Die Diskussion um die Bilder und die Person von Fritz Bayerlein (1872-1955) und darum, was in öffentlichen Gebäuden gezeigt werden sollte, kocht weiter. Auch nachdem der Bamberger Stadtrat am 2020 mit großer Mehrheit entschied, die großformatigen Gemälde des Malers aus dem Großen Ratssaal im Rathaus Maxplatz und aus dem Trausaal abzuhängen. Denn die idyllischen Bamberger Ansichten und Landschaftsmotive im Stil des späten 19. Jahrhunderts sind bei vielen durchaus beliebt. Zumal sie auf den ersten Blick offensichtlich nichts von der nationalsozialistischen Ideologie zeigen, zu der sich Bayerlein auch nach 1945 klar nachgewiesen bekannte.
"Wieweit sind wir bereit, uns von liebgewordenen Bildern zu trennen, wenn wir darüber Informationen erhalten, die störend sind oder nicht zu unserer Vorstellung passen?" Das stellte Kristin Knebel, Direktorin der städtischen Museen, bei der Eröffnung einer kleinen Ausstellung zur "Causa Bayerlein" als Ausgangsfrage. Eine Antwort gab sie allerdings nicht: "Diese Frage mag jeder selbst für sich beantworten, wie es uns überhaupt hier darum geht, dass man sich selbst eine Meinung bilden kann", erklärte Knebel.
So nennt die Museumschefin die von Kunsthistorikerin Daniela Gäbisch kuratierte Präsentation auch "Sammlungsintervention". Mit wenigen ausgewählten Arbeiten von Fritz Bayerlein – Studien, die er im Auftrag der Nationalsozialisten geschaffen und im Nachlass seiner Geburtsstadt Bamberg überlassen hat – ging Gäbisch mitten in die Galerie der 100 Meisterwerke im Historischen Museum hinein. Diese Vorstudien, unter anderem zu dem nunmehr abgehängten Bild aus dem Großen Ratssaal, wurden wohl noch nie öffentlich gezeigt.
Wissenschaftliche Tagung im Herbst
Für Kristin Knebel bedeutet dieser Zusammenhang "Transparenz im Umgang mit den Beständen in den Museen". Die Bayerlein-Schau soll Besuchern die Möglichkeit geben, sich leicht zugänglich umfassend zu informieren über Leben, Wirken und Werk des Malers und sich damit ein eigenes Bild zu verschaffen. Dazu sei eine digitale Präsentation auf dem Tablet gestaltet worden, die auch zum Mitnehmen zur Verfügung stehe. Als weiteren wichtigen Bestandteil der Schau führte die Museumsdirektorin das Diskussionsforum an, sowohl analog in Gestalt eines Besucherbuches, als auch digital.
Knebel dankte Horst Gehringer, Leiter des Stadtarchivs, für die unkomplizierte fachliche Beratung und die Bereitstellung von Archivalien zur Einsicht. Sie verwies zudem auf die fundierte Arbeit von Professor Andreas Dornheim, der in mehreren Vorträgen und seinem Aufsatz 2017 im Berichtsband des Historischen Vereins wichtige Grundlagen gelegt habe.
Oberbürgermeister Andreas Starke wandte sich in der "Causa Bayerlein" gegen "die Verharmlosung oder das Ignorieren von Fakten" und mahnte eine "sachgerechte und differenzierte Betrachtung" an. Er räumte ein, dass eine solch kleine Präsentation eine intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema nicht ersetzen könne. Einen wichtigen Beitrag dazu soll im Herbst eine Tagung mit dem Titel "Die Stunde der Heimatmaler. Fritz Bayerlein, die ‚Gottbegnadeten‘ und die NS-Kulturpolitik" mit renommierten Fachwissenschaftlern im Auftrag der Stadt Bamberg leisten.
Die Präsentation "Eine Hassliebe? Fritz Bayerlein und Bamberg" ist bis auf Weiteres zu den Öffnungszeiten des Historischen Museums zu sehen.