Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

RIEDBACH/AIDHAUSEN: Bankenschließung „herber Rückschritt“

RIEDBACH/AIDHAUSEN

Bankenschließung „herber Rückschritt“

    • |
    • |
    Die RV-Filiale Mechenried (großes Bild): Die Filialen Mechenried, Humprechtshausen und Aidhausen sollen geschlossen werden. Sichtbarer Protest dagegen am Aidhäuser Bankgebäude – mit griechischer Flagge und Plakat (kleines Bild).
    Die RV-Filiale Mechenried (großes Bild): Die Filialen Mechenried, Humprechtshausen und Aidhausen sollen geschlossen werden. Sichtbarer Protest dagegen am Aidhäuser Bankgebäude – mit griechischer Flagge und Plakat (kleines Bild). Foto: Fotos: Mazarin/Günther

    Ein Schreiben mit dem Betreff „Anpassung unseres Filialnetzes“ erhielten Kunden der Raiffeisen- und Volksbank Haßberge eG Ende Juli in Riedbacher Gemeindeteilen und Aidhausen. Es war die Mitteilung, dass die Filialen in Mechenried, Humprechtshausen und Aidhausen ab 15. Oktober dieses Jahres schließen und zukünftig die persönliche Betreuung in Hofheim oder Haßfurt erfolgen wird (wir berichteten).

    Dass dieser Schritt schnell und unerwartet für die Kunden kam, sieht auch Bürgermeister Bernd Fischer so, der selbst erst wenige Tage vor der Öffentlichkeit informiert worden war. Er hätte sich einen „weicheren Übergang“ gewünscht, so der Riedbacher Bürgermeister im Gespräch mit der Redaktion. Nach Angabe von VR-Bank-Vorstand Reinhold Nastvogel ist auf diesen Schritt bereits seit einem Jahr hingearbeitet worden.

    Zusammen mit den Filialen werden auch die Geldautomaten und Kontoauszugdrucker abgebaut, da laut Aussage Nastvogels die Frequenz hierfür nicht mehr ausreicht, um sie wirtschaftlich zu betreiben.

    Das sei ein „herber Rückschritt“, sagt Georg Lindner, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Dorfladens in Kleinsteinach. Er sieht die Abwanderung der Bank nicht nur hinderlich für die vielen älteren Menschen, die nicht mobil genug seien, um regelmäßig in die entfernten Städte zu fahren, sondern auch nachteilig für den Dorfladen in Kleinsteinach.

    Er sieht mit Sorge, dass Kunden, wenn sie zukünftig ihr Bargeld in Hofheim abheben, dort auch ihre Einkäufe erledigen, statt wie bisher im Dorfladen einzukaufen.

    Dem will Reinhold Nastvogel entgegenwirken und kann sich eine finanzielle Unterstützung für die Gemeinde vorstellen, um Kurierfahrten zu organisieren. Konkret beutet das, dass Sammelfahrten für die einzelnen Orte angeboten würden, mit dem Ziel, im Dorfladen einzukaufen und Geld anzuheben.

    Bürgermeister Bernd Fischer meint dazu, dass er sich auch eine Art Nachbarschaftshilfe über die Hofheimer Allianz vorstellen könne, um diese Transporte gut auszulasten, hier verhandele er momentan allerdings noch mit der Bank über den Rahmen und die genaue finanzielle Unterstützung.

    Bargeld über die Dorfläden?

    Damit die Bürger im Dorfladen Bargeld bekommen, ist ein EC-Cash-System geplant. Ab dem 15. September dieses Jahres soll das System zur Verfügung stehen, mit dem die Kunden nicht nur bargeldlos zahlen können, sondern sich auch Bargeld auszahlen lassen können.

    „Dabei ist allerdings ein Mindestumsatz von 20 Euro nötig, der aktuell noch verhandelt wird“, so Lindner, der diesen Betrag als zu hoch für den Durchschnittseinkauf im Dorfladen sieht. Unterstützung bekommt er hier von Fischer, der diesen Mindestbetrag ebenfalls „abschaffen“ will.

    Die Bargeldlösung über die Dorfläden will die Bank ebenfalls finanziell unterstützen, und Reinhold Nastvogel sieht in dem System sogar Vorteile für den Dorfladen, da man von einer höheren Frequenz ausgehen könne.

    Die Überlegung Georg Lindners, eine „Überweisungsbox“ im Dorfladen zu installieren, sieht Bankenvorstand Nastvogel allerdings kritisch. Hier bestehe die Gefahr von Überweisungsbetrug, und die Haftungsfrage sei unklar und somit in der Umsetzung nicht realistisch.

    Grundsätzlich ist Reinhold Nastvogel der Meinung, dass die Vergangenheit gezeigt habe, dass viele Bankgeschäfte von zu Hause erledigt würden: „Die Kunden wollen uns rund um die Uhr erreichen und machen ihre Überweisungen auch Sonntagabend vom Sofa aus.“ Die Kunden seien einfach bequem geworden. Und neue Techniken, wie Homebanking oder Geld abheben via Smartphone, würden die Zukunft bestimmen. „Ein hohes Alter ist keine Hemmschwelle für Onlinebanking“, so Nastvogel. Er kann sich auch Seniorenschulungen vorstellen, die seitens der VR-Bank angeboten würden.

    Georg Lindner sieht das differenzierter. Er meint, dass viele ältere Menschen in der Gemeinde diesen Techniken gegenüber nicht so aufgeschlossen seien, vielleicht auch weil sie ihnen nicht vertrauen. Im Dorfladen die vorhandene Internetecke um Onlinebanking zu erweitern, kann sich Lindner allerdings gut vorstellen. Hier könnte seiner Meinung nach ein Pate benannt werden, der bei Bedarf berät oder schult. Wichtig ist Lindner allerdings, dass diese vielen zusätzlichen Angebote im Dorfladen die Mitarbeiter nicht überlasten. „Das Angebot ist jetzt schon so hoch“, und allein mit EC-System und Bargeldauszahlungen werde mehr von den Frauen abverlangt als ursprünglich angedacht gewesen sei.

    Mit der Einführung des EC-Cash-Systems müssten aber nicht nur die Mitarbeiter geschult, sondern auch Versicherungsfragen geklärt und die Sicherheit im Laden erhöht werden, so Lindner.

    Georg Lindner, dem es immer ein Anliegen war mehr Leben in die Dörfer zu bringen, zeigt sich auch über die Leerstände betroffen. Immerhin gebe es viele Projekte und Förderungen, um die Orte wieder zu beleben. Und dann wandern Banken ab und schwächten damit die Infrastruktur. Auch Bürgermeister Bernd Fischer sieht die Leerstände und die wegfallenden Gewerbesteuereinnahmen besorgt und würde sich über einen Einzug neuer Gewerbetreibender sehr freuen.

    Nach Angaben der VR-Bank gibt es für alle Gebäude bereits fünf Interessenten. Ob diese allerdings vereinsmäßig, wohnwirtschaftlich oder gewerblicher Art sind, wollte Reinhold Nastvogel nicht verraten, aber ein zügiger Verkauf sei auch im Interesse der Bank.

    Aus der Bevölkerung erhält sowohl der Bürgermeister als auch die Bank ein geteiltes Echo. Viele hätten zwar für die Schließungen Verständnis, aber erfreut sei darüber niemand, hieß es. Nastvogel mahnt: „Eine emotionale Diskussion bringt hier gar nichts“, die Bank wolle „niemandem vor den Kopf stoßen, aber sie mussten eine unternehmerische Entscheidung treffen“.

    Die Kritik an der geplanten Schließung der Filiale ist auch in Aidhausen nicht verstummt, so Bürgermeister Dieter Möhring auf Anfrage. Der Protest war vor einigen Tagen auch sichtbar: Da war eine griechische Flagge am Bankgebäude angebracht worden. Zudem Plakate – unter anderem mit der Aufschrift: „Rettet unsere Bank.“ Das Ziel heißt weiterhin, so Möhring: die Automaten zu erhalten. „Wir sind noch in Gesprächen.“ Und was hält Möhring von der Dorfladen-Lösung? Diese Idee werde natürlich nicht ad acta gelegt, doch dann stelle sich auch die Frage: „Muss man das mit der Raiffeisen machen?“

    Genossenschaftlicher Gedanke

    Kritik hat es in Aidhausen unter anderem auch daran gegeben, wie sich eine genossenschaftliche Bank so verhalten könne, berichten Aidhäuser gegenüber der Redaktion. Den genossenschaftlichen Gedanken „lokal verankert, überregional vernetzt und den Mitgliedern verpflichtet“ zu sein, sieht Vorstand Reinhold Nastvogel nicht verletzt. Immerhin sei die VR-Bank weiterhin mit zwölf Filialen und den beiden Kompetenzzentren in der Region gut vertreten, auch wenn zum Jahreswechsel weitere Veränderungen in den anderen Filialen stattfinden werden. Ihr regionales Engagement und ihre Spendenbereitschaft werden sich laut Nastvogel wegen der Filialaufgaben nicht verringern.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden