900 Jahre alt wird Altershausen, ein Stadtteil Königsbergs, in diesem Jahr. Dies war ein Anlass für das Umweltbildungszentrum (UBIZ) und drei Protagonisten des Ökodorfs, Rudi Eller, Erwin Pfeil und Andreas Lipphardt, am Samstag im Alten Rathaus des Ortes auf einen besonders ereignisreichen Teil der Dorfgeschichte zurückzublicken.
Der Veranstaltungstermin war dabei wohl mit Bedacht gewählt. Denn so selten wie der Schalttag 29. Februar ist ein Dorf wie Altershausen, das vor knapp 30 Jahren die Energiewende einläutete, als der Begriff "Energiewende" noch nicht einmal erfunden war. Altershausen leistete damit Pionierarbeit im Landkreis und wurde seitdem mehrfach für seine nachhaltige Dorfentwicklung ausgezeichnet.
Erwin Pfeil, nach eigener Aussage letzter Vollerwerbslandwirt des Dorfes, erinnerte sich am Samstag an die Anfänge. Demnach hat er bereits im Jahr 1979 mit einer Strohheizung experimentiert, die damals jedoch vor allem Emissionen erzeugte.
"Es stieg gelber Rauch auf – wie bei einer Papstwahl", erinnert sich Pfeil unter dem Gelächter der Anwesenden. Doch er blieb hartnäckig. Als Anfang der 1990er-Jahre im Ort die Generalsanierung von Kanal und Straße anstand, gelang es ihm zusammen mit seinem Mitstreiter Rudi Eller, zwei Drittel der Dorfbevölkerung von einer gemeinsamen ökologischen Heizungsanlage zu überzeugen. "Wir waren wochenlang abends und nachts unterwegs, um die Leute zu überzeugen", sagte Pfeil.
Im November 1992 habe man den Mitbürgern ein Ultimatum gesetzt, sich für oder gegen einen Anschluss an die gemeinsame Heizungsanlage zu entscheiden. Wieder wurde eine reine Strohverbrennungsanlage in Dänemark gekauft. "Doch die haben wir nach einem halben Jahr an die Wand gefahren", erinnert sich Pfeil.
Grund dafür waren die hohen Immissionsschutzwerte, die in Deutschland höher waren als in Dänemark. Um die niedrigen Werte einhalten zu können, habe man mit höheren Temperaturen bei der Verbrennung arbeiten müssen. Bereits im Jahr 1994 sei die Anlage "fertig" gewesen. Jeden Tag habe es Störungen gegeben. Deshalb habe man sich für eine Hackschnitzelanlage entschieden, die bis heute erfolgreich läuft. Im Jahr 2005 kam eine Biomasseanlage hinzu.

Durch den Bau eines Pufferspeichers mit 40 000 Litern Inhalt komme man mittlerweile fast ohne die Hackschnitzelheizung aus. Durch das mit öffentlichen Mitteln geförderte Projekt werden in Altershausen im Jahr 170 000 Liter Heizöl eingespart – ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz.
Auch in puncto ökologischer Abwasserreinigung war Altershausen Vorreiter: 97 Prozent der Einwohner von Altershausen und Sechstal entschieden sich für eine Pflanzenkläranlage, die damals die größte ihrer Art in ganz Bayern war und das Abwasser von rund 400 Bürgern reinigte.
Für viele Bauherren attraktiv
Nach eineinhalb Jahren kamen jedoch bauliche und planerische Mängel zum Vorschein. So war das Vorklärbecken zu klein dimensioniert. Eine neue Tauchkörperanlage für rund eine Million Euro musste gebaut werden.
Auch viele Bauherren, die ihr Haus auf nachhaltige Weise bauen wollen, zog Altershausen von nah und fern an. So ist im Neubaugebiet nur noch ein Bauplatz übrig. Altershausen sei "der einzige Stadtteil von Königsberg, der in den letzten Jahren noch Zuwachs hatte", sagte Pfeil.
Andreas Lipphardt war der erste, der sein Ökohaus im Neubaugebiet im Jahr 1997 errichtete. Er hat den Bau seiner "modernen Bretterbude" bis heute nicht bereut. In der Cellulose-Dämmung der Wände sei bis heute trotz Warnung von Freunden keine einzige Maus drin, erzählte er den Zuhörern.
Preisgekröntes Konzept
Bei der preisgekrönten Konzeption des Neubaugebiets sei auf eine möglichst geringe "Verschattung" der Dächer geachtet worden, um die Nutzung der Photovoltaikanlagen zu optimieren. Dadurch mussten bezüglich der Baulinien und der Firsthöhen enge Grenzen gesetzt werden, die aber eine echte Energieeinsparung ermöglichten.
Außerdem wurden die Gebäude konsequent nach Südwesten ausgerichtet. Dadurch werden 95 Prozent der maximalen Sonnenenergieausnutzung durch die Fenster der Wohnräume erreicht. Die Versiegelung der nicht überbauten Grundstücksfläche beträgt maximal zehn Prozent.

Zufahrten wurden mit einem wasserdurchlässigen Belag versehen. Oberflächenwasser werden über einen versickerungsfähigen Bereich abgeleitet.
Unterhalb der Kirchturmspitze
Die nachhaltige Dorfentwicklung wurde auch von einem Familienbetrieb als Standortvorteil für seine Gewerbeansiedlung erkannt. Das Firmengebäude sollte dabei eine Symbiose aus Natur und Architektur widerspiegeln. Der international renommierte Architekt Mario Botta plante und realisierte eine Produktionsstätte mit bestem Gespür für die örtlichen Gegebenheiten. Für den religiösen Architekten war es wichtig, dass der Bau am Ortsrand in der Gesamthöhe unterhalb der Kirchturmspitze bleibt.
Ausgiebig begangen wird die 900-Jahr-Feier mit einem Festwochenende am 20. und 21. Juni, bei dem auch der derzeit im Bau befindliche Dorfplatz eingeweiht wird.