Lkr. Hassberge (jg) Wenn man an eine bunt blühende Sommerwiese denkt, was fällt einem da spontan ein? Farbenfrohe von Blüte zu Blüte gaukelnde Schmetterlinge. Bekannte Vertreter sind Arten wie Tagpfauenauge, Schwalbenschwanz, Schachbrett oder der Zitronenfalter. Doch allein in Deutschland gibt es 193 verschiedene Arten von Tagfaltern, wovon etwa 90 Arten in unserem Landkreis zu finden sind.
Neben den Clowns unter den Tagfaltern gibt es auch viele kleine und unscheinbare Arten. Es gibt Arten, bei denen nur eine Pflanzenart als Larvenfutterpflanze dient. Entsprechend anfällig sind diese Tiere gegenüber Veränderungen ihres Lebensraums - denn wenn diese Pflanzen nicht mehr blühen, haben sie nichts mehr zum essen.
Besonders betroffen ist davon unter anderem der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Glaucopsyche teleius). Diese Art besiedelt Feuchtwiesen und Hochstaudenfluren sowie Ränder von Gräben, Gewässern und Mooren - weswegen sie auch mancherorts Großer Moorbläuling genannt wird. Entscheidend für das Auftreten dieses Tagfalters ist zum einen das Vorkommen des Großen Wiesenknopfs (Sanguisorba officinalis) und zum anderen das Vorhandensein von Nestern einer speziellen Ameisenart.
Auf die Ameisen sind die Falter angewiesen, da sie eine beeindruckende Besonderheit in ihrer Entwicklung haben: Die erwachsenen Falter, die im Juli und im August fliegen, legen ihre Eier an kleinen Blütenköpfen und -knospen des Großen Wiesenknopfs ab. Die Raupe verlässt ab Ende August die Fraßpflanze und wird nun von Ameisen einer speziellen Art adoptiert. Auslöser dieses Verhaltens ist offenbar ein Sekret, das die Bläulingsraupen absondern und welches von den Ameisen aufgeleckt wird. Die Ameisen werden davon offensichtlich stark beeinflusst.
Zusätzlich können die Raupen den Nestgeruch der Ameisen imitieren. Aufgrund dieser beiden Punkte werden die Bläulingsraupen von den Ameisen wie die eigene Brut gepflegt, obwohl sie sich räuberisch von deren Eiern und Larven ernähren. Einmal im Ameisennest untergebracht, haben die Raupen ausgesorgt. Der gesamte Rest der Entwicklung verläuft im Ameisennest.
Aufgrund von Lebensraumverlusten, wie beispielsweise der Nutzungsaufgabe von Wiesen, sowie durch die Verinselung verbliebener Lebensräume sind viele Arten in ihrem Bestand bedroht. Vor allem die frühe und häufige Mahd der Wiesen stellt die Tagfalter vor große Probleme. Einerseits haben bereits an Pflanzen abgelegte Eier bei einer erneuten Mahd keine Chance sich zu entwickeln, andererseits finden auch erwachsene Tiere keine Blüten mehr, von denen sie sich ernähren können.
Den großen Wiesenknopf benötigen die Falter zur Ernährung. Diese Pflanzen stellen die fast ausschließliche Nektarquelle für die Art dar. Leicht vorstellbar ist nun, wie es den Tieren auf einer Wiese bei früher und häufiger Mahd ergeht. Sie finden schlicht und ergreifend kein Futter mehr.
Damit die Raupen den komplizierten Entwicklungszyklus vollständig durchlaufen können, wäre es wichtig, Mähtermine auf die Art abzustimmen, insbesondere was einen späten Mahdtermin der Wiesenknopf-Flächen betrifft.
Auf jeden Fall besteht für die Schmetterlingsart akuter Handlungsbedarf, da diese Spezies weltweit gefährdet ist. Für unseren Landkreis hat dies besondere Gewichtung, denn hier befindet sich im Steigerwald einer der Verbreitungsschwerpunkte in Nordbayern. Im Aurachtal konnte eine Population von etwa 1000 Tieren ermittelt werden. Daneben gibt es auch bei uns nur zwei weitere Fundpunkte.