Was im ersten Moment so gar nicht zusammenzupassen scheint, erweist sich als geniale Symbiose: eine Kunstausstellung im Verwaltungsgebäude eines Baunternehmens. Gut 100 Gäste der Vernissage überzeugten sich davon, dass zwei Meister ihres Fachs ein beachtliches Format liefern können. Nämlich der Bamberger Maler Michael Cleff, genannt Cleff III., und die Firma Dechant in Weismain.
Unter dem knackigen Namen Cleff III. ist der waschechte Bamberger weit über die Region hinaus bekannt als begnadeter Porträtmaler. Als Künstler, der seine Modelle auf ihre natürliche Ausstrahlung zurückführt und sie von jeglichem Nimbus entkleidet. Von einer Gloriole, die gerade Prominente umgibt, angedichtet von der Regenbogenpresse oder kraft Persönlichkeit verdient. Cleff III. hat sie alle porträtiert und stellt nun einen Querschnitt seiner repräsentativen Charakterstudien in Weismain aus: Queen Elizabeth II., Außenminister Hans-Dietrich Genscher, Bundeskanzler Helmut Schmidt, Wolfgang Wagner, die Schauspieler Günter Strack, Maximilian Schell oder Peter Ustinov, die Dirigenten Simon Rattle oder Jonathan Nott, Showmaster Thomas Gottschalk, Tennisstar Boris Becker, die Magier Siegfried und Roy in Las Vegas und viele andere.
Da war es kein Wunder, dass Vernissage-Gastgeber Peter Dechant auf erstaunliche Parallelen zwischen Kunst und Handwerk hinwies. Denn mit Prestigeobjekten und Stararchitekten, „also in gewisser Weise auch Künstler ihres Fachs“, pflege die Firma Dechant enge Kontakte. Demnach fänden sich unter den Referenzen des Unternehmens so klangvolle Projekte wie die Neue Nationalgalerie in Berlin (David Chipperfield Architects), die Neuen Meisterhäuser in Dessau (Bruno Fioretti Marquez) oder die per Kurzfilm vorgestellte Niemeyer-Sphere in Leipzig (Oscar Niemeyer). Mit einem gewissen Stolz nannte Juniorchef Peter Dechant im Beisein seines Vaters und Seniorchefs Alois den Titel „Betonkünstler“, den ein Auftraggeber dem Dechant-Team verliehen habe.
Dass Cleff III. jetzt in den Firmenräumlichkeiten ausstellen könne, sei der engen Freundschaft von seinem Vater mit Günter Strack zu verdanken, den der Maler ja porträtiert habe, so Peter Dechant. Durch diese Verbindung sei der Kontakt zu Cleff III. entstanden, der vor zwei Jahren Alois Dechant zum 80. Geburtstag gemalt habe. „Schon damals reifte die Idee einer Vernissage in Weismain, die coronabedingt mit etwas Verspätung nun realisiert werden kann“, so der Juniorchef.
"Exportschlager Bambergs"
Unter den Gästen war auch Oberbürgermeister Andreas Starke, der Cleff III. als „Exportschlager Bambergs“ bezeichnete und dessen Bedeutung für die hiesige Kunstszene hervorhob. „Das Welterbe Bamberg ist besonders stolz auf seine kulturellen Akteure, Michael Cleff ist einer davon“, sagte Starke und würdigte auch die enge Verbindung des Standortes Bamberg mit dem Bauunternehmen Dechant unter anderem durch das Sponsoring von Sportveranstaltungen.
Der Bamberger Kunsthistoriker Matthias Liebel hielt die Laudatio auf Cleff III. Neben vielen einzigartigen Porträts berühmter Persönlichkeiten lägen atmosphärisch dichte Landschafts- und Blumenbilder im Fokus seines Schaffens. Dazu gehörten auch sogenannte „Grissaillen“: Gemälde in Schwarzweiß als Gegenentwurf zur volltönenden Farbigkeit. Dank einer eigenwilligen Pinselführung gelinge es Cleff III., Bildfigur und Betrachter in eine Beziehung zu bringen.
Wer jetzt ehrfürchtig glaubt, dass all die von ihm auf Leinwand gebannten Promis dem Künstler persönlich Modell gesessen haben, irrt allerdings. „Die armen Personen wussten nicht, dass ich sie male“, bekennt Cleff III. schmunzelnd. Bis zum heutigen Tag genüge ihm ein gutes Foto, um dem Dargestellten einen individuellen Porträtausdruck und einen typischen Charakterzug zu verleihen. Zumal er sich sehr für Psychologie interessiere und jeden Menschen „unbewusst genau anschaut“. Darüber hinaus sei er ein Maler, „der sehr spontan malt, wenn mich ein Motiv anspricht, male ich es“, so Cleff III. in seiner kurzen Ansprache.

Deutsche Künstler-Dynastie
Dieser folgte ein Film über das Leben des Künstlers und damit auch eine Auflösung der Namensnummer „III“. Michael Cleff stammt in dritter Generation aus einer deutschen Künstler-Dynastie. Bereits sein Großvater, Erich Cleff der Ältere, war als Kunstprofessor und Bildhauer an den Akademien in Wuppertal und Salzburg tätig. Sein Vater, Erich Cleff der Jüngere, machte sich als Porträtmaler in Hamburg und Berlin einen Namen. Michael Cleff, in Bamberg geboren und aufgewachsen, absolvierte zunächst eine Lehre als Dekorateur, arbeitete einige Jahre in München und kehrte wieder zurück. Sein Vater brachte ihm das Notwendige bei. Orientierte sich Cleff III. erst am Realismus des Vaters, entwickelte er seit den 1980er Jahren eigene Auffassungen bis hin zu charakteristischen Pinselstrichstrukturen.
Diese überzeugten auch den Ehrengast der Vernissage: Prinz Eduard von Anhalt, Spross eines der ältesten deutschen Adelsgeschlechter, Journalist und Fernsehmoderator, der einem breiten Publikum durch seine Berichterstattung von gesellschaftlichen Großereignissen wie der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton bekannt ist. Der Prinz mit weiteren klangvollen Adelstiteln freute sich über sein Cleff-Porträt, das in Weismain unmittelbar neben dem seiner Cousine, der Queen, hängt. „Ich gefalle mir auf diesem Bild“, bekannte der Prinz, der Cleff III. aus Dankbarkeit den Orden seines Hauses – den Askanischen Hausorden Albrecht der Bär – überreichte. Ob der Adelige allerdings bereit ist, für den geforderten Preis von 15.000 Euro sein Konterfei mit ins nun heimische Berlin zu nehmen, wurde nicht bekannt.
Interessierte können sich bis zum 29. Juli die Ausstellung im Verwaltungsgebäude der Firma Dechant, Abt-Knauer-Straße 3, Weismain, ansehen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8 bis 17.30 Uhr, Samstag von 8 bis 12 Uhr.