Zahlreiche Veranstaltungen haben sie erfolgreich gemeistert. Doch wer gedacht hatte, die Zeiler sind nach der vielen Feierei nun erschöpft, ausgelaugt, ideenlos, faul – auf Deutsch: „Sie haben 2018 ihr Pulver verschossen“ – der wurde am Samstagabend eines Besseren belehrt. Auch im Jahr 1001 nach der Stadtgründung ging es heiß her. Und zwar bei der ersten Büttensitzung der Narrenzunft am Samstagabend.
Und dass bereits vor einigen Jahrhunderten der Humor eine große Rolle spielte, wurde innerhalb der mächtigen Mauern um Burg Schmachtenberg – besser gesagt „Rudolf-Winkler-Haus“ – schnell deutlich. Bei „Gott zum Gruße Narrenschar, wie?s heute ist und früher war“ gab es unheimlich viel „Närrisches aus dem Mittelalter“ zu sehen, zu hören und zu erleben.
König Thomas der Erste
Vor allem ein prachtvolles Fest zu Ehren von König Thomas dem Ersten (Sohn der Königsfamilie Stadelmann), der ein Sonderlob erhielt, weil er sich den Herausforderungen des Volkes zu Hauf und ohne Pein gestellt und es zum Siege der 1000-jährigen Schlacht geführt habe. Kein Wunder, dass dieser sich bei einem gemeinsamen Mahl huldigen ließ. Und was gab es zu Essen und zu Trinken? Köstlichen Fleischlappen, in Darm gepresstes Fleisch und Humpen von Gerstensaft. Einfach lecker.
Für beste Unterhaltung sorgten im Jahr 1 nach dem freiwilligen Rückzug von „Resi und Babet“ bestens aufgelegte Büttenredner, temperamentvolle Tänzer und Tänzerinnen verschiedener Garden, Funkemariechen Sarah Hetterich, fetzige (Live)-Klampfen-Musik sowie ein hochkompetenter Programmdirektor namens Max Wolfschmitt, besser bekannt als „Hofnarr“.
Bloß nicht nach Sand am Main
Dieser präsentierte dem König sowie dem Volk beispielsweise sieben grazile Damen, die auf den Namen „Prinzenschwarte“ hörten und nur eines im Sinn hatten: „Wir retten das Hallenbad“. Nach langer Diskussion zwischen Kassiererin, Bademeisterin, Putzfrau, Meerjungfrau, Krake und Badegast stand auch für den Fall der Errichtung eines neuen „Schwimmtempels“ fest: „Wo auch immer in diesem Land. Hauptsach es kommt nicht nach Sand.“ Ob aber ein Gondelruderkurs, ein Meerjungfrauen-Schwimmen, eine „Ladies Night“ im Silvanerbecken, die Chippendales, ein Fischerstechen, Beckenbodengymnastik oder eine „Arschbomben-water-jump-challenge“ noch dafür sorgen würden, dass Zeil sein Hallenbad behält?
Sander schwimmen in Geld und Gold
Apropos Sand: „Le Korboral“ Udo Rippstein und seine Sander Franzosen fühlen sich in Zeil einfach wohl. Zum dritten Mal hintereinander sind sie „über den Main herübergekommen, um Euch auf den harten Boden der Wirklichkeit zurück zuholen und um Bilanz zu ziehen, wie weit wir mit der Integration in die Großgemeinde Sand vorangekommen sind.“ Außerdem machten sich die erneut mit allerlei Blasinstrumenten ausgestatteten Gäste zahlreiche Gedanken über die Probleme der geliebten „Nachbarn“ in der angehenden „Hartz-4-Stadt“ („eure Armut kotzt uns an, Zeiler wird müssen reden“). Unter anderem – was sollte es sonst sein – beschäftigte sie das „marode Chlor-Bleich-Bad“, was also zum zweiten Mal an diesem Abend zur Sprache kam. „Jahrzehntelang habt Ihr es verpennt. Modernisierung ist dem Zeiler fremd“, spotteten sie. Deswegen bekam auch der im Vorjahr zum Ortsteilsprecher degradierte Thomas Stadelmann sein Fett weg. „Den Stadelmann als letzter im Bund, den machen jetzt seine Bürger rund, Plitsch, platsch“, sangen die Franzosen. Haßfurt, Eltmann, Knetzgau und Sand hätten es außerdem schon längst erkannt: „In Zeil da steckt mer ka Gald mer nei .. die stampft ma höchstens ei.“ Anders die Situation in ihrer Heimatgemeinde. Wenn beispielsweise „der FC Sand eine Straße aus purem Gold von der Kirche bis zum Sportplatz wollte, also nur mal angenommen. Des wär kein Problem. Geld ist da.“
Der Pfarrer auf dem roten Bock
Mit seiner Motorradkutte hatte zuvor Pfarrer Michael Erhart sein Priestergewand getauscht und als Kilometerfresser von seiner Leidenschaft geschwärmt von: „Zarah meinem roten Bock, mit dem ich durch die Gegend rock.“ Der von einem Unfall noch arg lädierte Geistliche machte sich seine Gedanken über wilde Picknicke am Freialtar, über allzu heftige Silvesterknallerei oder der Missbrauchsdebatte in der Kirche. Und auch bei ihm durfte das Thema „Hallenbad“ nicht fehlen. Ein „Aus“ wäre „für unser Zeil halt einfach unschön, wenn sich die Tore dort echt schließen, kein Schwimmgenuss mehr zu genießen, kein Kind, das Lebenswicht?ges lernt, da würd die Stadt etwas entkernt“, meinte er. Und die vielen Feiern zum Stadtjubiläum? „Talent und Fleiß tat es da geben, die hier sich letztes Jahr ausleben. 1000 Jahre Zeil es war, für mich war es gar wunderbar“, lobte Michael Erhart und fügte schmunzelnd hinzu: „Ich konnte nämlich Strom oft sparen, das Licht bei mir herunterfahren, denn mehrmals gleich da tat es sein, da strahlt das Licht von außen rein.“
Die Mitwirkenden in der Zeiler Bütt Purzelgarde: Emma Biese, Lilo Einbecker, Lucia Falk, Maja Fischer, Mia Heidig, Amelie Hoh, Emil Hömer, Jakob Maier, Marie Schön, Clara Schwappach: Choreographie/Einstudierung: Tina Hömer und Christina Krapf. Garde: Selina Brändlein, Sandra Hetterich, Selina Lehmbruch, Denise Münch, Stella Niebling, Laura Schnaus, Michelle Schnitzer, Hannah Schuhmann, Kristina Zitzmann. Choreographie/Einstudierung: Barbara Stahl. Peter Pan: Helena Altmann, Lea Auer, Elisabeth Brecht, Ioanna Caritos, Xenia Charitos, Loreena Diehm, Luca Diehm, Finja Einbecker, Mia Leisentritt, Nele Metz, Veit Nüsslein, Hannah Reick, Lea Schön, Finja Stengritt, Emily Syka, Aurelia Thomann. Idee und Einstudierung: Karina Daub, Kerstin Oppelt. Ballet meets Hip-Hop: Luisa Bedacht, Lena Braun, Jenaya Curry, Sina Dürbeck, Franka Kuhn, Lisa Marie Lehmann, Samira Lehmbruch, Lena Meier, Amy Miller, Maria Minnich, Melissa Schuck, Angeline Tschiggfrey. Choreographie/Einstudierung: Kathrin Heidig. Frisuren: Katharina Schwappach. Prinzenschwarte: Christiane Garreis, Theresa Hoh, Martina Kehl, Christina Rössler, Florenze Rössler, Susanne Wolfschmitt, Nadine Wolfschmitt. Choreographie/Einstudierung: Theresa Hoh. Radio Westheim: Elke Hausmann, Jennifer Scholl, Lucia Schüssler und Christine Schweibold. Feelstimmig: Tina Hömer, Birgit Pottler-Calabria. Gitarre: Roland Glaser. Einstudierung: Detlef Glaser. Sander Franzosen: Dirk Rückert, Helmut, Jürgen, Klaus, Klaus und Stefan Krines, Mathias Mittrach, Udo Rippstein. Rock me Amadeus: Karina Daub, Saskia Göpfert, Sandra Hetterich, Christina Krapf, Vera Leisentritt, Selina Lembruch, Theresa Miller, Denise Münch, Stella Niebling, Eva-Maria Rausch, Veronika Rausch, Vanessa Roth, Laura Schnaus, Hannah Schumann, Anna Stadelmann, Kristina Zitzmann. Choreographie/Einstudierung: Theresa Hoh. Maske: Florence Rössler, Karina Leisentritt-Melchior und Vera Leisentritt. Nexdöcher: Johannes Hoh, Christian Melchior, Tobias Müller, Sebastian Rausch, Julian Schneidawind, Julian Wolfschmitt, Max Wolfschmitt, Tobias Zink. Prolog, Sketche und Büttenreden: Anna Stadelmann, Finn und Bastian Düring, Michaela Pottler-Zink und Lothar Certowicz, Christian Melchior und Dominik Syka, Gabi Leisentritt und Monika Stadelmann.