Der Preis: 34 und damit ein knappes Viertel der Arbeitsplätze mussten gestrichen werden, weil anders der Auftragsverlust nicht aufzufangen war (wir berichteten). Um die 50 Teile, Anzüge und Hosen, wurden in Stadtlauringen für die Edelmarke im Auftrag der Dressler Bekleidungswerke Brinkmann GmbH & Co. KG genäht. In Zukunft setzt Burberry auf Eigenproduktion. Dass es ohne Restrukturierung nicht gehen würde, darin waren sich IG-Metall, Betriebsrat und Insolvenzverwalter Franz-Josef Hansen (Aschaffenburg) einig.
Ein Interessenausgleich wurde erstellt, Entschädigungen sollen gezahlt werden. „Wir müssen das schweren Herzens mittragen“, sagt Peter Kippes von der IG-Metall Schweinfurt. Aufträge, um den Verlust aufzufangen, gebe es nicht. Dafür ein Angebot der Brinkmann-Gruppe, das den Standort laut Kippes für die „mittelfristige Zukunft“ sichert. Wenn nicht länger: „Wenn man einen mehrstelligen Millionenbetrag in Stadtlauringen investiert, bekommt man das so schnell nicht mehr los.“ Auf dem Tisch sei eine Zusage, betont Insolvenzverwalter Hansen. Brinkmann wird die Betriebsstätte übernehmen. Verkaufssumme: „eine Million Euro“, in etwa.
Eine Frage der Zeit
Man hat lange darauf gewartet in Stadtlauringen. Am 1. August 2003 hatte die Eduard Dressler GmbH Insolvenz angemeldet. Als Brinkmann am selben Tag die Markenrechte kaufte, für „mehrere Millionen Euro“, wie es damals hieß, gingen viele davon aus, dass es nicht lange dauern würde, bis der westfälische Mode-Magnat auch die Produktionsstätte Stadtlauringen übernimmt. Insolvenzverwalter Hansen erklärte im Januar 2004 gegenüber dieser Zeitung, dies sei „nur eine Frage der Zeit“.
Von letzterem sollte es etwas mehr werden. Der Mode-Magnat übernahm Verwaltung, Verkauf und Logistik am Hauptsitz Großostheim im Kreis Aschaffenburg, wo 2007 eine neu gebaute Firmenzentrale bezogen worden ist, der Produktionsstandort Stadtlauringen blieb in der Hand des Insolvenzverwalters. Einziger Auftraggeber: die Dressler Bekleidungswerke Brinkmann GmbH & Co. KG.
110 Mitarbeiter gab es bis dato noch am Standort Stadtlauringen. Künftig werden es nur noch 76 sein. Hoch-, aber sehr speziell qualifiziert – die Vermittlung der 34 Gekündigten dürfte nicht einfach werden, das ist IG-Metall-Mann Kippes klar.
Dass Mitarbeiter gehen müssen, war seit einer Betriebsversammlung im Januar bekannt; dennoch seien Kündigungen immer „tragisch“, hatte Betriebsratsvorsitzende Erika Rottmann am Donnerstag erklärt, wenige Stunden nachdem die Betroffenen davon erfahren hatten. Aus Kreisen der Belegschaft war von einem Schock die Rede. Erfahren hatten die Mitarbeiter von den Kündigungen auf Umwegen. Ein Ehemann hatte angerufen, um seiner Frau, die bei der Arbeit war, mitzuteilen, dass man zu Hause soeben ihre Kündigung abgegeben habe. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
Freigestellt mit Lohnfortzahlung
Über das „Wie“ habe man lange diskutiert und sich entschieden, dass die Mitarbeiter eben nicht ihre Kündigung in die Hand gedrückt bekommen und dann weiter arbeiten müssten, so Betriebsratsvorsitzende Rottmann. Deshalb die Abgabe per Boten. Seit Freitag sind die 34 Mitarbeiter freigestellt, bei Lohnfortzahlung für die Dauer der Kündigungsfrist. Diejenigen, die bleiben, wird Brinkmann wohl übernehmen. Insolvenzverwalter Hansen geht davon aus.
Stichwort
Eduard Dressler GmbH
2003 meldete das Unternehmen Insolvenz an. 250 Mitarbeiter mussten gehen, 109 davon und damit die Hälfte der Belegschaft in Stadtlauringen. In Großostheim wurde die Produktion aufgelöst, der Verwaltungssitz von der Brinkmann-Gruppe übernommen, Stadtlauringen der einzige Produktionsort im Inland. Zu Spitzenzeiten hatte das Unternehmen, das 1929 gegründet wurde und dessen Label bis heute für exklusive Männermode steht, 450 Mitarbeiter in Stadtlauringen und 400 in Großostheim. Ein bekannter Kunde: Helmut Kohl.