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EBERN/NÜRNBERG: Auf den Ansatz kommt es an

EBERN/NÜRNBERG

Auf den Ansatz kommt es an

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    Beim Sommerkonzert der Realschule Ebern haben die Kinder der Chorklasse das Programm von „klasse.im.puls“ vorgestellt.
    Beim Sommerkonzert der Realschule Ebern haben die Kinder der Chorklasse das Programm von „klasse.im.puls“ vorgestellt. Foto: Foto: Bernd SchmidT

    Die Chorklasse der Dr.-Ernst-Schmidt-Realschule Ebern nimmt am „klasse.im.puls“-Chorklassenkonzert teil. Gemeinsam mit etwa 300 jungen Sängern aus Bayern werden die Mädels und Buben der fünften Jahrgangsstufe am Dienstag, 17. Juli, beim Konzert mit dem Nürnberger Symphonieorchester unter Leitung seines Chefdirigenten Alexander Shelley mitwirken.

    Für die Schüler und ihre beiden Lehrer Bernd Schmidt und Heiko Müller gibt es am Montag und am Dienstag außergewöhnliche Unterrichtstage. Früh am Morgen geht es mit dem Bus nach Nürnberg zu einer Konzertprobe mit den Profi-Musikern des Symphonieorchesters. Aber nicht etwa als Zuhörer werden die Kinder das Konzerthaus betreten. Sie selbst sind die Akteure, sozusagen die Hauptpersonen, und die Musiker ihre Begleitung.

    Einer Initiative des Fachbereichs Musikpädagogik der Universität Erlangen folgend, werden seit drei Jahren an fast 100 bayerischen Schulen fünfte und sechste Klassen als „aktiv musizierende Musikklassen“ geführt. Durch gemeinsames und zielorientiertes Arbeiten schaffe die neue Unterrichtsform ein positives, aggressionsfreies Lernklima und steigere die Konzentrationsfähigkeit, heißt es.

    Chorklassenleiter Schmidt bestätigt, dass sich seine 27 Schüler untereinander sehr positiv verhalten. „Gemeinschaftliches Singen bedeutet gleichzeitig Klassenzusammenhalt“, sagt er. Das wirke sich vorteilhaft auf das Miteinander aus. Mehrere Chorkinder wirken außerdem in der Arbeitsgemeinschaft Garten mit oder spielen im Orchester: „Sie haben grundsätzlich eine bejahende Einstellung zu den täglichen Aufgaben.“ Die Schüler der Chorklasse erhalten eine zusätzliche Unterrichtsstunde, also drei Musikstunden pro Woche.

    Schon seit Monaten wird für das große Konzert in Nürnberg geprobt. Vor der Bewerbung für das Projekt informierte Schmidt Eltern und Kinder und teilte mit, was auf sie zukommen würde. „Die Eltern haben das Projekt mitgetragen“, freut sich der Lehrer. Bildung von Zehn- bis Zwölfjährigen erfordere immer auch das Engagement der Eltern. „Dabei ist das nicht nur eine neue Erfahrung für die Kinder“, sagt Schmidt, „denn die meisten Eltern kommen dadurch erstmals mit klassischer Musik in Berührung“.

    Auch finanziell kommt einiges auf die Familien zu – und auch da hilft Gemeinschaft: Die Firma Fertsch aus Eyrichshof hat die Chorklassen-T-Shirts gesponsert, Vater Suchy, der Busfahrer, nimmt einen Tag Urlaub, um die Kinder zum Konzertort zu transportieren. Besonders freut Schmidt, dass „alle Eltern Eintrittskarten für das Abschlusskonzert am Dienstagabend gekauft haben“. Für Bianca Suchy aus Untermerzbach, Mutter von Chorklassensänger Christopher, ist das „ganz selbstverständlich“. Sie lauscht zwar lieber Musicals, aber „wenn der eigene Sohn mitmacht, hört man sich doch alles an“. Der Sohn ist nicht weniger euphorisch. „Das ist eine Super-Chance“, erklärt Christopher, „wir können mit den Sinfonikern singen“.

    Seit zwei Jahren lernt er Trompete spielen. Als Mitglied der Gereuter Blaskapelle weiß er, worauf es ankommt: „Der Ansatz ist wichtig. Ich werde bei den Bläsern im Orchester genau hinsehen.“

    Die Profis freuen sich auf die „Begegnung mit dem Publikum von morgen“. Orchestervorstand und Solohornist Matthias Nothelfer schätzt die Möglichkeit, „das Orchester den jungen Leuten zu präsentieren und gemeinsam zu musizieren“. Er meint, „das Selbsttun“ sei wichtig, und das ginge „nirgends einfacher als beim Singen, denn dafür bedarf es keines Instrumentes“.

    Der „klasse.im.puls-chor“ soll auch visuell Einheitlichkeit ausdrücken. Schwarze Kleidung ist vorgeschrieben. „Christopher hat Glück“, sagt seine Mutter, „denn wegen der Blaskapelle hat er eine schwarze Hose“. Das Oberteil musste gekauft werden. „Es gibt ja diese Kleiderordnung“, ergänzt Christopher. Die findet er „blöd“ und meint, „bunt wäre besser“. Die Mutter indes findet den Zuschuss der Schule hilfreich, sagt aber, finanzieller Aufwand sei absehbar gewesen, als die Entscheidung für die Chorklasse fiel. „Auch dabei ist der Ansatz wichtig.“

    Die Kinder der fünften Klassen haben eine extra komponierte „Hymne“ einstudiert. Alles wird auswendig gesungen. Das unterscheidet sie von den meisten Chören, die auf Veranstaltungen zu erleben sind. Ansonsten soll alles so sein wie bei „richtigen Künstlern“, so will es das Projekt. Dazu gehören Disziplin, Durchhaltevermögen, äußere Erscheinung und ein harmonischer, „wohl temperierter Klang“. Ob schwarze Kleidung dazu beiträgt, sei dahingestellt, zumal selbst die Profis in ihrer „legeren Bekleidung“ auftreten werden. „Wir spielen in schwarzer Hose und Hemd“, verrät Nothelfer, „nicht im Frack, wie bei den Abo-Konzerten“. Die Symphoniker treffen sicher die Töne – mit oder ohne Frack. Der Ton der hoch motivierten jungen Sänger aus Ebern dürfte begeisternd sein. Und von der Aufregung wohl erhitzte Kindergesichter werden Farbe ins Spiel bringen.

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