fürs Grüne. "Natürlich bin ich kein Linker", stellt Freiherr von Rotenhan aber klar. "Das würde man mir nicht mal dann abnehmen, wenn ich mich in Hofheim auf den Marktplatz stellen und 'HoTschiMin' schreien würde." Aber geprägt von seiner Familie und dem Umfeld, in dem er aufgewachsen ist, ist der 53-Jährige ein Wertkonservativer. "Dinge, die niemandem schaden und an denen mein Herz hängt, die bewahre ich", umschreibt er seine Auffassung von Konservatismus.

    Aber gerade ein konservativer Unternehmer nach Rotenhan'scher Definition müsse stets an der Spitze des Fortschritts stehen. "Seit ich die Betriebe von meinem Vater übernommen habe, hat sich in der Land- und Forstwirtschaft fast alles geändert." Ein stur Konservativer wäre da längst pleite gegangen. Dass dies nicht so ist, dafür hat der Unternehmer ein Patentrezept auf Lager: "Man muss die Gegenwart stets in Frage stellen."

    Fünf Betriebe führen, ein großes Vermögen verwalten und für kommende Familiengenerationen erhalten. Eine große Aufgabe. Und dann gibt es auch noch das Mandat im Bayerischen Landtag. Wie schafft man das? "Alles mit voller Power", sagt Freiherr von Rotenhan und legt die Zweigleisigkeit seines Tuns klar. Punkt eins: "Meine Erben werden nicht fragen, ob ich ein guter Abgeordneter war, sondern ob ich unser Vermögen zusammengehalten habe." Punkt zwei: "Meine Wähler fragen nicht, ob meine Betriebe gut laufen. Sie wollen, dass ich die Region bestmöglich in München vertrete."

    Volle Power also auch in München. Gerade hier setzt die Kritik der Opposition an: Der Freiherr habe in den vergangenen fünf Jahren kaum etwas bewegt. "Natürlich bin ich ein Hinterbänkler", sagt der "Baron", wie er in München genannt wird. Dies sei doch völlig normal als Neuling im Maximilianeum. Er habe den großen Vorteil, ein auch in wirtschaftlicher Hinsicht unabhängiger Politiker zu sein. Innerhalb der Fraktion vertrete er selbstverständlich seine eigene, manchmal abweichende Meinung. Doch trage er dann in der Abstimmung natürlich die Entscheidung der Fraktion mit, auch wenn er zuvor innerfraktionell unterlegen sei.

    "Ich drehe nicht das große Rad in München", gibt der 1,97-Meter-Mann unumwunden zu. Er sei auch nicht derjenige, der schon jetzt mit den Hufen scharrend vor dem Landtag stehe, um in der nächsten Legislaturperiode vielleicht einen wichtigen Posten zu bekommen. "Da zeichnet sich aber auch nichts ab", sagt der 53-Jährige, ohne einen Anflug von Wehmut. Er hat sie nicht nötig, diese kleinen Posten.

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