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Hofheim: Aschermittwoch muss nicht alles vorbei sein

Hofheim

Aschermittwoch muss nicht alles vorbei sein

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    Pastoralreferentin Agnes Donhauser
    Pastoralreferentin Agnes Donhauser Foto: Monika Donhauser

    "Kannst du was zu Fasching machen?" Immer wieder bekomme ich diese Frage gestellt und habe stets dankend abgelehnt. Ich bin keine Karnevalistin. Ich war nie in einem Faschingsverein, sondern an den närrischen Tagen meist abseits von Helau und Konfettikanonen zu finden. Trotzdem faszi-niert mich diese bunte, ausgelassene Welt des Karneval. Mit welcher Leichtigkeit, Freude und Be-geisterung Tanz- und Akrobatikgruppen ihre Acts auf die Bühne zaubern, als wäre das für groß und klein das normalste auf der Welt. Wie herrlich direkt Sketche und Büttenreden sind, manch einen aufs Korn nehmen ohne verletzend zu werden, schwere Themen mit einem Augenzwinkern aufgreifen und die Damen und Herren in der Bütt auch noch spontan auf die Reaktionen des Publikums eingehen. - Das ist für mich beeindruckend.

    Hut ab vor allen, die das Jahr für Jahr auf die Beine stellen, denn da steckt auch jede Menge Arbeit, Energie und Frust drin. Wie lange die Mädels und Jungs wohl trainiert haben - und das nicht nur in der Zeit in der ich immer wieder mal höre "Da kann ich nicht, ich habe Gardetraining"? Wie viele Stunden Arbeit drin stecken, bis das Vertrauen da ist, auch wirklich aufgefangen zu werden, wenn man durch die Luft gewirbelt wird? Wie viele zerknüllte Zettel mit angefangenen Reimen, die im Endergebnis so locker flockig daher kommen, schon im Mülleimer gelandet sind, Seiten am PC wieder gelöscht wurden und an der Wortwahl getüftelt wurde, bis ein rundes Gesamtkunstwerk entstand, das einerseits kritisch- bissig aber dennoch lustig und leicht daher kommt?

    Ich kann es nur erahnen. Aber jedes Mal, wenn ich an Fasching das Endergebnis dieser Prozesse sehe, denke ich mir, dass da so viel drin steckt, was auch für das ganz normale Leben gilt: Ja, es ist nicht alles leicht und wahrlich nicht jeder Tag zum Lachen. Trotzdem kann man manches mit Humor und Leichtigkeit angehen, damit es nicht mehr ganz so schwer ist. Manchmal bewegt sich schon durch gemeinsames Lachen, durch Begegnungen außerhalb der gewohnten Muster einiges.

    Hinter bunten Kostümen kommen Leute aus sich raus, die sonst eher still sind und das Leben sehr ernst nehmen. Und ja, auch der Fasching nimmt das Leben ernst, aber eben anders. Die Schwierigkeiten und Fragen des Alltags werden nicht weg gewischt, sondern einfach nur anders angegangen: Mit Leichtigkeit,Verrücktheit im positiven Sinne, sowie mit einer guten und wohlwollenden Grundhaltung einander gegenüber. Schon wird manches leichter, was vorher ein lei-diges Thema war und mancher Lapsus, für den man gerne im Boden versunken wäre, ist im Rückblick nur noch halb so wild, wenn man gemeinsam drüber lacht.

    In dem Punkt können auch  Nicht-Faschingsnarren einiges von der fünften Jahreszeit lernen: nie das Lachen vergessen, bei allem Ernsten, mit dem man sich rumschlagen muss, manches lockerer sehen und sich trauen, verrückt und anders zu sein. Ich wünsche Ihnen einen schönen Faschingsausklang und auch dann noch jede Menge Fröhlichkeit und Humor, wenn sich das Leben wieder jenseits bunter Farben und lustiger Reime abspielt. Denn ab Aschermittwoch muss eben auch nicht alles vorbei sein.

    Autorin: Pastoralreferentin Agnes Donhauser, Pastoraler Raum Haßberge West, Pfarreiengemeinschaft Hofheim.

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