Von Dubai aus wollte der Weltradler Manfred Wagner die Länder entlang des Persischen Golfes besuchen. Das war der Plan. Corona machte ihn schnell zur Makulatur. Ein positiver PCR-Test an der Grenze zu Saudi-Arabien stoppte den Königsberger. Fast zwei Wochen lang wurde er in Hotelzimmern isoliert, bevor er wieder in den Sattel steigen konnte. Unverblümt spricht Wagner von einem Fiasko.
Schon die Fahrt von Dubai zur saudischen Grenze war alles andere als ein Genuss, erzählt der passionierte Radler. Tagsüber war der Standstreifen der Autobahn seine Welt. Radeln ist dort offiziell erlaubt. Zu beiden Seiten dehnte sich eintönige Wüste, heftiger Gegenwind blies ständig Sand auf die Fahrbahn. Erfreuliche Unterbrechungen seiner Tage waren für Manfred Wagner die Mittagszeiten. Fast täglich luden ihn pakistanische oder indische Fernfahrer an einem der wenigen Parkplätze zum Essen ein. Meistens gab es Fladenbrot, von dem man sich kleine Stücke abrupfte. In dieses Brotstück klemmt man würzig gekochten Erbsen- oder Linsenbrei, bevor man sich den Happen in den Mund steckt. Vielleicht habe er sich bei einer dieser Begegnungen infiziert, so Wagner.
Kratzender Husten
Die Infektion erwischte den Fernradler, obwohl er sich 2021 dreimal impfen ließ und obwohl er vor einem guten Jahr schon einmal an Corona erkrankt war. Es zeigte sich, dass weder eine Genesung noch eine mehrfache Impfung vor einer erneuten Ansteckung schützen. Immerhin kam es zu keinem schweren Verlauf der Infektion. Der 66-jährige Radler verspürte nur leichte Kopfschmerzen und einen kratzenden Husten.
Nach dem positiven Test wurde Wagner in ein Hotelzimmer in Abu Dhabi verfrachtet, das er zehn Tage lang nicht verlassen durfte. Das über viele Tage im Zimmer eingesperrt Sein war für ihn eine neue, keineswegs angenehme Erfahrung. Das große Fenster des Hotelzimmers ließ sich keinen Spalt breit öffnen. Durch gymnastische Übungen wie Kniebeugen, Liegestützen und endlose Rundgänge im Hotelzimmer versuchte Wagner, sich fit zu halten und den Tag zu strukturieren.
Wie ein Tiger im Käfig
Wie ein Tiger im Käfig lief er stundenlang im Kreis herum. Er fühlte sich wie ein Gefangener in Isolationshaft. Nur schriftlich konnte sich mit seiner Familie und Freunden austauschen. Die prekäre Situation machte Wagner psychisch zu schaffen. Sein christlicher Glaube half ihm, die zäh dahinziehenden Stunden und Tage zuversichtlich zu überstehen.
Vormittags kam täglich ein Mitarbeiter eines medizinischen Diensts in vollem Schutzanzug vorbei und maß bei Wagner Temperatur, Puls und Blutdruck. Die Geduld des Corona-Patienten wurde auf eine harte Probe gestellt, denn vier jeweils im Abstand von mehreren Tagen durchgeführte PCR-Tests zeigten stets ein positives Ergebnis. Dadurch verlängerte sich Wagners Quarantänezeit immer wieder. Erst der fünfte Test war schließlich negativ.
Lieber in der fränkischen Heimat
Als er das Hotel endlich wieder verlassen durfte, fuhr Wagner in das Wüstenland Saudi-Arabien und steuerte von dort das Emirat Katar an. Einreisende müssen hier generell erst mal in eine Hotelquarantäne, immerhin nur für zwei Tage. Der Coronafrust saß bei dem Weltradler inzwischen tief, er verlor zusehends die Lust an der Weiterreise. Aus der katarischen Hauptstadt Doha flog er daher nach Hause. Wagner ist glücklich, wieder im Kreise seiner Familie zu sein und zieht für sich folgendes Fazit: Solange die globale Pandemie das individuelle Reisen so stark behindert wie im Moment, will er lieber in seiner fränkischen Heimat bleiben.









