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KREIS HASSBERGE: Bussard gerät in Lebendfalle

KREIS HASSBERGE

Bussard gerät in Lebendfalle

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    Chancenlos: Das Bild zeigt den gefangenen Bussard, der allerdings vom Jagdpächter wieder freigelassen wurde. Eigentlich wollte der Waidmann eine Elster fangen – verbotenerweise. Stefanie Brantner
    Chancenlos: Das Bild zeigt den gefangenen Bussard, der allerdings vom Jagdpächter wieder freigelassen wurde. Eigentlich wollte der Waidmann eine Elster fangen – verbotenerweise. Stefanie Brantner Foto: Foto:

    In der germanischen Mythologie war die Elster sowohl Götterbote als auch der Vogel der Todesgöttin Hel, sodass sie in Europa den Ruf des Unheilsboten bekam. Als „diebische“ Elster war sie im Mittelalter als Galgenvogel unbeliebt.

    Eines hat dieser Rabenvogel mit Katzen, Eichhörnchen und Raubvögeln gemein: Sie gehören zu den Nesträubern. Elstern nehmen das ganze Jahr über sowohl tierische als auch pflanzliche Nahrung auf. Insekten sowie deren Larven, Würmer, Spinnen und Schnecken gehören zu ihrem Speiseplan. Darüber hinaus ernähren sie sich von kleinen Wirbeltieren und Eiern. Außerdem frisst die Elster das ganze Jahr über Aas. Im Herbst und im Frühling fressen sie Früchte, Sämereien und Pilze.

    An den jetzt von einem Jäger im Kreis Haßberge ausgelegten Ködern zeigten die Elstern jedoch kein Interesse. Ein ganz anderer Wildvogel ging stattdessen in die Falle – ein Mäusebussard. Vielleicht lag es daran, dass das Gehirn der Elster zu den höchstentwickelten unter den Singvögeln zählt. Oder auch nur daran, dass in dem betroffenen Gebiet bisher kaum Elstern gesichtet wurden.

    Jedenfalls berichtete der herbeigerufene Jagdpächter, er habe mit dieser Falle eigentlich eine Elster fangen wollen, lebend, für einen „Elsterkorb“. In einen solchen werde die Elster gesetzt, und dann kämen die Artgenossen von ganz alleine, um der Gefangenen zu helfen. Was sehr gut sein kann, denn Elstern sind sehr soziale Tiere.

    Population hat zugenommen

    Was dann mit den Vögeln passieren sollte, führte der Waidmann nicht aus. Aber er berichtete, dass die Elsterpopulation hierzulande in einem „erschreckenden Maße“ zugenommen habe, sodass die kleinen Singvögel, die Rebhühner und dergleichen „keine Chance“ hätten. Den Bussard aber nahm er aus der Falle und schenkte ihm die Freiheit wieder. Dieser Vogel wird wohl auf die Köderfalle, die wieder auf das nächste Opfer wartet, eventuell ja sogar eine Elster, nicht mehr hereinfallen.

    Die Jagd auf Elstern hat in Europa aber Tradition, da sie Schäden an Nutztieren oder Populationen von kleinen Singvögeln und Niederwild verursachen sollen. Bei wissenschaftlichen Untersuchungen wurde aber anscheinend bisher ein solcher Einfluss nicht gesichert festgestellt. Es ist wohl eher so, dass in fast allen Fällen ein Rückgang der Kleinvogel-Artenzahl oder der Kleinvögel-Populationen Hand in Hand mit einem Rückgang der Populationen von Elstern und anderen Rabenvögeln geht. Grund dürfte in diesen Fällen Veränderungen des Umfeldes, ungünstige Witterung und dergleichen sein. Allerdings streitet sich da die Fachwelt.

    1979 stellte der Europarat alle Singvögel und hier gehört die Elster dazu, unter besonderen Schutz. Auf Initiative einiger Mitgliedsstaaten, vor allem der Bundesrepublik Deutschland, wurde 1994 die Vogelschutzrichtlinie geändert. Die EU stellt damit den Schutz dieser Arten wieder in das Ermessen der betreffenden Mitgliedsstaaten.

    Elstern stehen also weiterhin unter besonderem Schutz, dürfen aber in den meisten Bundesländern bejagt werden. So auch in Bayern, wie Martin Schrauder von der Jagdbehörde erklärt.

    Schonzeit

    Allerdings nur außerhalb der Schonzeit, so Schrauder. Bei der Elster wäre dies die Zeit vom 14. März bis zum 16. Juli. Mit Lebendfallen darf Federwild hierzulande jedoch grundsätzlich gar nicht gefangen werden, stellt der Behördenvertreter klar. Eine Ausnahme sei die Bekämpfung von Wildseuchen oder Ähnlichem. Allerdings müsse hierzu bei der Jagdbehörde eine Ausnahmegenehmigung angefordert werden. Eine solche liege ihm jedoch nicht vor, so Schrauder weiter.

    Auch sei ihm nicht bekannt, dass man im Hassbergkreis irgendwo von einer „Elster-Plage“ betroffen sei. Speziell bei Laien erweckt die Angewohnheit von Elstern und anderen Rabenvögeln, Trupps zu bilden, manchmal auch nur den Eindruck einer massiven Überbevölkerung.

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