(tf) In schwarzer Hose, weißem Hemd und mit dunkler Krawatte sitzen drei der fünf Männer um einem Gartentisch aus Plastik vor dem Maroldsweisacher Rathaus. „Wir sind traurig“, erklärt der Initiator der Demonstration, Siegfried Bornkessel. Traurig darüber, dass es seit dem 1. August möglich ist, Lebenspartnerschaften auch vor dem Standesamt einzugehen. Bisher war das nur bei einem Notar möglich.
Vor den Männern liegt die Heilige Schrift, eingebunden in Leder. Auf einer der drei Tafeln steht: „Bitte sprechen Sie mit uns“. Doch die Besucher des Rathauses und der Bank nebenan gehen am Donnerstagmorgen meist achtlos an den Fünfen vorüber. Der Protest der Initiative „Allein Gottes Wort“ richtet sich gegen das Lebenspartnerschaftsgesetz, weil es in ihren Augen ein „eindeutiger Verstoß gegen die Schöpfungsordnung Gottes“ ist.
Dass die Demonstration ausgerechnet mit dem Hochzeitstag von David Richter und Kai Sims, die Maroldsweisacher wollen sich am Freitag als erstes homosexuelles Paar im Landkreis standesamtlich trauen lassen, zusammenfällt, sei reiner Zufall, sagen sie. Mehrmals betont Bornkessel, dass er nicht „gegen diese Personen“ demonstriere, sondern gegen das Lebenspartnerschaftsgesetz. Er sei noch nie auf einer Demonstration gewesen, aber das bewege ihn sehr.
Bornkessel und seine Begleiter kennen sich aus gemeinsamen Bibelgesprächen. Für Bornkessel ist die Schrift das „wahrhaftige, lückenlose und unumstößliche Wort Gottes“. Und ganz in diesem Sinne empfiehlt Stefan Assel, der jüngste der fünf Männer, dem schwulen Paar aus Maroldsweisach, „Buße zu tun, denn sonst sind sie auf ewig verloren.“
Zufällig kommt Birgit Deringer, sie ist im evangelischen Kirchenvorstand, hinzu. „Ich finde den Zeitpunkt der Demonstration nicht gut“, sagt sie. Der Protest hätte unmittelbar um den 1. August erfolgen sollen. Aber just dann, wenn die Männer heiraten, sei das falsch. „Homosexualität ist für mich nicht normal“, sagt sie. Sie könne es aber tolerieren. Die Demonstration bewertet sie mit einem Zitat aus dem Matthäus-Evangelium: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.“