„Jetzt entscheidet Ihr, was für eine Ausbildung Ihr nach der Schule erhalten möchtet“, sagte Beratungslehrer Bernd Ress zu Beginn der Auftaktveranstaltung im Forum der Realschule. Knapp 200 Jugendliche, für die im Sommer 2017 nach dem Abschluss der 10. Klasse das Berufsleben beginnen wird, hatten sich eingefunden. Neben den Realschülern waren es die Neuntklässler der Waldorf-Schule und der M-Klasse der Mittelschule. Sie alle hatten vorab ihre Wahl für Vorträge zu den einzelnen Berufen getroffen. „Jeder kann maximal sechs besuchen“, erklärte Fritz Walla, Berufsberater der Arbeitsagentur aus Schweinfurt, im Gespräch mit der Heimatzeitung, „aber vier muss jeder buchen“. Er nennt das „gelenkte Freiwilligkeit“.
Konkrete Vorstellungen über ihren künftigen Beruf haben Luisa Krapf aus Zell und Selina Reuter aus Haßfurt. Sie möchten einen medizinischen Beruf ergreifen, die eine als Physiotherapeutin, die andere als Krankenschwester. Die Informationen der Betriebe, darunter die von Udo Burger, Leiter der Krankenpflegeschule im Zweckverband Haßfurt/Schweinfurt, der die Ausbildung in den Haßberg-Kliniken vorstellte, sowie die Ausführungen eines Vertreters der Medau-Schule Coburg über die Berufe Physiotherapeut, Gymnastiklehrer und Logopäde verfolgten sie besonders aufmerksam.
Nikolaus Nölscher aus Zeil interessierte sich am ersten Tag für den Vortrag über die Berufsausbildung bei Maintal Konfitüren, den Betriebsleiter Christian Hastedt hielt. Von ihm erfuhr er unter anderem, dass die Hagebuttenkonfitüre („Hiffenmark“) das „Flaggschiff des Unternehmens“ ist. Neben abwechslungsreichen Arbeitsaufgaben stehe im Unternehmen auch Geselligkeit auf dem Plan, berichtete der Vertreter des „süßen“ Haßfurter Betriebes. „Es gibt kostenlos Obst für die Mitarbeiter“, teilte der Betriebsleiter mit und erläuterte den Jugendlichen, dass „jeder Einzelne im Betrieb ein Teil der Qualität“ sei. Ob der entsprechende Deckel auf das Glas komme, alles vorschriftsmäßig abgepackt sei und am vereinbarten Tag an den richtigen Kunden komme, das hängt vom gesamten Team ab. „Auszubildende gehen auch auf Messen mit“, sagte Hastedt. Melanie Pietsch aus Unterhohenried wollte wissen, ob es während der Ausbildung eine Vergütung gibt und erfuhr, dass sie vom ersten bis zum dritten Ausbildungsjahr bei Maintal Konfitüren Geld bekommt. „Es liegt bei etwa 720 Euro zu Beginn, beträgt 860 Euro im zweiten Jahr und steigert sich bis zu etwa 1000 Euro im letzten Ausbildungsjahr“, gab der Betriebsleiter bekannt. Sophie Einbecker aus Haßfurt möchte ein Praktikum in diesem Unternehmen machen und hörte aufmerksam zu. Für den Schüler Jan Moschwitschka aus Wonfurt war nicht alles neu, denn „die Firma ist relativ bekannt“, meinte er in der Pause. Als weitere Möglichkeit zieht er eine Ausbildung beim Landratsamt in Betracht und hatte deshalb auch den Vortrag bei Personalleiter Ralf Mühlfriedel auf seiner Liste.
Ein Beruf in Uniform steht bei Daniel Schwab aus Augsfeld und Hannes Rieger aus Unterhohenried hoch im Kurs. „Polizei ist doch das Standard-Ding“, sagte Daniel. Er wolle sich informieren, weil es „vielleicht ein ganz interessanter Beruf“ sei. Für seinen Schulfreund Hannes steht fest: „Ich möchte einen sportlichen Beruf haben.“ Polizei oder Bundeswehr zieht er in Betracht. Als Handballer, der auch im Taekwondo-Kampfsport aktiv ist, rechnet er sich gute Chancen aus.
Während David Kalnbach und Sven Neeb auf den Beginn des zweiten Vortrags warteten, erklärten die beiden Haßfurter: „Man muss alles ausprobieren, was möglich ist.“ Für Sven ist eine Arbeit beim Landratsamt lukrativ, weil er gerne „für die Stadt arbeiten“ würde. „Ich finde das gut, denn da kann ich mich in die Gemeinschaft einbringen“, sagte er.
Gut besucht war auch der Vortrag von Nicole Luge, die über die Ausbildung im Industrieunternehmen Uponor berichtete. „Wir sind ein internationales Unternehmen“, teilte sie mit, deshalb seien Englischsprachkenntnisse besonders wichtig. Neben kaufmännischen Berufen bietet Uponor weitere an, darunter Industrie-, Zerspanungs- und Verfahrensmechaniker, Lagerist und Fachkraft für Lagerlogistik sowie Mechatroniker. „Die Auszubildenden des Berufes Industriekaufmann wechseln alle drei Monate in einen anderen Bereich“, erklärte sie den Schülern. Man müsse bereits als Azubi flexibel sein und sich schnell auf neue Aufgaben und neue Kollegen einstellen. „Am Ende habt Ihr alle Unternehmensbereiche durchlaufen, habt ein eigenes Netzwerk aufgebaut und kennt Euch im Betrieb gut aus“, stellte sie in Aussicht.
Die Seminarteilnehmer bei Polizeihauptkommissar Ditmar Holzheimer, Einstellungsberater der Polizeiinspektion Schweinfurt, waren besonders wissbegierig. „Habe ich eine Chance, wenn ich die Mindestgröße von 1,65 Meter nicht habe?“, lautete eine Frage. Wer kleiner ist, muss ein besonders guter Sportler sein, dann bestehen trotzdem Chancen, lautete die Antwort. „Darf man als Bewerber Straftaten begangen haben?“, fragte ein Schüler und erfuhr, dass er sich in dem Falle die Mühe einer Bewerbung bei der Polizei sparen könne. Eine Schülerin wollte wissen, ob es eine Pferdestaffel gibt. Sie erfuhr, dass Beamte der Reiterstaffel im Rahmen des allgemeinen Streifendienstes Straftaten und Ordnungswidrigkeiten verfolgen und unterbinden. Darüber hinaus seien sie bei der Suche von Vermissten sowie bei Fußballspielen und anderen Veranstaltungen eingesetzt. „Der beliebteste Beruf ist der Polizist“, sagte der Hauptkommissar aus Schweinfurt, und bestätigte die Aussage von Berufsberater Fritz Walla. Etwa 5000 bis 8000 echte Bewerbungen kommen laut Holzheimer bayernweit auf etwa 1500 Stellen im mittleren und gehobenen Dienst.