Schon seit Jahrzehnten beschäftigt sich der Chronist Gerhard Thein aus Steinsfeld mit der Geschichte seines Heimatdorfes. Nun ist er bei seinen Recherchen über die 1831 errichtete Waldkapelle auf eine interessante Neuigkeit gestoßen: Es gab tatsächlich schon einen Vorgängerbau.
Weil über dem Eingangsportal des Gebäudes in der Waldabteilung „Stöckach“ die Zahl 1831 eingemeißelt ist, wird dieses Jahr für das Entstehen der Waldkapelle in der jetzigen Größe angenommen. „Doch es wurde immer wieder die Frage gestellt, ob es schon vorher dort eine Kapelle gegeben hat“, sagt Gerhard Thein. Als er, angeregt durch Gerhard Warmuth aus Hainert, einen Pressebericht aus dem Jahr 1830 über die Waldkapelle in Steinsfeld im Internet fand, erstellte er eine Chronik über die Waldkapelle. Der Bericht vom 24. Juli 1830 stammt aus der satirischen Zeitschrift „Der Scharfschütz“, die im Sartorius-Verlag in Würzburg erschien.
„Er hat mich aufhorchen lassen, denn er besagt, dass es schon zu dieser Zeit eine Kapelle gab“, sagt Gerhard Thein. Ganz in der Manier der kritischen Zeitschrift lautete die Überschrift des Artikels: „Heraus mit dem gesammelten Geld“. Weiter hieß es: „In der Markung Steinsfeld, am Wege von Gerolzhofen nach Haßfurt, steht ein kleines Kapellchen, die Abnehmung Christi vom heiligen Kreuze vorstellend. Schon viele fromme Herzen wünschten, daß dieses Kapellchen etwas erweitert würde, denn es können kaum 6 Menschen ihr Gebet und Andacht verrichten. Diesen Wunsch benutzte der Ortsvorsteher Waldmann von Steinsfeld, ein reicher also Geld-Mann, und schickte in dieser Absicht im Jahre 1828 den Collekteur Jac. Stumpf jun. in den umliegenden Dörfern herum, der von Gutthätern viele Geldbeiträge sammelte. Nun ist bis hieher noch gar kein Anfang dazu, und man weiß nicht, ob der Collekteur das gesammelte Geld behalten, oder ob es obengenannter Ortsvorsteher zu einem anderen Zwecke verwenden will?“
Keine Zweifel an der Echtheit
Für Gerhard Thein besteht kein Zweifel an der Echtheit des Berichts. „Die Beschreibung des Ortes ist richtig, das erwähnte Bild hängt noch immer in der Kapelle und laut den Matrikelbüchern von Steinsfeld hat es um 1830 Familien mit den Namen Waldmann gegeben“, sagte er. Laut einem Schreiben von Dr. Erik Soder von Güldenstubbe vom Diözesan Archiv Würzburg vom 15. Januar 2001 vermachte der „Steinsfelder Ortsvorsteher Peter Waldmann am 17. Mai 1839 sein Vermögen zur Errichtung einer Pfarrkuratie in Steinsfeld“. In einem Versteigerungsbuch der Gemeinde Steinsfeld aus dem Jahre 1836 ist zudem ein Ortsvorsteher (Bürgermeister) Peter Waldmann angeführt. „Es kann deshalb davon ausgegangen werden, dass der im Pressebericht erwähnte Ortsvorsteher Waldmann der Stifter der Kuratie Steinsfeld war“, sagt Gerhard Thein.
Für ihn steht fest, dass die neue Kapelle 1831 mit dem gesammelten Geld der Gläubigen aus Steinsfeld und den umliegenden Ortschaften wie Donnersdorf, Traustadt, Pusselsheim und Falkenstein finanziert wurde. Allerdings sei der Neubau sicher nicht erst aufgrund des Presseberichts vom Ortsvorsteher Waldmann in die Wege geleitet worden. Auch zu dieser Zeit hätten die Verantwortlichen Pläne einreichen und vor allem von den weltlichen (König) und geistlichen Herren (Bischof) Genehmigungen einholen müssen, was einen längeren Zeitraum in Anspruch genommen haben dürfte. Des weiteren beschreibt Gerhard Thein in seiner Chronik die Sage zur Entstehung der Kapelle, die Inneneinrichtung, die Eigentümerverhältnisse, die Schäden durch den Orkan Wiebke und durch einen Brand, sowie die verschiedenen Renovierungen, die Feier zum 175-jährigen Bestehen 2006 oder die Innen- und Außenrenovierung 2010.
Weiter Aspekte der Chronik
Außerdem berichtet er über die von Arthur Piermeier aus Wonfurt gefertigte Holztafel mit der Inschrift: „Die Gemeinde Steinsfeld dankt der Muttergottes für die wunderbare Errettung aus Bombengefahr und für die geglückte Heimkehr der Kriegsteilnehmer 1945“. Denn die in der Nacht vom 30. auf den 31. März 1945 in der Flur abgeworfenen neun Bomben hinterließen – abgesehen von einigen Kratern in den Äckern und Bombensplittern im Ort – keine größeren Schäden. Zudem kehrten bis auf Anton Hept alle Steinsfelder Soldaten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder heim.
Zuletzt führt Gerhard Thein noch ein Gedicht über die Waldkapelle eines gewissen Oberleutnants „von Neumann“ aus dem Jahr 1834 sowie ein Gedicht der 2017 verstorbenen Mundartdichterin und Mesnerin Anni Reichert aus Steinsfeld an.
Wer Interesse an der Chronik hat, der erhält ein Exemplar gegen eine Spende von 20 Euro für den Erhalt der Waldkapelle. Dafür stellt die Kirchenstiftung auf Wunsch auch eine Spendenquittung aus.