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Kirchlauter: Altbürgermeister Peter Kirchner mit 72 Jahren verstorben

Kirchlauter

Altbürgermeister Peter Kirchner mit 72 Jahren verstorben

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    Das Bundesverdienstkreuz erhielt Peter Kirchner im Jahre 2011 in der Würzburger Residenz aus den Händen von Innenstaastsekretär Gerhard Eck und Regierungspräsident Paul Beinhofer.
    Das Bundesverdienstkreuz erhielt Peter Kirchner im Jahre 2011 in der Würzburger Residenz aus den Händen von Innenstaastsekretär Gerhard Eck und Regierungspräsident Paul Beinhofer. Foto: Thomas Obermeier

    "Lieber Emil, ich will auch gerne 75 Jahre werden", schrieb er im Jahre 2008 seinem Freund und ehemaligen Bürgermeister-Kollegen Emil Däschner aus Ebelsbach in einem offenen Brief, als der wieder einmal mit gut gemeinten Ratschlägen die Öffentlichkeit gesucht hatte. Dieses Ziel hat Peter Kirchner nun doch nicht erreicht, denn er ist am 29. März im Alter von 72 Jahren verstorben. Seine Einleitung war damals jedoch nur der Auftakt zu einem Kollegenrüffel, in dem er - typisch für ihn wie immer launig, einprägsam, aber niemals verletzend - erklärte, dass er die letzten acht Jahre seiner Bürgermeisterzeit hauptamtlich tätig war und dass dies die richtige Entscheidung war. Peter Kirchner konnte dies beurteilen, denn er war vorher schon 19 Jahre lang - seit 1981 - ehrenamtlicher Bürgermeister von Kirchlauter.

    Mit armseligem Koffer zu Zuschüssen

    Kirchner hatte seine eigene , eine sehr bodenständige Logik. "Wenn der Ochs mich nicht stößt und der Löw nicht frisst, geht es in der Gemeinschaft weiter", war eine seiner Erkenntnisse. Oder: "Befasst Euch nicht mit unproduktiven Gedanken, wenn ihr auf die Sachlage keinen Einfluss habt", gab er seinen Gemeinderäten bei seiner letzten Gemeinderatssitzung für die Zukunft mit auf den Weg. Und die guten Ratschläge: "Dem Herrgott dankbar sein ist die beste Basis", "Wenn man unzufrieden ist, sollte man in den Spiegel schauen" oder "Ein dickes Fell und nicht alles ernst nehmen" sowie schließlich: "Unterschätzt den Wähler nicht." Der Suche nach Sündenböcken erteilte Kirchner eine Absage, denn es könne den Falschen treffen. Seinem Nachfolger übergab er 2008 seinen schäbigen Utensilienkoffer mit den Worten: "Wenn Du einen Zuschuss willst, nimm diesen armseligen Koffer mit."

    "Der Würfl iss die drittgrößd Ehr in mein Lääm."

    Peter Kirchner, gewürfelter Franke

    Seine urfränkische Art brachte ihm im Jahre 2016 den Frankenwürfel ein. "Der Würfl iss die drittgrößd Ehr in mein Lääm." Höher angesiedelt als der Frankenwürfel war für das Original aus den Heiligen Ländern nur noch das Ja-Wort seiner Ehefrau und die fünfmalige Wahl zum Bürgermeister der "Kulturhochburg und Hauptstadt der Heiligen Länder". In seiner Laudatio bescheinigte ihm der damalige Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer: "Ob langjähriger, mit einer nicht zu knappen Portion an Bauernschläue ausgestatteter Gemeinderat und Bürgermeister, ob Pfarrgemeinderat, Imker oder Dorferneuerer, Flurbereiniger oder Honigkaugummierfinder - ein fränkisches Schlitzohr durch und durch, wendig, witzig, gradraus, ehrlich, aber auch eckig und kantig, eben so wie der Frankenwürfel."

    Weinfleck auf der Frankenweste

    Allerdings gab es doch einen kleinen Fleck auf der sonst so weißen Frankenweste Kirchners. Für den Frankenwein konnte er sich nur schwer erwärmen. Dafür war Kirchner der Paradebierfranke. Er hatte es sogar geschafft, sein geliebtes Hopfengetränk in Sitzungen des Wasserzweckverbandes salonfähig zu machen. Erst seit er nicht mehr diesem Gremium angehörte, wurden dort die Sitzungsgetränke wieder aus dem Wasserhahn gezapft.

    Kirchner war acht Jahre Mitglied des Pfarrgemeinderats von Kirchlauter, dem er sechs Jahre vorstand. Daneben war er einige Jahre in der Kirchenverwaltung Kirchlauter aktiv. In Sachen Kommunalpolitik engagierte sich Kirchner ab 1978 im Gemeinderat und wurde 1981 schließlich Bürgermeister. Nachdem er das Amt erst ehrenamtlich übernahm, machte er den Job bis zu seinem Ruhestand 2008 acht Jahre hauptamtlich. Außerdem war er über viele Jahre stellvertretender Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft Ebelsbach und Vorsitzender des Bayerischen Gemeindetages im Kreisverband Haßberge. Trotz nur geringer finanzieller Mittel konnte Kirchner in seiner Amtszeit viele Projekte voranbringen. Dazu zählen die Abwasserbeseitigung in allen Gemeindeteilen, die Renovierung der Schulhäuser in Kirchlauter und Neubrunn sowie die Einrichtung eines Schmiedemuseums. Nicht zuletzt Kirchners Einsatz war es zu verdanken, dass Pettstadt beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ auf Bezirksebene mit der Goldmedaille ausgezeichnet wurde.

    In vielen Vereinen und Verbänden

    Dieses Engagement wurde schon 2008 von seiner Gemeinde gewürdigt: Kirchner erhielt den Titel „Altbürgermeister“. Neben seinem kirchlichen und kommunalpolitischen Engagement war er auch in verschiedenen Vereinen und Verbänden aktiv, oft als Vorstand. Nämlich in der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, dem Bezirksverbandes für Gartenbau und Landespflege Haßberge, bei der örtlichen Feuerwehr, dem Fußballverein und als Hobbyimker im Imkerverein.

    Peter Kirchner war auch Familienmensch. Er hatte vier Kinder und eine inzwischen stattliche Zahl an Enkeln. Was ihn stolz in Versform feststellen ließ: "Jetzt endlich hab' ich ihn gefunden, den schönsten Job, den der Herrgott schuf. Voller Stolz tu ich verkünden: Opa ist mein Traumberuf."

    Persönliches Resümee

    Er hätte diesen "Traumberuf" gerne noch länger ausgeübt. Doch Anfang dieses Jahres wurde bei ihm eine schwere und unheilbare Erkrankung diagnostiziert. Das Ende seines irdischen Daseins vor Augen, formulierte Peter Kirchner selbst ein persönliches Resümee, das er in einer Todesanzeige seiner Nachwelt übermittelte: "Mein Ziel war es, der Gemeinschaft und meinen Mitmenschen zu dienen. Wo es mir gelungen ist, danke ich dem Herrgott für seine Hilfe. Wo es mir nicht gelungen ist, bitte ich um Vergebung." Der Rosenkranz für Peter Kirchner ist am Dienstag, 2. April, um 18.30 Uhr in Kirchlauter. Der Trauergottesdienst mit anschließender Beerdigung findet am Mittwoch, 3. April, um 14.30 Uhr in Kirchlauter statt.

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