Wer mit offenen Augen und Herzen die provokante Ausstellung "Frauen.Taten.Werke.12 Dialoge Contemporary" im Bamberger Diözesanmuseum besucht, muss feststellen: Das weibliche Gesicht von Kirche, die nach wie vor patriarchal aufgestellt ist, strahlt wunderschön und regt zum Dialog an.
Den Ausstellungsmacherinnen – die Referentinnen für Frauenpastoral im Erzbistum Bamberg Susanne Grimmer und Anne-Kathrin Eisenbarth-Goletz, Museumschefin Carola Marie Schmidt sowie Ordinariatsrätin Dr. Birgit Kastner als Leiterin der Hauptabteilung Kunst und Kultur – ist mit dieser Schau ein spektakulärer Wurf gelungen. Denn zwölf international tätige, allesamt akademisch ausgebildete Künstlerinnen übersetzen in Malerei, Grafik, Skulptur, Installation tradierte Frauenbilder aus Bibel und Kirche ins Heute.
Frauen waren seit Beginn der Jesusbewegung beteiligt
Historische Frauenpersönlichkeiten, die im Spannungsfeld von unterordnenden Traditionen und Selbstverwirklichung, gesellschaftlichen Zwängen und persönlicher Berufung wirkten. Ja, was wäre schließlich gewesen, wenn Frauen über ihr Erlebnis am Grab Jesu Stillschweigen bewahrt hätten? Wenn sich Frauen nicht seit den Anfängen der Jesusbewegung an der Gestaltung von Theologie und Kirche aktiv beteiligt hätten? Wenn sich Frauen nicht in Verkündigung und Caritas engagiert hätten?
"Die große weibliche Traditionslinie in der Kirche wird oft verkannt und verschwiegen", beklagt Frauenreferentin Eisenbarth-Goletz. Und Museumsleiterin Schmidt zeigt zustimmend nickend auf einen Schaukasten mit Zitaten, die zum Beispiel lauten: "Kirche braucht Frauen." Oder: "Ich will nicht, dass Kirche so bleibt wie sie ist. Ich will sie verändern." Verändern im friedlichen Ringen um Geschlechtergerechtigkeit, um "weibliche Gottesrede, die verheutigt werden muss und nicht unter die Räder kommen darf", wie Frauenreferentin Grimmer sagt.
Jede Künstlerin hatte eine Bezugsperson
Tatsächlich ermutigt die Präsentation in einer überaus stimmigen Ausstellungsarchitektur zum Dialog über die Botschaften, die die Auftragswerke verdichtet erzählen. Die von einer Jury gewählten Künstlerinnen Marion Albrecht, Rosa Brunner, Anne Fischer, Kerstin Himmler, Nina Knöll, Ivana Koubek, Anna-Maria Kursawe, Margarete Schrüfer, Linda Schumann, Corinna Smok, Lisa Wölfel und Elke Zauner haben selbst den dialogischen Prozess in der Entstehungsphase ihrer Kunstwerke gewagt. Sie führten sozusagen stumme Zwiegespräche mit Maria, Maria Magdalena, Kunigunde, Clara von Assisi, Elisabeth von Thüringen, Caritas Pirckheimer, Christine Ebner, Mary Ward, Ellen Ammann, Luise Löwenfels, Tecla Merlo und Frauen heute. Und setzten das vernehmlich von diesen Frauenfiguren Zugesprochene mit verschiedenen Techniken um.
Den Künstlerinnen standen jeweils Bezugspersonen zur Seite. Mentorinnen, alle theologisch oder historisch gebildete Frauen, ließen ihr Wissen, ihre Glaubenserfahrung und eigene Texte in den dialogischen Entstehungsprozess einfließen.
Spannende Klara von Assisi
Die Dillinger Franziskanerinnen Schwester Pernela Schirmer und Schwester Martina Schmidt haben beispielsweise der Leipziger Künstlerin Lisa Wölfel die heilige Klara von Assisi (1193-1253) nahe gebracht, die als 18-Jährige Frau von Adel dem Franziskus von Assisi begegnete und von dessen radikaler Lebensform beeindruckt war. Lisa Wölfel, die in Haßfurt aufwuchs und das E.T.A. Hoffmann-Gymnasium in Bamberg besuchte, war nach eigenen Worten gepackt von dieser "spannenden Frau Klara, die ihr bewusstes Leben in Armut als Privileg verstand".
Wölfels "Klara, die Große" auf rohem, ungerahmtem Leinenstoff aus Tusche, Pastell- und Ölkreide sowie Kohle empfängt den Ausstellungsbesucher beim Rundgang und kann durchaus einen Schockmoment auslösen. Die raumgreifende "Klara" erstreckt sich über die Wand und ergießt sich förmlich über den Boden. Die Frauenfigur ist nackt, muskulös, von Krankheiten gezeichnet und verharrt in Startposition wie eine Sportlerin, die sich auf ein Rennen vorbereitet. "Ihre Muskeln zeugen von der Kraft zur frei gewählten Entscheidung für Armut", erläutert die Künstlerin Klara als Frau und Kämpferin, die wisse, was sie wolle. In ihrer ruhenden Position zeige Klara Kraft, Würde und Anspannung, die Hände seien in Bewegung begriffen: "Klara sucht, sie findet."
Podcast zur Ausstellung
Über 400 Interessierte fanden in den Dom zur offiziellen Eröffnung der Ausstellung mit den Initiatorinnen und Diözesanadministrator Weihbischof Herwig Gössl. Ein Podiumsgespräch mit Äbtissin Mechthild Thürmer und Influencerin Kira Beer moderierte Heike Kellner-Rauch. Derart eingestimmt strömten die Besucher der Vernissage in das Diözesanmuseum, nutzten das virtuelle Gästebuch und stellten sich dank Abreißblöcken an den einzelnen Kunstwerken individuell ihren "To-go-Katalog" zusammen. Obendrein gibt es für historisch-kritische Ohren einen Podcast zur Ausstellung von und mit der Historikerin Nadja Bennewitz, die in die geschichtlichen Epochen einführt.
Weiterführende Infos wie regelmäßige Termine von Führungen, der Podcast, das Begleitprogramm und ein Online-Katalog sind auf der Website des Museums abrufbar: www.dioezesanmuseum-bamberg.de

