Die Wirtschaft boomt, auch im Landkreis Haßberge. Vor allem Handwerksbetriebe suchen händeringend Auszubildende. Diesen Problemen ging Landrat Wilhelm Schneider bei einer Besichtigung der Firma Metallbau Fenn in Eltmann nach, die in diesem Jahr auf ihr 50-jähriges Jubiläum zurückblickt. Firmeninhaber Bernhard Fenn zeigte mit Stolz die Entwicklung seines Betriebes auf, sprach unverhohlen aber auch Probleme mit fehlendem Nachwuchs und von Facharbeitern an.
Heute kaum mehr vorstellbar: „Ich habe das Gewerbe 1968 im alten Gemeindehäuschen in Steinbach in einer schweren Zeit angemeldet. Es ist anfangs in einer Doppelgarage langsam gewachsen und dann erst habe ich meine erste Werkstatt gebaut.“ Zunächst habe man von einer Dortmunder Firma Aufträge für Wohnungstreppen erhalten und musste diese montieren – teilweise in Frankfurt oder München. Das hieß, früh um 4 Uhr loszufahren, um rechtzeitig zu den Baustellen zu kommen.
Metallbauer muss lesen können
„Mein erster Arbeiter war mein Schulkollege und mein erster Lehrling kam aus Trossenfurt. Inzwischen haben wir 124 Lehrlinge für den Beruf eines Bauschlossers oder des Metallbauers ausgebildet, in der Spitze bis zu vier Lehrlinge pro Ausbildungsjahr.“ Hierzu richtete er ein ernstes Wort an die Politiker, aber auch die Handwerkskammer und die Innungen hätten hier einiges verschlafen. „Es gibt einfach Probleme mit dem Nachwuchs. Wir haben derzeit nicht einen Lehrling im Betrieb, und das hat zwei Gründe: Es gibt keine Nachfrage von Ausbildungswilligen. Und wenn einer kommt, dann hat er keinen Abschluss oder ist ohne die entsprechenden Voraussetzungen.“ Laut Fenn müsse ein Metallbauer heute einen Plan zeichnen und ihn lesen können. Dazu müsse er bestimmte mathematische Grundlagen mitbringen.
Nachwuchsmangel und in der Folge fehlende Facharbeiter seien heute schon ein Problem. „Es fehlen schon jetzt in allen Handwerksbereich Facharbeiter“, sagte Fenn. Er sprach von einem großen Glück, dass zwei Drittel der bei ihm ausgebildeten Facharbeiter später bei ihm im Betrieb blieben. Auch gingen aus diesen Reihen Meister, Techniker und Ingenieure hervor.
Landrat Wilhelm Schneider war beeindruckt, dass ein Großteil der Mitarbeiter im Betrieb selber ausgebildet wird. „Dies schafft eine enge Bindung und Wertschätzung auf beiden Seiten. Der Landkreis versucht seinerseits, durch ein reichhaltiges Bildungsangebot und ein reges Vereins- und Kulturleben lebens- und liebenswerte Bedingungen zu schaffen, um auch die jungen Leute an die Region zu binden.“
Dem Fachkräftemangel versuche man durch gezielte Maßnahmen entgegenzuwirken, betonte der Landrat. „Hierzu gehörten nicht nur die intensive Beratung der Betriebe, sondern auch Aktionen für Rückkehrer, Workshops und Training zur Mitarbeitergewinnung.“
Bis zu 170 Mitarbeiter
Seniorchef Bernhard Fenn zeigte sich dennoch zufrieden mit der Entwicklung seines Unternehmens, das schon vor 25 Jahren finanztechnisch als Großbetrieb eingestuft worden sei und in der Spitze bis zu 170 Mitarbeiter hatte. „Mit heute 80 Personen sehen wir uns weiter als mittelständischer Betrieb. Aber unsere Kunden kommen vorwiegend aus der Großindustrie, kommunale Auftraggeber, freie Architekten sowie private Aufträge. Auch arbeitet die Firma Fenn für die Technische Universität München im Brückenbau.
Dies alles sei nur möglich, so Fenn, weil man viele Qualifikationen im Betrieb nachweisen könne. Auch Spezialaufträge führe man deswegen immer wieder aus.
Juniorchef Udo Fenn sprach noch ein anderes Thema an: die stetigen Neuerungen bei gesetzlichen Vorschriften und Normen. „In diesem Bereich ist eine Dynamik vorhanden, die eine stetige Fortbildung der Mitarbeiter voraussetzt.“ In diesem Zusammenhang dankten Bernhard Fenn und Udo Fenn den Mitarbeitern für ihren Einsatz und ihre Betriebstreue. So sind mehrere Mitarbeiter bereits über 25 Jahre in der Firma tätig.