Es klingt sehr abwegig, in unserer Heimat an Erzabbau und Metallgewinnung zu denken. Für Sandstein, Lehm, Kalk und Gips ist unser Keuperland bekannt – aber Metalle?
Wenn man sich mit Bergbaugeschichte und Geologie beschäftigt, erfährt man Überraschendes. Eisen ist zum Beispiel eines der häufigsten Minerale der Erdkruste und hat sich, solange man es nicht abgebaut hat, in beachtlichen Mengen oberflächennah im Erdboden angereichert. Am Steigerwald- und Haßbergtrauf kann man noch heute auf zahlreichen Feldern im Verwitterungsbereich des Mittleren Keupers große Mengen an Eisenerz auflesen.

Diese Knollen, ihrer Form wegen auch oft Bohnerz genannt , waren leicht zu gewinnen und sehr metallhaltig. Man musste die Erzknollen nur von den Feldern auflesen und zur Verarbeitung bringen, was jedoch nicht überall zulässig war. Wer Eisen herstellen und verarbeiten durfte, der konnte über Waffen, Rüstungen und Pflüge verfügen. Im frühen Mittelalter waren dies die entscheidenden Mittel, um über ein Reich herrschen zu können.

Deshalb wurde die Eisenproduktion und Verarbeitung schon sehr früh durch königliche Anweisung kontrolliert, was uns eine Anordnung Karls des Großen überliefert . Doch die Metallurgie war gar nicht so einfach. Zunächst mussten die Erzbrocken „geröstet“ werden, um diese zerkrümeln, also pochen und mahlen, zu können. Erst dann konnte man die wertvollen Erzstückchen aus dem Geröll „klauben“. Manches Erz wurde auch mit Hilfe von Wassergerinnen durch sogenannte „Herde“ ausgewaschen.
Anschließend wurde das Erz zusammen mit Holzkohle in „Rennöfen“ verhüttet, wodurch man eine „Eisenluppe“ erhielt – ein mit Schlacken und Beimengungen vermischter Metallbrocken. Der Schmied trieb nun die Verunreinigungen aus dem Rohmaterial durch wiederholtes Aufglühen und Hämmern aus. Für all diese Produktionsschritte brauchte man Unmengen von Brennstoff. So verwundert es nicht, dass die Verfügbarkeit über Holzkohle entscheidend dafür war, wo Verhüttungsplätze entstehen konnten. Steinkohle wurde erst mit Hilfe von dampfgetriebenen Wasserpumpen ab dem 19. Jahrhundert in großem Stile nutzbar.

Spuren der Bergbauepoche
In unserer Region hatte man nicht nur die Wälder der Haßberge und des Steigerwaldes als Holzvorrat zur Verfügung, über den Main hätte man sogar noch Brennstoff herbeiflössen oder triften lassen können. Doch eine Bergbauepoche müsste Spuren hinterlassen haben. So finden wir bei Altershausen die Flur „Erzgrube“ direkt am Roßberg, wo man den Rohstoff vielleicht direkt geröstet hat.
Die wüste Siedlung im nahen „Seidenhäuser Grund“ könnte dem Ende der metallischen Konjunktur zum Opfer gefallen sein. Die Wüstung Seidenhausen, die in ihrer Ersterwähnung aus dem Jahr 1139 noch „sidenhusen“ genannt wird, könnte ihrem Namen nach an das in der Metallurgie häufig notwendige Sieden von Lösungen erinnern. Zum Beispiel war bei der Quecksilbergewinnung das Sieden nötig. Handelt es sich bei dem nahen „Queckbrünnlein“ bei Erbrechtshausen oder die Waldabteilung „Kessel“ um Zufälle?
An rostrote Erzbrocken und rauchige Arbeiten erinnern vielleicht auch die Flur „Röten“ oder die Anhöhe „Rauchberg“ westlich von Altershausen.
An eine Produktionsstätte für Brennstoff erinnert auch die „Kohlplatte“ zwischen Krum und Zeil. Der häufige Flurname „Grube“, zum Beispiel bei Sand und Zeil, ist ein sehr deutlicher Beleg für ehemaligen Bergbau. Es könnte aber auch „nur“ Lehmabbau gewesen sein. Für Brennöfen, Siedeherde, Gerinne und Teiche war jedoch auch er von größter Wichtigkeit und nicht wahllos auffindbar.
Ortsnamen als Hinweis
Die Flur „Ziegelofen“ bei Krum könnte auch damit im Zusammenhang stehen. Die direkt angrenzende Flur „Nast“ geht sicher auf die Mundartform von „Nest“ zurück. So wurde bergmännisch auch das nestartige Vorkommen der oben genannten Erzknollen bezeichnet. Auch der Ortsname Krum selbst könnte ein Beleg sein. Allgemein wird der Ortsname zu Krümmungen des Baches gestellt. Das ist jedoch schon alleine deshalb unglaubhaft, weil dieser Bach an jeder Stelle Krümmungen und Biegungen hat. Warum sollte er dann ausgerechnet hier für den Namen verantwortlich sein?
Teil 2 zu "Bergbau im Haßgau" finden Sie unter diesem Link.