„Beugt Eure Knie, eins zwei drei vier fünf sechs sieben, für alle die Bewegung lieben“ erschallte es am gestrigen Mittwoch laut und fröhlich aus den Kehlen der Kinder des Grundschulchors Haßfurt. Anlass für so viel Euphorie war die offizielle Übergabe des Mehrgenerationen-Parcours in der Promenade in Haßfurt durch Bürgermeister Günther Werner, zu der unzählige Bürger gekommen waren.
„Körperliche Aktivitäten, Spaß, Geselligkeit und Kommunikation sind die wesentlichen Merkmale des Mehrgenerationen-Parcours“, betonte denn auch der Bürgermeister. „Die verschiedenen Geräte und Übungen sollen junge und ältere Bürgern spielerisch dazu animieren, gemeinsam aktiv zu werden, miteinander zu reden und so auch mehr Verständnis füreinander zu gewinnen und Barrieren zu überwinden.“
Einen Kinderspielplatz habe es ja schon bisher in der Promenade gegeben. Doch auch die älteren Mitbürger suchten vermehrt nach Plätzen im Freien, wo sie sich treffen oder etwas für ihre Gesundheit tun können. „Daher haben wir im Mehrgenerationen-Parcours zusammengefügt, was zusammen gehört: Jung und Alt“, so Günther Werner. „Hier sind wunderbare Elemente entstanden, die zu unterschiedlichsten Bewegungsformen einladen: Hüpfen, Springen, Klettern, Balancieren, Kriechen, Dehnen, Strecken und Schulen unserer Sinne. Kurz gesagt, ein Ort für Spiel und Spaß, für Bewegung und Kommunikation.“
Da das rund 135 000 Euro teure Projekt mit LEADER-Fördermitteln der Europäischen Union in Höhe von 57 000 Euro bezuschusst wird, dankte Werner dem LEADER-Manager am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt, Wolfgang Fuchs, dem stellvertretenden Vorsitzenden der LEADER-Aktionsgruppe (LAG) Haßberge, Bürgermeister Thomas Stadelmann aus Zeil, sowie der zuständigen Regionalmanagerin Veronika Jägler und ihrer Kollegin Jennifer Knipping. Wie der Bürgermeister bekannt gab, hatten an dem Projekt auch maßgeblich der Seniorenbeirat der Stadt Haßfurt sowie der Verein Lebens(t)raum, die lokale Agenda 21, das Kulturamt, das Kulturforum, die VHS, das BRK-Mehrgenerationenhaus, das Caritas Alten- und Pflegeheim St. Bruno und das Seniorenzentrum Unteres Tor mitgewirkt. „Ich bin sicher, jeder Euro ist gut angelegt“, erklärte der Bürgermeister. Thomas Stadelmann stellte fest, der Mehrgenerationenparcours habe eine große Bedeutung und einen nachvollziehbaren Nutzen für das LAG-Gebiet. „Es sensibilisiert für die Folgen des Alters, des demographischen Wandels und Behinderungen, es stärkt den Generationendialog und die sozialen Kontakte bei gleichzeitiger Schaffung einer Freizeit- und Erholungsmöglichkeit“, so Stadelmann. „Gleichzeitig ist es ein Alleinstellungsmerkmal für die Region und wird auch deren touristische Besonderheiten unterstützen.“ Lobenswert sei, dass das Projekt durch die Bevölkerung, die aktiv eingebunden worden sei, erst geboren worden sei und alle Generationen gefördert würden.
Die Welt teile sich heute in eine analoge und digitale Welt, sagte anschließend Wolfgang Fuchs. In der digitalen Welt würde sich jemand, der Fitness betreiben wolle, einen Kopfhörer aufsetzen, sich mit Hilfe einer Fitness-App bewegen und von einer virtuellen Gemeinde angefeuert werden. Der Mehrgenerationen-Parcours jedoch schaffe eine analoge Möglichkeit, sich von Mensch zu Mensch zu begegnen. „Hier begegnen sich Menschen und kommunizieren miteinander, was dem Sinn des Lebens entspricht“, sagte er. Perry Alka vom gleichnamigen Ingenieurbüro führte dann durch den Parcours. Er hatte die Planung übernommen und wartete nicht nur mit einigen Informationen zu den Geräten und Übungen, zur Geschichte der Promenade und der Wildbadquelle auf, sondern überreichte Bürgermeister Günther Werner auch 12 Boulekugeln für die Boulebahn.
Der Mehrgenerationen-Parcours
• Die Geräte und Übungen im Mehrgenerationen-Parcours in Haßfurt können von Jung und Alt genutzt werden und sind zum Teil auch für Behinderte geeignet.
• Am Anfang des Parcours spricht ein Sinnesgarten, der mit dem Verein „Le-bens(t)raum entwickelt wurde, die verschiedenen Sinne des Menschen an.
• Entlang des Wegs können etliche Yoga-Übungen vollzogen werden, deren ruhige, fließende Bewegungen sich positiv auf Körper und Seele auswirken. Die Übungen wurden durch den Yoga-Lehrer Pedro Cichon von der VHS ausgewählt und durch den Künstler Andreas Rausch aus Bamberg auf Informationstafeln umgesetzt, deren Schrift erhaben ist und die auch eine Beschreibung in Braille-Schrift aufweisen. Alle können Übungen ohne zusätzlichen Bodenkontakt ausgeführt werden.
• Der Bewegungsparcours neben dem Kinderspielplatz soll vor allem Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren die Möglichkeit zur körperlichen Betätigung bieten. Zwei Geräte, die Handkurbel und der Tai-Chi-Spinner, sind auch für Rollstuhlfahrer geeignet.
• Eine Boulebahn und eine Lichttankstelle, um Energie zu tanken, einen Wohlfühleffekt zu schaffen und das Immunsystem zu stärken runden das Angebot in der Promenade ab.
• Nur wenige Meter von der Promenade entfernt liegt das Gelände des früheren Kurbetriebes der Wildbadquelle. Erhalten ist hier noch die Wildbadquelle, die sich tagein, tagaus über einen Quellablauf ungenutzt in die Nassach ergießt. Mit dem kühlen, eisenhaltigen und früher auch zu Kurzwecken genutzten Wasser wird eine Kneippanlage betrieben.