240 Menschen arbeiten in der Werkstatt für geistig behinderte Menschen (WfbM) in Augsfeld, 45 seit Mitte Juli in der neuen Zweigstelle in Zell. Am Samstag herrschte in den 22 Gruppen an den beiden Standorten Hochbetrieb. Viele hundert Interessierte waren gekommen, nachdem der Trägerverein, die Lebenshilfe für Behinderte Schweinfurt, zum „Tag der offenen Türen“ geladen hatte.
Dabei konnten sie den fleißigen Mitarbeitern und ihren Betreuern in den einzelnen Abteilungen in der Schreinerei, im Metall- oder im Berufsbildungsbereich über die Schultern schauen. Viele Besucher waren beeindruckt von der Leistungsbereitschaft und -fähigkeit der behinderten Mitarbeiter. „Ich arbeite sehr gerne hier“, sagte beispielsweise Manuel Preller aus Ebern, der seit dem Ende seiner Schulzeit vor drei Jahren in der Werkstatt angestellt ist. Nachdem der 23-Jährige erst im „Mutterhaus“ in Augsfeld beschäftigt war, ist er vor drei Monaten nach Zell gewechselt. Dort ist er seitdem für das Zusammenbauen von Stühlen für eine Zeiler Firma mitverantwortlich.
„Sehr gut“ gefällt ihm die Arbeit, „sehr schön“ sei das neue rote Domizil in der Sander Straße. Und auch mit seinen Kollegen und den Vorgesetzten komme er bestens zurecht. Dienstbeginn ist um 7.50 Uhr morgens, doch wie alle anderen Beschäftigten wird auch er zunächst nach Augsfeld gebracht. Erst anschließend fahren ein 45-Sitzer und ein spezieller Bus für die Rollstuhlfahrer nach Zell.
Freilich geht es in der Werkstatt nicht nur um Montagearbeiten oder Arbeiten mit Maschinen. Der Freizeitfaktor nimmt einen hohen Stellenwert ein. Einmal pro Woche darf der Hobbyfußballer seiner Leidenschaft nachgehen und in der Lebenshilfe-Mannschaft, die von den Betreuern Gert Koch und Daniel Häfner geleitet wird, auf dem Gelände des FC Augsfeld an der Lindenhainstraße aktiv sein.
Eine ganz wichtige Funktion hat Paul Placzymonka. Er ist Leiter der Gruppe, in der auch Manuel Preller ist, und kontrolliert unter anderem die einzelnen Arbeitsschritte. 29 Jahre ist der Sylbacher nun schon bei der Lebenshilfe in Augsfeld beschäftigt und erfüllt dort mehr als nur Nachprüfungsarbeiten bei den momentan 16 behinderten (jungen) Erwachsenen. Er ist vielmehr auch als Ersatzvater, Psychologe, Prellbock, Freund oder einfach nur als Zuhörer gefragt – und seine verschiedenen „Berufe“ gefallen ihm. „Jeder Tag ist irgendwie anders“, sagt Placzymonka, und lobt seine Mitarbeiter, die ihren Anleiter aufgrund seines nicht einfach zu schreibenden Nachnamens öfters auch „Plastik-Paul“ nennen. Sie würden täglich hervorragende Ergebnisse abliefern. „Wir stehen in ständigem Kontakt mit den Firmen, die wir beliefern. Es gibt so gut wie keinen Unterschied zu anderen Zulieferern – weder von der Quantität noch in der Qualität.“
Einzig die einzelnen Arbeitsschritte würden in der WfbM „etwas entzerrt, damit wir auch Schwächere in den Ablauf einbinden können“. Für den 54-Jährigen war der Umzug in die neue Zweigstelle unterdessen „kein Problem“.