Auf 20 Hektar baut Julius Pohli zusammen mit seinem Sohn Florian Raps an. "Pro Hektar bekommen wir rund 1000 Liter Rapsöl," erzählt der Landwirtschaftsmeister stolz. Wie kam der 55-Jährige auf die Idee mit der Öl-Mühle? "Wir wollten die Wertschöpfung auf dem Hof behalten. Ein weiterer Grund ist der Preisverfall in der Landwirtschaft," erklärt Pohli. Zusammen mit seinem 24-jährigen Sohn entdeckte er eine Marktlücke, denn Öl-Mühlen, bei denen Speiseöl hergestellt wird, habe es im Landkreis noch keine gegeben.
Seit Mitte Mai diesen Jahres pressten die Pohlis bislang insgesamt 15 000 Liter eigenes Öl aus dem selbst angebauten Raps. Die Investitionskosten lagen dem Landwirt zufolge bei rund 20 000 Euro. Ein halber Liter kaltgepresstes Rapsöl kostet bei Pohlis 2,50 Euro, der Fünf-Liter-Kanister kommt auf 15 Euro.
Das naturbelassene kaltgepresste Rapsöl verkauft die Familie auf Weihnachtsmärkten und in Hofläden. Diesen Job übernimmt vor allem Ehefrau und Mutter Maria Pohli. Die 52-Jährige arbeitet aber auch im Betrieb mit, denn neben Raps bauen die Pohlis auch noch Getreide, Weizen sowie Zuckerrüben an und betreiben eine Schweinemast. "Dazu gibt es noch viel Obst, aus dem selbstgemachte Brände und Liköre werden", erzählt Maria Pohli.
Wie läuft das mit der Ernte und der Ölgewinnung? "Geerntet wird der Raps wie Getreide mit einem Mähdrescher," erklärt der Landwirt. Pro Hektar werden in der Regel zwischen 30 und 45 Dezitonnen (eine Dezitonne gleich 100 Kilogramm) Rapssamen geerntet.
"Rapssamen bestehen etwa zu 40 bis 44 Prozent aus Öl. Dieses wird nun in unserer eigenen Ölmühle durch das Mahlen und Quetschen der Körner gewonnen. Das Rohöl wird gereinigt und zu verschiedenen Produkten weiterverarbeitet," erläutert Maria Pohli weiter. Das Öl sei schmackhaft und gelte als eines der hochwertigsten Speiseöle überhaupt, weil es rund 60 Prozent einfach ungesättigte Ölsäure und knapp 30 Prozent mehrfach ungesättigte Fettsäuren enthalte. Das Öl könne sowohl in der kalten Küche als auch zum Kochen, Braten und Frittieren verwendet werden.
Wie schaut's mit der Erzeugung anderer Öle aus? "Möglich wäre auch Kürbiskern-Öl, aber konkret geplant ist die Herstellung noch nicht," antwortet Julius Pohli.
Aber nicht nur in der Küche kommt das Öl zum Einsatz. Pohlis Devise lautet auch: Mischen und Sparen. Er mengt das Rapsöl einfach dem Diesel bei und fährt damit. Die meisten Dieselmotoren könnten ohne Veränderung mit einem Diesel-Rapsöl-Gemisch gefahren werden, wobei das Verhältnis bei 30:70 bis hin zu 70:30 liege. "Das spart sofort 15 bis 35 Prozent der Spritkosten und schont dabei die Umwelt," freut sich der Landwirt.
Zudem wird Raps bei den Pohlis noch als Futtermittel in der Schweinemast verwendet, da das Rapsschrot und der Rapskuchen besonders viel Eiweiß enthalten.
Daten & Fakten
Das Öl aus Raps
Rapsöl gewinnt in der Ernährung
stärker an Bedeutung. Seit mehre-
ren Jahren verzeichnet Rapsöl
enorme Zuwächse. Rapsöl zählt
bereits heute neben Oliven- und
Sonnenblumenöl zu den beliebte-
sten kaltgepressten Ölen. Auch in
die Küchen der Feinschmecker hat
das Öl bereits Einzug gehalten.
Gourmets wie beispielsweise
Alfred Biolek oder Armin Roßmei-
er verwenden Rapskernöl in ihren
Rezepturen.
Raps gehört zur Familie der Kreuz- blütler. Er ist eine sehr alte Kultur- pflanze, die ihren Ursprung in Asien und dem Mittelmeerraum hat. Das in den Samen enthaltene Rapsöl wurde meist als Lampenöl, seltener als Speiseöl verwendet. In Mitteleuropa lassen sich die An- fänge des Rapsanbaus bis in das 14. Jahrhundert zurück verfolgen.