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EBERN: Am Hambach röhren die Motoren

EBERN

Am Hambach röhren die Motoren

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    An sonnigen Wochenenden, manchmal auch unter der Woche, dröhnen am Hambach und am Fierster Berg zwischen Untermerzbach und Ebern die Motoren. Motorradfahrer, die mitunter von weit her kommen, nutzen die kurvenreiche Strecke, um ihren Spaß auf den Maschinen auszuleben. Das sorgt bei Bewohnern naher Ortschaften, die sich durch den Lärm belästigt fühlen, aber auch bei Autofahrern, die sich oft von den Bikern bedrängt und ihn Gefahrensituationen gebracht fühlen, für Unverständnis und Ärger.

    Das Problem ist bekannt und erkannt. Die Staatsstraße 2278 zwischen Ebern und Untermerzbach ist ein Eldorado für Motorradfahrer und somit des einen Freud, des anderen Leid. Der „Fierster Berg“ auf Eberner und der „Hambach“ auf Untermerzbacher Seite ziehen Motorradfahrer magisch an. „Der Asphalt ist gut, man hat schöne übersichtliche Kurven, wo man seine Maschine laufen lassen kann“, sagen die Biker. Für sie ist es Spaß am Fahren, für Menschen in den nahen Ortschaften ein Ärgernis. Vor allem in den Spitzkehren beklatschen Motorradfahrer ihre Artgenossen, wenn sie tollkühn, mit dem Fußraster oder dem Knie fast auf dem Asphalt, die Kurven nehmen.

    Deshalb hat die Verkehrsbehörde beim Landratsamt Haßberge für dortige Einfahrten ein absolutes Halteverbot erlassen, um zu verhindern, dass „Fans“ der Biker in diesen Einfahrten stehen bleiben und die halsbrecherischen Aktionen beklatschen.

    Die Polizeiinspektion Ebern kennt das Problem, ist verstärkt in den Hambachkurven präsent und versucht gezielt, mit Schwerpunktkontrollen das Phänomen einzudämmen. Auch an Christi Himmelfahrt war die Polizei von zwölf bis 17.30 Uhr am Hambach, um die Motorradfahrer einer Kontrolle zu unterziehen. Polizeioberkommissar Tobias Kern von der PI Ebern war mit seinem Kollegen POM Martin Göller und zwei Motorradspezialisten der Verkehrspolizeiinspektion (VPI) Biebelried an der Kontrollstelle.

    Die Ausfahrt am „Vatertag“ mit seiner „altertümlichen“ Harley Davidson hatte sich ein etwa 50-jähriger Mann sicher anders vorgestellt. An der Kontrollstelle musste er sich einem längeren Stopp unterziehen. Die Polizeioberkommissare Werner Seifert und Michael Gerhart von der VPI Biebelried begutachteten die mattschwarz lackierte Maschine. Beim Umrunden der Harley legte sich die Stirn von Seifert in Falten, da ihm an dem Prachtstück offensichtlich einiges nicht ganz geheuer vorkam. Hinzu kam, dass der Biker weder Führerschein noch einen Ausweis bei sich hatte.

    Seifert stellte Fragen zum Baujahr oder zu Veränderungen die vorgenommen wurden, welche der Besitzer nur unzureichend beantwortete, und vorgab, dass die Veränderungen im Fahrzeugbrief eingetragen wären. Der war aber nicht greifbar. POK Seifert: „Die Maschine bleibt so lange stehen, bis alles vollends geklärt ist, notfalls lasse ich sie von einem amtlichen Sachverständigten begutachten.“ Er und der Besitzer der Harley wurden sich einig, dass der Kfz-Brief an die Kontrollstelle geholt wird. Das „schwarze Prachtstück“ blieb zunächst „verwaist“ am Hambach stehen. Zwischenzeitlich holte sich POK Seifert per Handy zu dem Gefährt noch weiteren fachlichen Rat ein.

    Die Kontrolle ging weiter. POK Kern winkte ein weiteres Motorrad in die Kontrollstelle. Zum Vorschein kam, als der Helm abgenommen wurde, eine freundliche Frau zwischen 40 und 50. „Machen sie auch einen Vatertagsausflug“, scherzte Kern und kam mit der Frau, die wusste, dass es an ihrer Honda nichts zu beanstanden gab, in ein nettes Gespräch. An ihrer Maschine war auch tatsächlich nichts auszusetzen, so dass sie ihren Weg fortsetzen konnte. „Noch einen schönen Tag“, rief sie den Polizisten zu und weg war sie.

    Nachdem der Kraftfahrzeug-Brief für die Harley endlich vorlag, fiel den Beamten die ungewöhnlich hohe Fahrgestellnummer ins Auge. „Für eine Harley Baujahr 1951 ist die meiner Meinung nach zu hoch“, sagte POK Seifert. Außerdem war der Rahmen geschweißt und nicht – wie zum Produktionszeitraum üblich – verlötet. Bei Inaugenscheinnahme des alten Fahrzeugbriefes stellte sich heraus, dass einem Sachverständigen, der ein Gutachten nach dem Import der Maschine aus den USA ausgestellt hatte, wohl Fehler unterlaufen waren. Durch die Zulassungsstelle waren die fehlerhaften Daten in die Zulassungsbescheinigung übernommen worden.

    Durch entsprechende Recherchen konnten die Polizisten vor Ort klären, dass das amerikanische Militär genau im Jahr 1951 beim Hersteller einen großen Auftrag geordert hatte und deshalb die fortlaufenden Fahrgestellnummern wesentlich höher waren als in den Jahren zuvor. Der Rahmen war an den zuvor verlöteten Muffen nachgeschweißt worden. Nachdem diese Fakten nachvollziehbar waren, durfte der Mann nach mehr als zwei Stunden weiterfahren. „Er muss sich darum kümmern, dass er ein korrektes Gutachten für seine Maschine bekommt, und mit diesem die Eintragungen berichtigt werden“, sagte Seifert.

    „Fluchtverhalten“ legte ein Motorradfahrer an den Tag, dessen Maschine schon von weitem wegen der lauten Geräuschkulisse auffiel. Kurz vor der Kontrollstelle bremste er abrupt ab, drehte um und fuhr davon. Da hatte er aber die Reaktion der beiden Polizeikradfahrer unterschätzt. Nach kurzer Verfolgung konnte er von denen in Untermerzbach gestoppt werden. Als Ausrede für sein abruptes Wenden sagte er, ihm sei plötzlich eingefallen, er müsse zu Hause noch etwas arbeiten.

    Allerdings wurde der wahre Grund schnell offenbar. Der Hinterreifen seiner Maschine war extrem abgefahren und der Schalldämpfer, der sogenannte „DB-Killer“, war ausgebaut. Zudem hatte er keinen vorgeschriebenen Rückstrahler montiert. Der „DB-Killer“ wurde unter der Rückbank mitgeführt. Erst nachdem er diesen wieder eingebaut hatte, konnte er weiterfahren. Ihn erwartet ein saftiges Bußgeld wegen des glatten Reifens und der technischen Fahrzeugveränderung.

    Insgesamt hofft die Polizei, mit ihren Kontrollen die Motorradfahrer zu einem besseren Fahrverhalten zu bewegen und dazu, technische Veränderungen zu unterlassen. Danach gefragt, ob sie daran glauben, dass das gelingt, blickten sich die vier Beamten, die „ihren Vatertag“ im Hambach bei der Kontrolle verbracht hatten, achselzuckend an. Klar ist aber, dass dort auf jeden Fall weiter verstärkt kontrolliert wird.

    Kontrollergebnis Bei der „Vatertagskontrolle“ am Christi Himmelfahrt am Hambach wurden 117 Motorräder kontrolliert. Vor allem am frühen Nachmittag stieg der Motorradverkehr am Hambach rasant an, sagte POK Kern von der PI Ebern. Zweimal wurde Bikern die Weiterfahrt untersagt, weil technische Veränderungen vorlagen und somit die Betriebserlaubnis der Maschinen erloschen war. Erstattet werden fünf Verkehrsordnungswidrigkeitenanzeigen, in zwei Fällen wurden Verwarnungsgelder erhoben. Elf Mängelberichte wurden gefertigt, die Beseitigung der Mängel müssen die Besitzer der Motorräder bei der Polizei nachweisen. Außerdem wurden 38 mündliche Verwarnungen wegen kleinerer Mängel ausgesprochen. In Jahr 2017 passierten zwischen Ebern und Untermerzbach am „Fierster Berg“ und am „Hambach“ bisher vier Verkehrsunfälle mit Kradfahrern. „Die Ursache war, dass sie wegen zu hoher Geschwindigkeit in den Kurven abgeschmiert sind“, so Kern. Die ersten Unfälle mit Motorrädern waren schon im März an den wenigen warmen Sonnentagen zu verzeichnen. In einem Fall fuhr der Fahrer nach dem Unfall verletzt noch mit seinem Krad nach Schweinfurt. Erst dort wurde er ins Krankenhaus gebracht und landete wegen der schweren Verletzungen sofort auf der Intensivstation. Der bisher letzte Unfall ereignete sich bei Fierst. Zwei befreundete Kradfahrer fuhren Richtung Ebern, der erste wollte auf der Kuppe unvermittelt wenden, der zweite hat das übersehen und fuhr auf. Durch den Anstoß flog er über den ersten Kradfahrer weg auf die Fahrbahn und wurde leicht verletzt. „Im Jahr 2016 hatten wir insgesamt nur fünf Unfälle mit Kradbeteiligung zu verzeichnen“, sagt Kern und meint, dass heuer mehr zu erwarten sind. Vier haben wir ja schon.“

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