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Das erste Moped in Augsfeld

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Das erste Moped in Augsfeld

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    Heimatforscher Josef Saalfrank hat eine Chronik über Augsfeld zusammengetragen.
    Heimatforscher Josef Saalfrank hat eine Chronik über Augsfeld zusammengetragen. Foto: FOTO SABINE GEHLES

    Die Idee, eine Chronik zu schreiben, kam dem Augsfelder Urgestein auf dem Friedhof des Dorfes. Da sei er zwischen den Steinen herum gegangen. "Es hat mich geärgert, dass keiner mehr weiß, wer seine Urgroßmutter oder sein Urgroßvater war", meint er und erinnert sich an den Tag im Herbst 2000. "Oft stehen nur die Familiennamen auf den Gräbern und keiner weiß mehr, wer in der Erde liegt." Seine Lösung: auf der Rückseite der Grabsteine alle Familienmitglieder zu vermerken. "So können auch noch die Kinder der Kinder nachvollziehen, wer eigentlich im Familiengrab ruht." Momentan arbeitet er einen "Belegplan" des Friedhofes aus. "Damit wenigstens die Ist- Situation für spätere Generationen erhalten wird", versichert Saalfrank. "Und dann ist Schluss mit der Reise in die Vergangenheit von Augsfeld."

    Fünf Jahre lang hat er geforscht, sich mit alten Augsfeldern unterhalten, alle Archive der Umgebung und das Ortsarchiv im Pfarrheim gründlich unter die Lupe genommen. "Hier bei uns ruhen in zwei großen alten Schränken zahlreiche Schätze aus unserer Vergangenheit", berichtet er und bekommt leuchtende Augen, wie sie nur ein richtiger Heimatforscher bekommen kann.

    Alle schon existierenden Chroniken von Haßfurt, Knetzgau, Zeil, Eltmann und die Familien-Chronik von Gottfried Freiherr von Rotenhan hat er gelesen und nach Informationen über Augsfeld durchforstet. Mit der Geographischen Gesellschaft in Hannover hat er Kontakt aufgenommen und die wirtschaftsgeographische Entwicklung des kleinen Örtchens an der Au im flachen Schwemmland des Mains untersucht. Auch auf dem Sperrmüll fand der Heimatforscher so manche Rarität. Ein Rechnungsbuch der politischen Gemeinde von 1674-1675 konnte ich entdecken", erinnert sich Saalfrank.

    Ein besonderer Schatz ist der Nachlass des Augsfelder Lehrers Robert Schäfer mit zahlreichen handschriftlichen Kinderaufsätzen zu den Themen "Die letzten Kriegstage" oder "Meine Eltern sind Vertriebene". Da kann man noch in wunderbarer Kinderhandschrift lesen, wie der Knecht Richard Lindwurm mit einem weißen Betttuch winkte, damit die anrollenden Amerikaner nicht mehr schossen und friedlich ins Dorf einzogen und wie der "Hitlerhein" ganz schnell zum "Lindenhein" wurde. Oder wie ein Düsenjäger am 25. März 1945 über Augsfeld abstürzte und die verkohlte Leiche des Piloten zur Aufregung der Jugend ins Feuerwehrhaus gebracht wurde.

    Um genaue Informationen über jedes einzelne Anwesen in Augsfeld, die Entstehung, Entwicklung, mitsamt den im Haus jemals lebenden Personen zu bekommen, hat der Heimatforscher Saalfrank einen Fragebogen entwickelt. Hier gab es für die Augsfelder die Möglichkeit, an der Chronik mitzuwirken. "Da haben sich manche Mitbürger sehr viel Mühe gegeben", versichert Saalfrank, und so konnte er die Entwicklungsgeschichte Augsfelds nachvollziehen. Leider kamen von manchen Einwohnern keine Informationen und so hat die Siedlungsgeschichte Löcher.

    Mehr Erfolg hatte der Heimatforscher mit seiner Vereinsumfrage. "Es war einfach toll, was ich da für Material bekam", freut sich Saalfrank. Gefragt hatte der Augsfelder nach den kompletten Vorständen seit Gründung, Jubiläen, Bauten und besonderen Vorkommnissen. "Ich bekam viele Informationen, Bilder und Anekdoten", lacht Saalfrank. So kann man vieles über den Siedlungsverein, den FC, den TV, den Verschönerungsverein und den Gesangsverein lesen. Auch eine Kopie der Gründungsurkunde des Turnvereins Augsfeld von 1890 ist in den Unterlagen. Ein besonderes Kapitel ist den überragenden Sportlern aus dem Ort gewidmet. Da ist der Heimatforscher selber - Josef Saalfrank war Bayernmeister und Olympischer Fackelläufer im Jahr 1972 - ebenso vertreten wie Fußball-Ass Anton Schober, der seine Karriere beim FC Augsfeld begann.

    Viele Informationen hat Josef Saalfrank zusammengetragen. Wann das erste Motorrad in Augsfeld gesichtet wurde; wer das erste Telefon besaß; wo die drei Brauereien im Ort lagen; in welchen heutigen Bauernhäusern das Pfarrhaus einmal eingerichtet war; warum die Staustufe zu Augsfeld gehört, oder wo die alten Bistumssteine und Hütesteine noch heute zu finden sind.

    Sein größter Traum wäre es, wenn sich jemand bereit erklären würde, die Chronik weiter zu führen, damit auch in Zukunft alles über Augsfeld und seine Bürger gesammelt wird. "Aber wer macht das schon?", fragt Saalfrank und klappt die Chronik von Augsfeld zu. So ein richtiges Buch wollte er "eh net schreib". "Wichtig ist nur, dass das Wissen über unseren Ort erhalten bleibt", meint der Heimatforscher Saalfrank bestimmt. Deshalb will er auch die Chronik für seine Kinder binden lassen.

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