Sie gehen dorthin, wo alle anderen weglaufen und sind sozusagen die "Task Force" des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), wenn es um die Versorgung von Verletzen geht, die mit chemischen, biologischen, radioaktiven, nuklearen oder explosiven Stoffen in Kontakt gekommen sind: die Schnelleinsatzgruppen CBRN(E), schreibt der BRK-Kreisverband in einer Pressemitteilung. Um die Ehrenamtlichen auf diese spezielle und nicht ungefährliche Aufgabe vorzubereiten, fand vor wenigen Tagen beim BRK-Kreisverband Haßberge ein Fachlehrgang für CBRN(E)-Schnelleinsatzgruppen aus ganz Bayern stattgefunden, teilt das BRK mit.
Dabei seien auch die Praxis und Übungen nicht zu kurz gekommen. So hätten die Teilnehmer beispielsweise die Versorgung und Dekontamination von Verletzten in Gebläseschutzanzügen und Chemieschutzanzügen üben müssen. Diese Anzüge schützen die Einsatzkräfte vor der Umgebungsluft, damit sie nicht selbst mit gefährlichen Stoffen in Berührung kommen können.
"Medizinische Komponente an der Front“
Unter Beachtung aller geltenden Corona-Regeln hätten sich die Frauen und Männer vier Tage lang auf dem Areal des BRK-Kreisverbandes in Haßfurt weitergebildet. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen kamen aus den BRK-Kreisverbänden Weilheim-Schongau, Straubing-Bogen, Main-Spessart, Fürth, Ostallgäu und Haßberge.
Die CBRN(E)-Schnelleinsatzgruppen kommen laut BRK zusammen mit Feuerwehr und Technischem Hilfswerk immer dann zum Einsatz, wenn Verletzte mit gefährlichen Stoffen in Berührung gekommen sind und dekontaminiert werden müssen. Laut Dr. Anna Bludau, eine der Ausbilderinnen, seien sie „die medizinische Komponente an der Front.“
20 Ehrenamtliche im Landkreis
Wenn die Feuerwehr beispielsweise nach einem Chemieunfall in einem Industriebetrieb Verletzte aus dem Gefahrenbereich rette und nach draußen bringe, übernähmen anschließend die Schnelleinsatzgruppen eine erste Versorgung der Patienten mit lebensrettenden Sofortmaßnahmen, führten mit Spezialausrüstung eine Dekontamination durch und würden die Patienten dann zur weiteren Versorgung und Behandlung an den Rettungsdienst übergeben.
Insgesamt gebe es in Bayern elf solcher Schnelleinsatzgruppen beim BRK, urund 300 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer engagieren sich in diesen Einheiten, schreibt der Kreisverband Haßberge weiter. Der hat diese Gruppe mit ihren etwa 20 Helferinnen und Helfern bereits seit dem 1. Januar 2004 im Einsatz, betonte Wolfgang Zweverink, stellvertretender Fachdienstleiter auf Landesebene.
Der Fachdienst auf Landesebene wurde 2006 anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft gegründet, allerdings auch ausschließlich in Bayern. Damals sorgten sich die Bundesregierung und das Land um mögliche Terroranschläge mit gefährlichen Substanzen im Zusammenhang mit der WM. Die BRK-Einheiten seien so ausgestattet, dass sie an bestehende Einheiten anderer Organisationen andocken könnten. An den elf Standorten stünden speziell ausgerüstete Gerätewagen für den Einsatz bereit.