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Bei ihm ist das ganze Jahr über Fasching

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Bei ihm ist das ganze Jahr über Fasching

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    Was ihn betrifft, kann der Fasching losgehen: Seine Reden hat der Gochsheimer Humorist Wolfgang Düringer schon in der Schublade. Die schreibt er
immer auf seiner alten Schreibmaschine. Auf ihr tippte er auch den Text für die Marktfrau (kleines Bild).
    Was ihn betrifft, kann der Fasching losgehen: Seine Reden hat der Gochsheimer Humorist Wolfgang Düringer schon in der Schublade. Die schreibt er immer auf seiner alten Schreibmaschine. Auf ihr tippte er auch den Text für die Marktfrau (kleines Bild). Foto: FOTOS BRITTA BUSS/NORBERT SCHWARZOTT

    Die fünfte Jahreszeit hat begonnen. Und was macht Wolfgang Düringer, jene Stimmungskanone, die man aus dem Quoten-Renner des Bayrischen Fernsehens "Fastnacht in Franken" oder der Sendung "Kabarett aus Franken" kennt und der schon öfter beim HCC in Hofheim oder bei den Faschingsnarren in Holzhausen aufgetreten ist?

    Er sitzt entspannt auf seinem grünen Sofa, hinter ihm eine Wand, die mit Bildern des Bayern-Königs Ludwig II. zu gepflastert ist. Einen wie Düringer, der Säle voller Narren zum Toben bringt, hätte man sich etwas anders vorgestellt. Zumal er für seine eher deftigen Witze berühmt ist. Doch von rustikalem Bühnengestus oder zottigen Sprüchen keine Spur.

    Da sitzt er und erzählt, dass ihm der 11. 11., der Startschusss für die fünfte Jahreszeit, keine Extras abverlangt. "Diese Arbeit läuft bei mir das ganze Jahr", sagt er. Witze sammeln, Figuren entwickeln, Kostüme anfertigen, Requisiten suchen - das macht der 43-Jährige, der im richtigen Leben Leiter der Hambacher Musikschule ist, ständig und fast nebenbei.

    Zur Fastnacht hat der Humorist zwar Hochkonjunktur, aber auch außerhalb dieser Zeit tritt er auf. Ein paar Nummern muss er also immer parat haben. Großer Pluspunkt: "Meine Reden sind nicht an Aktuelles wie Politik geknüpft." Ihm liegen Typen am Herzen, Leute wie du und ich, mit allen möglichen und unmöglichen menschlichen Schwächen. Intellektuelle Kapriolen sind seine Sache nicht, er bevorzugt den bodenständigen, handfesten Humor, im besten Sinne also Blödeleien. Und die punkten selbst dann, wenn das Narrenvolk schon einen mehrstündigen Lach- und Schunkeln-Marathon hinter sich hat.

    Bis es soweit ist, durchforstet Düringer immer wieder die gesammelten Witze, sortiert aus, bringt sie in eine Reihenfolge bis sie eine Nummer ergeben. "Dann setze ich mich an meine Olympia-Schreibmaschine, die ich schon in der Schulzeit hatte, und tippe." Sein bevorzugtes Probe-Publikum: Seine Frau und sein Vater. "Und ich sichere mich gerne bei meinem geistigen Vater, Ludwig Voit, ab." Haben die nichts mehr zu mäkeln, kann die Nummer auf die Bühne. Und so macht das Düringer nun seit über 25 Jahren. Was er für die aktuelle Fastnacht geplant hat, will er aber partout nicht verraten.

    "Ich schunkel nun mal nicht so gerne"

    Wolfgang Düringer, Urgestein der fränkischen Fastnacht

    A und O einer gelungenen Bütt à la Düringer sind ohnehin die Kostüme: "Die Leute müssen schon lachen, wenn du auf die Bühne kommst", ist eine seiner Maximen. Die etwas verschlissene Weinprinzessin im 17. Amtsjahr mit Zahnlücken und Laufmaschen in der Strumpfhose, die kernige Marktfrau oder etwa der kluge Festlesbesucher, der sich für den Fall der Fälle schon mal einen Spucknapf umgebunden hat - schon das Äußere der inzwischen rund 30 Figuren verfehlt seine Wirkung nicht. Dirndl, Lodenanzug oder eine Pickelhaube sind es auch, die aus dem Musikschulleiter die Stimmungskanone machen.

    Den Musikschulen-Job an den Nagel zu hängen und professionell Leute zu unterhalten, kommt für ihn aber nicht in Frage. "Dann muss ich ja den Aufträgen hinterherrennen und könnte nicht mehr so einfach nein sagen." Düringer sucht es sich nämlich gerne aus. Nach einem Auftritt etwa bleibt er selten da, um sich den Rest des Programms anzuschauen. "Ich schunkel nun mal nicht so gerne", sagt er und guckt spöttisch.

    Und wie passt das alles mit dem Faible für den Märchenkönig zusammen, von dem im ganzen Haus Bilder und Büsten verstreut sind? Düringer grinst verschmitzt: "Ich mag seine Weltfremdheit!" Ist Düringer auch etwas weltfremd? "Ja!", kommt prompt die Antwort. "Ich bin schrecklich altmodisch." Altmodisch, aber nur in dem Sinne, dass er sich etwa einem Handy verweigert oder Computern eine Absage erteilt und stattdessen lieber seiner Olympia-Schreibmaschine die Treue hält.

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