Die Dorfgemeinschaft Sailershausen lädt für den kommenden Sonntag um 10 Uhr in die Wanderstube. Kreisheimatpfleger Wolfgang Jäger hat eine Chronik über den Ort verfasst und hält hierüber einen Vortrag: "950 Jahre Sailershausen - Vom Klosterdorf zum Ortsteil". Die Redaktion konnte bereits einmal "blättern".
Wie Sailershausen zu seinem Namen kam
Die erste schriftliche Erwähnung Sailershausens stammt aus dem Jahre 1075: Saldericheshusen. In die heutige Zeit übersetzt: "Bei den Häusern von Salderich". Doch in diesen Jahren war der Ort bereits circa 300 Jahre alt. Daher ein weiterer Blick zurück: Seit der Zeit um Christi Geburt wohnten in der Region rund um den heutigen Landkreis Haßberge Germanen. Um das Jahr 800 herum stießen Franken hinzu, es kam zu einer Überlagerung mit den germanischen Bewohnern. Die Franken bildeten sogenannte Königshöfe und gründeten neue Siedlungen. Theres war ein solcher Königshof und Sailershausen wurde ein neu gegründeter Siedlungsort.
Zur Behauptung ihrer Vorherrschaft nutzten die Franken kirchliche Strukturen, und so ergab es sich, dass die Bischöfe von Würzburg Landesherren in der Region und damit auch von Theres und Sailershausen wurden. Bischof Gundekar II. von Eichstätt oblag es, die Kirche von Sailershausen zu weihen, was zu der erstmaligen Niederschrift des Ortsnamens Saldericheshusen im Jahre 1075 führte.
Aus dem Klosterdorf wird ein Ortsteil von Haßfurt
Jäger: "Mit der Gründung des Klosters Theres um 1043 n. Chr. bekam Sailershausen einen kirchlichen Dorfherren und wurde zum Klosterdorf, was der Ort über Jahrhunderte hinweg, bis 1803, auch blieb." Dann ein Schnitt, die kirchliche Herrschaft wurde in ganz Franken durch durch weltliche Herrschaft abgelöst: Zunächst ging Sailershausen an Kurbayern, 1806 zum Großherzogtum Würzburg, 1814 an das Königreich Bayern und 1918 an den Freistaat Bayern. Im Zuge der Gebietsreform 1972 wurde Sailershausen Ortsteil von Haßfurt. "Der kleinste, aber der älteste Stadtteil". Die Feuerwehr besteht seit 1874. Das Universitätsforstamt Sailershausen wurde 1885 gegründet. Das Frühlingsfest feiert 60-Jähriges, seit 2015 drehen sich Windräder. Zum Jubiläumsjahr wurde die Fassade der Kirche renoviert.

Schulpflicht gab es in Sailershausen seit 1774, für Kinder zwischen dem 6. und dem 12. Lebensjahr. Der Pfarrer hatte darüber zu wachen, dass "jedes Kind, nachdem es dieses Alter erreicht hat, aller leeren Entschuldigungen ungeachtet, baldigst und auf nachfolgende Weise zur Schule angehalten werde." Der Lehrer musste "das krank angegebene Kind besuchen, um von der Wahr- oder Unwahrheit dem Pfarrer die Anzeige zu machen."

Es lebt sich heute gut in dem Ort, meint Jäger, und freut sich auf die Feierlichkeiten: Alle würden mithelfen und Gäste seiender stets willkommen. Sein Werk hat 445 Seiten, 28 Kapitel und 150 Bilder. Wertvoller Lehrstoff zum Würdigen der Lebensumstände, in denen wir uns heute bewegen. Jäger fasst in seinem Vorwort zusammen: "Zu jeder Zeit mussten Menschen um ihre Lebensverhältnisse kämpfen, nie fiel etwas einfach so zu."

Tagebucheinträge von Revierförster Josef Pfister:09.05.1824: "Traf ich die Georg Häfners Magd von Sailershausen an, als diese eine Tragt Gras aus dem Walddistrikt Seeleinswiesenschlag früh 5 Uhr entwendet hatte"
03.09.1829: …daß Martin Hornung aus Sailershausen "ein Rehe von seiner Tochter nach Schweinfurt zum Verkauf tragen ließ"
02.05.1834: "lebensgefährliche Drohungen und amtsbeleidigendes Benehmen von Seiten des Ferdinand Kuhn et einen Konsorten aus Haßfurt gegen meinen Gehilfen Heinrich Wolff betreffend
Die Durchführung der Amtshandlungen konnte durchaus gefährlich sein: Am Heilig Abend 1814 wurde der Revierförster Sebastian Pfister "beim Treibjagen durch einen Schrot verwundet in der Waden."Diese Schusswunde hinderte ihn bis Neujahr 1815 an der Begehung seines Reviers.Quelle: Wolfgang Jäger