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Danach stehen alle Türen offen

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Julia Röhner und Phillip Räth fühlen sich in der M8 an der Hauptschule
Hofheim wohl. Dahinter sitzt ihr Lehrer Heribert Jäger.
    Julia Röhner und Phillip Räth fühlen sich in der M8 an der Hauptschule Hofheim wohl. Dahinter sitzt ihr Lehrer Heribert Jäger.

    "Super gemacht Jungs, spitze", lobt Heribert Jäger durchs Mikrofon. Er sitzt als Moderator auf einer Bank am Sportplatz an der Hofheimer Realschule, wo die Sechstklässer der Hauptschule gerade ein Fußballspiel gewonnen haben. Beim Sporttag waren sie voll motiviert und setzten sich durch. Eine starke innere Motivation, Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft zeichne auch die Schülerinnen und Schüler der M-Klassen aus. Das macht Jäger nach dem Spiel beim Gespräch im Klassenzimmer seiner M8 deutlich.

    Mit dabei sitzen mit Julia Röhner aus Goßmannsdorf und Philipp Räth aus Kerbfeld zwei seiner Schüler. "Ich bin freiwillig rein", erzählt die 14-Jährige. Sie hatte einen guten Notendurchschnitt in der Sechsten und besucht mit dem M-Zug ab der 7. Klasse einen vierjährigen, geschlossenen Bildungsgang zum mittleren Schulabschluss. Der 15-jährige Philipp kam von der Hofheimer Realschule in die 8M. Wie läuft's? "Ich find's gut. Es ist etwas leichter hier und durch die Gruppe fällt es noch leichter", macht er deutlich. Philipp und Julia heben vor allem die Zusammenarbeit in der Klasse positiv hervor.

    Die Schüler arbeiten demnach beispielsweise an Textaufgaben gemeinsam, helfen sich gegenseitig beim Schreiben der Berichte und der eine zieht den anderen mit. Beide standen auch schon vor der Klasse und hielten Referate. "Ich hab neulich zusammen mit meinem Bruder Lettland vorgestellt", erzählt Philipp. Neben der sozialen Kompetenz lernen sie auch selbstständiges Arbeiten. Aufgabenstellungen werden anspruchsvoller und die Lerninhalte dabei vertieft sowie ausgeweitet.

    Die 23 Schülerinnen und Schüler setzten sich drei Wochen mit den neuen EU-Ländern auseinander. "Da bleibt schon mehr hängen. Jeder eignet sich dabei selber was an und bringt es auch dem anderen rüber", erklärt Jäger. Zudem zeigen sie den Regelschülern die Ergebnisse per Ausstellung auf dem Gang. Durch das so genannte Erhöhte Anspruchsniveau (EAN) kommen die beiden nur in Religion und Sport mit Regelschülern zusammen. "Da kommt schon öfter mal ein blöder Spruch. Aber da mach ich mir nichts draus", erzählt Julia. Die hat ein festes Ziel vor Augen: Sie möchte nach der Neunten auf die Musikschule. Die 14-Jährige spielt seit eineinhalb Jahren Geige. Philipp will nach dem mittleren Schulabschluss Energieelektroniker werden. Aber jetzt freuen sich die beiden erstmal auf die Ferien und ihr Lehrer muss an diesem Sporttag weiter zum Korbball.

    Rektor Werner Holzinger sitzt derweil in seinem Büro und kümmert sich um Zeugnisse. Er sieht den gleichwertigen aber andersartigen Abschluss als unverzichtbar für das Schulprofil einer ausgebauten Hauptschule. "Die M-Klassen lassen sich hier im positiven Sinne als Elite bezeichnen", macht er deutlich. Besonders Spätentwickler könnten von diesem vierjährigen Bildungsgang profitieren. Im Vergleich zur Realschule sei der M-Zug stärker praxisorientiert und bereite optimal auf das spätere Berufsleben vor.

    Auf der pädagogischen und organisatorischen Seite laufe alles problemlos, aber der Hofheimer Hauptschule bleibe künftig kaum noch Schülerpotential. Damit gerieten die M-Klassen in Gefahr und wenn nur noch Problemschüler auf die Hauptschule kämen, dann bedeute dies den Tod der Hauptschulen, so Holzinger. Die ersten 15 Schülerinnen und Schüler schafften vor einem Jahr den mittleren Schulabschluss an der Hofheimer Hauptschule. "Alle haben bestanden und auch die Berufe bekommen, die sie sich vorgestellt haben", erzählt Gabriele Förster am Telefon. Ihre Ehemaligen arbeiten hauptsächlich im Büro, lernen unter anderem Maurer oder Arzthelferin und eine besucht die Fachoberschule in Schweinfurt, erläutert die Konrektorin und damalige Klassenlehrerin.

    Den Hauptwert des M-Zugs sieht sie darin, dass "für die Schülerinnen und Schüler danach alle Türen offen stehen". Sie können eine qualifizierte Ausbildung in einem anspruchsvollen Beruf machen, die Berufsoberschule oder die Fachoberschule besuchen oder die Laufbahn der Fachlehrer sowie Förderlehrer einschlagen. Positiv findet sie, dass derzeit neue Lehrpläne speziell für den M-Zug gemacht werden. Bislang gab es die Regelschulpläne, die durch das EAN erweitert wurden. "Viele meiner Schüler hätten diese Chance gebraucht. Ich hätte mir diese Möglichkeit schon früher gewünscht", bedauert sie heute.

    Welche Aussichten haben Schülerinnen und Schüler mit diesem mittleren Abschluss an einer Berufsoberschule oder Fachoberschule? "Es sind wenige, die rüberkommen. Die es schaffen, die müssen schon gewaltig strampeln", erklärt dazu Gerd Münchmeier am Telefon. Der Ministerialbeauftragte für Berufsoberschulen und Fachoberschulen in Nordbayern verweist dabei auf das Ausbildungsziel der M-Klässler. Die machen demnach diesen mittleren Abschluss vor allem, um eine Lehrstelle zu finden und nicht um an eine Fachoberschule zu gehen. In diesem Kontext müssten die Lehrpläne zwischen M-Zug und Fachoberschule besser abgestimmt werden, um dadurch den Übergang leichter zu machen.

     
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