(ger) Die gentechnische Veränderung von Pflanzen ist in aller Munde. Nicht erst seit dem Anbauverbot von gentechnisch verändertem Mais „Mon 810“ der Firma Monsanto.
Das Thema Gentechnik spielt auch beim Filmfestival „ueber Macht“ eine Rolle, das sich bundesweit in 120 Städten mit dem Thema „Macht“ auseinandersetzt.
Macht kann zum Missbrauch verführen und ist doch unverzichtbar für jeden, der Veränderungen in Gang setzen will. Das Festival will dazu ermutigen, im Alltag, in Öffentlichkeit und Politik öfter, nachhaltiger und unbequemer die Machtfrage zu stellen. Im Haßbergkreis werden im Kino in Zeil bis 14. Juni jeden Sonntag jeweils um 18 Uhr aktuelle Dokumentarfilme gezeigt. Sie sollen zum Nachdenken und zur Diskussion anregen.
Der erste Film, „Monsanto, mit Gift und Genen“, von Marie-Monique Robins, führte an das aktuelle Thema der gentechnischen Veränderung von Nutzpflanzen heran. Die weltweite Verbreitung solcher Pflanzen sei nur durch Manipulationen und Intrigen, ohne ernsthafte wissenschaftliche Tests, möglich gewesen, so der Tenor des Films. Die Zulassung geschah, wie der Sprecher der Arzneimittelzulassungsbehörde der USA (FDA), James Maryanski zugab, aus rein politischen Gründen. Den Einfluss, den das Unternehmen auf demokratische Staaten ausübt, fand Robins schockierend.
Knapp 60 Besucher waren nach Zeil gekommen, um nach dem Film mit Klaus Schwaab, Agraringenieur und Umweltbeauftragter des Erzbistums Bamberg, zu diskutieren. Er berichtete, dass weltweit auf 114 Millionen Hektar gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden. „2007 waren das 64 Prozent aller Soja-, 24 Prozent aller Mais-, 43 Prozent aller Baumwoll- und 20 Prozent aller Rapsanbauflächen“, sagte er. Für ihn sei der Nutzen von gentechnisch veränderten Pflanzen nicht erkennbar. Die Begründung, damit den Welthunger zu bekämpfen, sei nicht schlüssig, da mit Mais, Soja, Baumwolle und Raps das Problem nicht gelöst werden kann. Zum anderen seien genügend Nahrungsressourcen vorhanden – nur die gerechte Verteilung lasse zu wünschen übrig. Die gentechnische Veränderung von Pflanzen diene alleine dazu, mit dem Verkauf des Saatguts und Lizenzgebühren Geld zu verdienen, so Schwaab. Mit dem Anbau im Freiland werde sich außerdem eine schleichende Vermischung mit herkömmlichen Sorten einstellen. „Eine Koexistenz ist auf Dauer im Freiland nicht möglich.“
Diplom-Agraringenieur Klaus Merkel, Leiter des landwirtschaftlichen Betriebs Mariaburghausen und Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, fragte nach der Gefährlichkeit der Gentechnik. Er habe sich bei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und der Bundesforschungsanstalt erkundigt und erfahren, dass manche der Behauptungen in dem Film „Monsanto, mit Gift und Genen“ falsch seien. „Ich muss mich doch auf Aussagen dieser Stellen verlassen können“, so Merkel. Jürgen Graser aus Lembach antwortete, dass man mit Geld alles kaufen könne.
Georg Wagner, stellvertretender Geschäftsführer des Caritasverbands Haßberge, zeigte sich von dem Film bedrückt. „Dass Monsanto in der ganzen Welt tätig ist, macht mir Angst“, sagte er. Schwaab betonte, dass die Ausbreitung von gentechnisch veränderten Pflanzen noch aufzuhalten sei. „Wir sind alle gefragt, daran mitzuwirken.“