Erzählen bedeutet, miteinander ins Gespräch kommen, Erfahrungen austauschen, sich gegenseitig bereichern. So fanden über 20 Gäste am Donnerstag den Weg in die Hofheimer Bücherei, um im Erzählcafé den Ausführungen von Christel Teinzer zu lauschen. Den Anstoß zum Thema „Die Geschichte des Klosters St. Alfonsus, Eichelsdorf“ gab Hans Hirt, dessen Vorfahren Eigentümer des Schlosses waren und der im Kreis der Zuhörer saß. Christel Teinzer warf einen Blick zurück auf die wechselvolle Geschichte des Schlosses Eichelsdorf, das später Nonnenkloster wurde.
Hans Erich von Münster und dessen Gemahlin Elisabetha Magdalena Harranth von Polschiz und Weseriz zu Stöckach ließen das Schloss 1649 erbauen. Vollendet wurde es aber erst 1713. Als Hans Christoph von Münster, Herr zu Lisberg, Zeitmannsdorf und Eichelsdorf, Niederwerrn und Kleineibstadt, Trabelsdorf und Bettenburg, der letzte der protestantischen Linie, am 8. März 1707 starb, fiel Eichelsdorf als eröffnetes Lehen an Bamberg heim. Bischof Lothar Franz von Schönborn zu Bamberg gab 1710 Eichelsdorf an das Hochstift Würzburg und tauschte von diesem das Schloss Pommersfelden dafür ein. Seitdem war das Schloss Eichelsdorf Sitz des adeligen Würzburger Oberamtsmannes von Rottenstein.
Ein Gerber kauft das Schloss
Mit der Säkularisation 1803 fiel das Schloss an die Bayerische Krone. Es wurde ab 1806 Sitz des Königlichen Rentamtes Hofheim und später 1832 Sitz des Königlichen Forstamtes Eichelsdorf. Wegen Auflösung des Forstamtes wurde das Schloss 1869 vom Königlichen Aerar versteigert und vom Gerbereibesitzer Karl Josef Hirt aus Hofheim erstanden. Der vermietete es ab 1874 an die Kongregation der Töchter des Allerheiligsten Erlösers. Fünfzehn Ordensschwestern zogen in Schloss Eichelsdorf ein, das nun zum Kloster geworden war.
Im Jahre 1886 verkauften die drei Kinder und Erben des Gerbermeisters Hirt das Schloss an die Kongregation. Stetig ging der Orden von diesem Jahr an daran, die Gebäude zweckdienlich an-, auszubauen und einzurichten. Stillstand brachte das Dritte Reich. Im Oktober 1940 wurde das Kloster von der Volksdeutschen Mittelstelle beschlagnahmt und im Dezember desselben Jahres mit Dobrudschadeutschen belegt. Die Schwestern wurden zwar nicht ausgewiesen, aber sie mussten sich auf engstem Raum zusammendrängen. Es kamen dann Litauerdeutsche und Deutsche aus der Slowakei hinzu. Die Amerikaner lösten vor Pfingsten 1945 das Lager auf. Es waren etwa zweihundert Flüchtlinge.
Erstmals versuchte im Jahr 1972 die Leitung der Kongregation, die Führung eines großen Hauses in den Verantwortungsbereich zweier Schwestern zu legen, die die Sorge um das ganze Haus und die Schwestern tragen sollten. Dies waren Schwester M. Ehrentraut als Oberin und Schwester M. Honorine als ihre Vertreterin. Schwester Honorine bewirkte die Errichtung der Werkstätten für künstlerische Tätigkeiten. Mit der Führung des Hauses wurden zu späterer Zeit Schwester Clementis und Schwester Adeline betraut.
Hans Hirt präsentierte nach diesem geschichtlichen Abriss kleine Kunstwerke, die von den Schwestern gefertigt wurden. Die Schwestern, die ihre Kraft in den Dienst des Ordens gestellt hatten, konnten ihren Lebensabend beschaulich gestalten mit Basteln, Stricken, Töpfern, Malen, Knüpfen. Diese Kunstwerke erfreuten Beschenkte und Käufer und einige Anwesende bestätigten, dass sie im Besitz ähnlicher Arbeiten sind.
„Man konnte bei den Schwestern schon bald im Frühjahr Gemüsepflanzen kaufen, die sie in ihrer hauseigenen Gärtnerei vorgezogen hatten. Später holte man frischen Salat bei Schwester Damaris oder Meinholda. Meiner Mutter war es auch sehr wichtig, einmal im Jahr im Kloster zu beichten“, wusste Elisabeth Regnet zu berichten. Auch andere Anwesende erinnerten sich daran, dass früher Naturalien wie Zucker, Mehl, Getreide und Kartoffeln ins Kloster gebracht wurden.
Ein Gedicht für den Kardinal
Christel Teinzer ist es noch gut in Erinnerung, dass der Faschingszug, der sich durch Eichelsdorf schlängelte, zum Schluss ins Kloster abbog und die Schwestern sich freudig an der Gaudi beteiligten. Auch fiel ihr in diesem Zusammenhang ein, dass sie als kleines Kind vor Kardinal Döpfner ein Gedicht aufsagen durfte. Das Kloster Eichelsdorf hat auch für Lidwina Markert große Bedeutung, ihr Kommunionausflug führte von Happertshausen ins Kloster St. Alfons in Eichelsdorf. Auch erinnerte sich Markert gerne an die Christmetten, nach deren Ende die Schwestern jedem Besucher einen selbst gebastelten Stern schenkten. Und an Ostern gab es eine verzierte Kerze.
Für Marion Manietta bleibt das Musizieren in bester Erinnerung: „Wir haben zur Gestaltung kirchlicher Feiern auf Veeh-Harfen oder mit Flöten unter Leitung von Schwester Julia gespielt.“ Hans Stark hat noch das Bild vom Hochwasser im Jahr 1957 vor Augen, als im Bereich des Klosters alles unter Wasser stand, selbst die Hauptstraße. Auch wusste er, dass er im Kloster kleine Hilfsleistungen verrichtet hat, wie Kohlen ins Schloss bringen und die Asche entsorgen. Als Dank bekam er immer etwas zum Essen. Die Großzügigkeit, Freundlichkeit und Herzenswärme der Schwestern ist vielen in Erinnerung geblieben und wie froh und dankbar man war, nach der morgendlichen Messfeier, die um 6.45 Uhr begann, einen Malzkaffee oder ein Marmeladenbrot zu erhalten.
Bildband gibt viele Einblicke
Eine große Bereicherung zum Thema war ein Bildband, den Alfons und Elfriede Mock dabei hatten. Ihre Tochter Marion hatte ihn für sie 2008 erstellt. Da waren Fotos und die Grabsteine der Pfarrer abgelichtet, die im Kloster gewirkt hatten, die Stationen im Obstgarten, der Klosterhof, die Deckengemälde, die Stationen in der Kirche, die Ächelsdorfer Fosenacht bis zur Profanierung am 2. Dezember 2008. Auf den letzten Bildern lacht niemand – stattdessen haben die Schwestern und die Besucher Tränen in den Augen. Es wurde viel geweint, die Lichter wurden gelöscht, die Türe des Klosters St. Alfons für immer verschlossen.
In jenem Jahr hatte die therapeutische Einrichtung des Baden-Württembergischen Landesverbandes für Prävention und Rehabilitation gGmbH das Schloss erworben. Seit 2010 wird das ehemalige Kloster als Rehabilitationszentrum betrieben.