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HASSFURT: Altes Rathaus wird 500 Jahre alt

HASSFURT

Altes Rathaus wird 500 Jahre alt

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    Vor zehn Jahren wurde das Alte Rathaus der Stadt Haßfurt am Marktplatz nach seiner umfassenden Sanierung eingeweiht. Seitdem hat es als Sitz des Ordnungsamtes der Stadt mit Bürgerbüro und Standesamt sowie als Veranstaltungsort ein neues Kapitel in seiner Geschichte geschrieben. Einer Geschichte, die vor 500 Jahren im Jahr 1514 ihren Anfang nahm. Aus Anlass des Jubiläums findet am Mittwoch, 9. April, ein „Tag der offenen Tür“ im Alten Rathaus statt.

    „Das Alte Rathaus wurde an der Stelle des ehemaligen Haßfurter Bürgerhofes errichtet und ist erstmals für das Jahr 1409 bezeugt“, heißt es in dem Buch „Die Geschichte der Stadt Haßfurt, 1871-2007, Band 2“ von Dr. Stephan Diller. „Im Jahr 1472 wurde die Ratsstube erneuert. 1513 wurden das Rathaus und das Spitalhaus abgerissen worden. Zwischen 1514 und 1516 wurde das Rathaus neu errichtet.“

    Die einzige Quelle, so Rüdiger Kutz im Buch „Stadt Haßfurt“ 1235-1985“, sind die erhaltenen Baumeister- und Bauamtsrechnungen. Daraus geht hervor, dass ein Steinmetzmeister Michel den Auftrag für den Bau und 1515 das Haßfurter Bürgerrecht erhielt. 1514 schien das Rathaus in seiner steinernen Vierung bis zum ersten Obergeschoss fertig gewesen zu sein und so wurde an der Ostseite die Wappentafel des Fürstbischofs Lorenz von Bibra (Regierungszeit 1495-1519) mit der Jahreszahl 1514 eingebracht.

    Das dreigeschossige Bauwerk war laut Rüdiger Kutz für ein städtisches Rathaus dieser Epoche keine außergewöhnliche Leistung. Seine beiden Schaugiebel, von denen heute nur noch die beiden Giebeldreiecke durch Verzierungen hervorgehoben sind, seien jedoch ein besonderes Charakteristikum. Über einem die Traufgesimse verbindenden Wasserschlaggesims steigen vor der glatten Wand je elf über Eck gestellte Vorlagen auf, die ein Ortsgesims durchstoßen und in Fialen mit Kreuzblumen enden. „Diese Gliederung aus dem gotischen Kirchenbau unterscheidet sich von allen gleichzeitigen Rathausbauten“, betonte der Autor. „Die Stadt konnte stolz auf das Gebäude sein.“

    Das Erdgeschoss diente wohl zur Abrichtung der Reutterpferde, als Lager, Feuerlöschzentrale, Remisenhalle für Wägen, Rüstkammer sowie als Raum für die Feuerspritze, die Stadtkasse und die Gefängniszelle. Auch ein Fuhrverkehr in der Halle konnte belegt werden. Außerdem zählten Fleischbänke zur Grundausstattung des Rathausneubaus. Die Stadtwaage wiederum wird erst 1683 als unter dem Rathaus bezeugt. Bereits 1527 ist ein Gefängnis belegt, das unter der damaligen Außentreppe zum Markt hin lag und zunächst „Narrenhaus“, dann „Bürgerstraff“, „Bürgergehorsam“ und schließlich wieder Gefängnis genannt wurde. Die Außentreppe wurde erst im 18. Jahrhundert ins Innere verlegt.

    Im 1. Obergeschoss wiederum gab es eine geschossgroße, unverbaute, dreischiffige Halle, die als Bürger-, Hochzeits-, Theater- und Tanzsaal und als Tuchboden diente. Wichtigster Raum im 2. Obergeschoss war die große Ratsstube; daneben gab es auch das Ratsstüblein für ein kleineres Gremium. Bei Renovierungsarbeiten im 18. Jahrhundert, die 1776 endeten, wurden die beiden Obergeschosse völlig neu aufgeteilt und mit Stuckarbeiten aufgewertet. Die beiden Dachgeschosse wiederum wurden als Kornböden genutzt.

    Wohl um 1800 baute man auf der Westseite ein Wachgebäude mit einer Säulenvorhalle an. 1866 zog die Präparandenschule ins erste Geschoss, wobei der Umbau nach den Plänen des Haßfurter Baumeisters Pottler erfolgte. Um 1900 wurde die Fassade nach den Entwürfen des Haßfurter Malermeisters Martin Kehl im Stil der Neugotik aufwändig bemalt. Diese Bemalung musste um 1935 einem Rustikalputz in erdigen Farbtönen, auch wieder dem Geschmack der Zeit entsprechend, weichen. 1927 diente der gewölbte Raum im östlichen Erdgeschoss als Stadtarchiv, während sich im westlichen Erdgeschoss eine Arrestzelle, das „Keuchloch“ befand. Um 1960 wurden im Inneren größere Veränderungen unter anderem durch Stahlträger, Heizkamin und abgehängte Decken vorgenommen. 1972 erfolgte die letzte Fassadenrestaurierung, die den gotischen Grundcharakter des Gebäudes mit verzahnten Ecklisenen in einer Rot-Weiß-Fassung betont. 1994 zog die Stadtverwaltung aus dem Gebäude aus, da der Platz nicht mehr ausreichte.

    Schließlich erteilte die Stadt dem aus Haßfurt stammenden Architekten Reiner Bauernschmitt den Auftrag, ein Konzept zur Neunutzung des nun leer stehenden Gebäudes zu erstellen. Dieses Konzept aus dem Jahr 1997 diente der Gesamtrestaurierung, die vor zehn Jahren abgeschlossen wurde. Bei den Arbeiten wurde im Erdgeschoss die frühere Hallensituation wiederhergestellt, so dass heute sehr viele Kulturveranstaltungen aber auch private Feiern dort stattfinden können. In der Alten Wache befindet sich nun eine Goldschmiede.

    Im 1. Obergeschoss ist das Ordnungsamt der Stadt mit BürgerBüro und Standesamt eingezogen. Im 2. Obergeschoss, dessen historische Raumstruktur erhalten wurde, stehen ein kleines Trauzimmer und ein großer Trausaal zur Verfügung. Dringend erforderliche Depotflächen konnten im ausgebauten Dachgeschoss untergebracht werden, da auch ein Aufzug genehmigt worden war. Die Fassadenwirkung und die Obergeschosse entsprechen in Farb- und Oberflächenwirkung dem Eindruck des 18. Jahrhunderts.

    Von der gelungenen Symbiose zwischen dem historischen Rathausgebäude und der modernen, effizienten und bürgerfreundlichen Verwaltung können sich die Bürger beim „Tag der offenen Tür“ am 9. April von 12.00 bis 17.00 Uhr selbst überzeugen.

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