Die größten Hürden sind genommen. Jetzt können die kleinen und großen Kooperationsprojekte in Angriff genommen werden. Die interkommunale Allianz „Main & Haßberge“, bestehend aus den Städten Haßfurt und Königsberg sowie den Kommunen Theres, Wonfurt und Gädheim, verabschiedete nun das „Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept“ (kurz: ILEK) einstimmig in einer gemeinsamen Sitzung in Königsberg.
Der Sprecher der Allianz, Bürgermeister Matthias Schneider aus Theres, gab einen kurzen Überblick über die bisherige Arbeit. „Eigentlich wollte die Allianz Schweinfurter OberLand unsere Gemeinde Theres als weiteres Mitglied gewinnen“, sagte er. „Doch ich dachte eher an eine Allianz im Landkreis Haßberge und habe die Bürgermeister von Wonfurt und Gädheim dafür geworben. Dann haben wir Haßfurt und Königsberg als Partner gefunden – die besten Partner, die man sich vorstellen kann.“ Auch das Landratsamt Haßberge habe die Idee unterstützt.
2013 traten schließlich alle fünf Kommunen der Allianz bei, um gemeinsam ihren Raum zukunftssicher weiterzuentwickeln. Ein Jahr später unterzeichneten die Bürgermeister die Vereinbarung über die Bildung der Arbeitsgemeinschaft und stellten den Antrag auf Förderung an das Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken (ALE). Es wurden begleitende Büros ausgesucht und Workshops zu den Themen Landwirtschaft, Verwaltung, Ehrenamt und Vereine sowie Tourismus abgehalten. Es folgten Strategieforen, Expertengespräche sowie Bürgermeister- und Lenkungsgruppensitzungen. Auch ein Logo wurde für die Allianz gefunden, das aus vier blauen Pyramiden und einer grünen Pyramide besteht, die die vier Kommunen am (blauen) Main und Königsberg in den (grünen) Haßbergen symbolisieren.
Wie Schneider weiter mitteilte, finde Anfang Juli ein weiteres Strategieforum in Klosterlangheim statt, bei dem die ersten Projekte in Prioritäten eingeteilt würden.
Anschließend stellten Wolfgang Fruhmann vom Büro Dr. Fruhmann & Partner aus Parsberg, Phillip Meinardus vom Büro Planwerk aus Nürnberg und Max Wehner vom Büro Team 4 aus Nürnberg die Ergebnisse vor. Im ILEK geht es darum, interkommunal zu handeln und den ländlichen Raum als Lebens-, Arbeits-, Erholungs- und Naturraum zukunftssicher weiterzuentwickeln. Dabei sollen regionaltypische Eigenheiten besonders berücksichtigt sowie regionalinterne Kräfte aktiviert und regionale Netzwerke aufgebaut werden.
„Die Basis ist der demografische Wandel, auch wenn der prognostizierte Bevölkerungsrückgang bis 2028 um 2,6 Prozent im Durchschnitt der fünf Kommunen noch gut aussieht“, sagte Fruhmann. „Allerdings bleibt Haßfurt relativ stabil, während Königsberg, Wonfurt und Theres deutlich an Bürgern verlieren werden und Gädheim gewinnen wird.“ Das erarbeitete Strategiepapier bezeichnete Fruhmann als „Fahrplan in die Zukunft“. „Damit können Sie Fördertöpfe anzapfen, an Ausschreibungen teilnehmen und den ILE-Bonus beim Amt für ländliche Entwicklung beantragen“, erklärte er.
Ein weiteres wichtiges Thema war das Flächenmanagement. „Wir haben 1056 Flurstücke erfasst, von denen 327 unbebaute Baugrundstücke sind“, sagte Phillip Meinardus. „Damit stehen also theoretisch 31 Hektar baureifes Land zur Verfügung, wohingegen der gesamte Flächenbedarf bis 2034 nur bei 24,8 Hektar liegt.“ Insgesamt habe man 98 Hektar Innenentwicklungspotenzial festgestellt. „Daran sollten Sie künftig arbeiten“, forderte er die Anwesenden auf.
Als Handlungsfelder nannte Fruhmann die Daseinsvorsorge, die Siedlungsinnenentwicklung, die Vereine, das Ehrenamt, die kommunale Kooperation, die Landwirtschaft, die Kultur- und Naturlandschaft sowie den Tourismus und die Naherholung. So sollen die Kernorte, Ortsteile und Dörfer durch bauliche, planerische und strukturelle Maßnahmen, durch aktives Immobilienmanagement sowie durch Eigentümer- und Investorenbetreuung gezielt in der Innenentwicklung unterstützt werden.
Auch die Ausstattung und Positionierung der Region als attraktiver, gut versorgter Wohn-, Arbeits- und Erholungsstandort soll die Region zwischen den Zentren Würzburg, Schweinfurt und Bamberg und bis in die europäische Metropolregion Nürnberg in Wert setzen. Geplant ist auch ein interkommunal vernetztes Angebot an touristischen Angeboten sowie an Lern- und Erholungserlebnissen und eine dazu nötige Infrastrukturbasis, um sich für die umliegenden Zentren gezielt als Eingangstor zwischen den drei Natur- und Kulturräumen Main, Haßberge und Steigerwald zu etablieren. Das ehrenamtliche Engagement und die Vereinskultur werden als Beitrag zur Erhaltung eines attraktiven Lebensumfeldes und zur generationenübergreifenden Identifikation mit der Region gezielt vernetzt und weiterentwickelt. Schließlich strebt die Allianz eine Vernetzung und Bündelung der Ressourcen zur Erfüllung der kommunalen Pflichtaufgaben an. Und sie setzt auf der Projektebene zur strategischen Entwicklung auf enge Umsetzungspartnerschaften und themenspezifische Vernetzungen mit Akteuren aus der näheren und weiteren Region.
Bauoberrat Gerald Kolb, Sachgebietsleiter Dorf- und Landentwicklung am Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken, der das Projekt begleitet, gab auf Nachfrage an, dass die Bürger der Kommunen jederzeit über ihre Stadt- und Gemeinderäte Anregungen einbringen könnten. Die ausgewählten Projekte sollten keine Konkurrenz zu bestehenden Aktivitäten, Vereinen und Gruppierungen bilden, sondern alle miteinander vernetzen. Er teilte auch mit, dass die Kosten für den Allianzmanager vom ALE über einen Zeitraum von sieben Jahren mit 75 Prozent beziehungsweise maximal 75 000 Euro pro Jahr gefördert würden.