Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz vergibt dieses Jahr den "Deutschen Preis für Denkmalschutz" an die Gemeinde Untermerzbach und den Träger- und Förderverein Synagoge Memmelsdorf. Das teilt der Verein in einer Pressemitteilung mit, der auch die folgenden Informationen entnommen sind.
Aus Anlass der Renovierung der Synagoge im Ortsteil Gleusdorf hatten das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege die Auszeichnung vorgeschlagen. Am 28. Oktober erhalten die beiden Preisträger in Mainz die Silberne Halbkugel. Der Preis ist die höchste Auszeichnung in diesem Bereich und gilt herausragenden Leistungen zur Bewahrung des baulichen und archäologischen Erbes sowie beispielhafter Vermittlung der Anliegen und Ziele von Denkmalschutz und Denkmalpflege.
2016 kaufte die Gemeinde Untermerzbach die Synagoge im Ortsteil Gleusdorf, um das ortsprägende Denkmal vor dem Verfall zu retten und einen weiteren Baustein zur jüdisch-fränkischen Geschichte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mit Gleusdorf können nun zwei der drei ehemaligen Synagogen auf Gemeindegebiet besichtigt werden.
Die Gleusdorfer Synagoge wurde behutsam renoviert und die Spuren der unterschiedlichen Nutzungsphasen erhalten. Gleichzeitig entstand im Nebengebäude eine Raststation für Radwanderer mit touristischen und geschichtlichen Informationstafeln, die die kulturelle, politische und religiöse Entwicklung des kleinen Ortes beleuchten und zur Synagoge hinführen. Es wird auf die jüdische Bevölkerung des Ortes besonders eingegangen, die Darstellung bettet diese Informationen in die Ortsgeschichte ein und betont das Zusammenleben zweier Religionen in Gleusdorf. Die Themenauswahl zur Darstellung der politischen Ortsgeschichte wurden vom heimatkundlichen Arbeitskreis Gleusdorf, also von Gleusdorfer Einwohnern, erarbeitet.
Das Konzept in Gleusdorf lehnt sich an den Umgang mit der Synagoge Memmelsdorf an, die in einem anderen Ortsteil der Gemeinde Untermerzbach steht. Seit Übergabe der Synagoge Gleusdorf an die Öffentlichkeit bietet der Träger- und Förderverein Synagoge Memmelsdorf auch dort Führungen an und organisiert Veranstaltungen und Vorträge. Die Gemeinde beteiligte von der ersten Projektidee an den Verein an der Konzepterstellung, Recherche und als beratenden Partner. So organisierte der Verein ein Kolloquium mit Fachleuten aus Museen, dem Denkmalschutz und der Wissenschaft, das Empfehlungen zur Renovierung und zu Vermittlungsinhalten gab. Da sich die jüdische Gemeinde in Gleusdorf bereits 1909 auflöste und das Gebäude verkauft wurde, wird in den dort erzählten Themen ein anderer Schwerpunkt gelegt als in Memmelsdorf.
Der Träger- und Förderverein Synagoge Memmelsdorf wurde 1993 gegründet, kaufte 1995 die Synagoge in Memmelsdorf und renovierte das Gebäude. Da zwischen 1945 und den 1980er Jahren kein Interesse an einer Neugestaltung des Hauptraumes bestand, blieben die Spuren der unterschiedlichen Nutzungen erhalten. Auf dieser Grundlage wurden im Hauptraum der Synagoge im Wesentlichen konservierende Maßnahmen vorgenommen. Seit 2004 finden dort Führungen und Veranstaltungen statt und das Gebäude wird im Ort als Teil des Gemeindelebens wahrgenommen.

Die Konservierung ermöglichte das didaktische Konzept als Lernort. Für Besucher dient der Betsaal als Entdeckungsraum, in dem sie auf Spurensuche gehen und ihre Wahrnehmung von Details eines historischen Gebäudes schulen können. Die Entdeckung einzelner Wandelemente, Schriftzüge oder Zerstörungen wirft zwangsläufig Fragen auf - zur Gestaltung des Raumes und zu den Menschen, die in diesem Raum gebetet haben. In der Dauerausstellung und im Begleitmaterial für Besucher lassen sich die Antworten finden. Schulklassen und Konfirmandengruppen arbeiten mit Suchbildern, Familienschachteln und ordnen Memmelsdorfer Ereignisse auf einer Zeitleiste in die fränkische und deutsche Geschichte ein. Bei allen Angeboten geht es darum, zu zeigen, dass es in der Region über mehrere Jahrhunderte viele jüdische Landgemeinden gab. Und es geht darum, die Menschen der Gemeinde sichtbar zu machen - wahrgenommene Chancen und gute Nachbarschaft genauso wie Benachteiligungen und Verfolgung.
Die beiden Synagogen werden durch den Geschichtspfad "Wege in die jüdische Geschichte der Region" (https://geschichtspfad-synagogen-memmelsdorf-gleusdorf.de/) verbunden. Mit dem Geschichtspfad wird Tourismus genutzt, um Besucher auf die beiden Synagogen und auf die jüdische Geschichte der Region neugierig zu machen.