Seit einem knappen dreiviertel Schuljahr ist die Paul-Moor-Schule mit angeschlossener Tagesstätte der Lebenshilfe Haßberge in Sylbach am Steigpfad wieder mit Leben erfüllt. Nach zweijähriger Generalsanierung fand nun die offizielle Schlüsselübergabe im Beisein geladener Gäste statt. Den kirchlichen Segen spendete Diakon Manfred Griebel. Beim anschließenden Tag der offenen Tür präsentierte sich das rundum erneuerte Schulhaus mit einem Mitmachangebot der breiten Öffentlichkeit.
"Unsere neue Schule gefällt uns sehr". Groß war die Freude nicht nur bei den Schülersprechern Karolina Jukert und Ilias Albakov. Gemeinsam mit Mitschülern, Lehrkräften und Kinderpflegern eroberten sie sich Stück für Stück ihren neu gestalteten Lebensraum zurück. Getreu dem Motto "Nicht gegen den Fehler, sondern für das Fehlende", der von Paul-Moor, dem Namensgeber und Pionier der Heilpädagogik stammt, machte sich laut Schulleiterin Alexandra Krines-Beßler die Schulfamilie mit dem Angriff der Generalsanierung auf den Weg, für das Fehlende zu Arbeiten und zu denken.
Vieles musste im Vorfeld organisiert werden, wie der Auszug 2019 und die spätere Rückkehr zum Schuljahresbeginn 2021/22. In der Gemeinde Stettfeld fand sich ein temporäres Zuhause als Ausquartierungsdomizil. Kreativität war gefordert, nicht nur weil viel weniger Platz vorhanden war, vielmehr auch, weil durch einen Brand im Januar 2020 regelrecht das Dach über dem Kopf verloren gegangen war.
In kürzester Zeit gelang es, eine "Wirtschaftsschule" im ehemaligen Gasthof Strätz zu organisieren. Zu allem kam dann um die Osterzeit 2020 auch noch die Corona Pandemie mit digitaler Beschulung. Parallel dazu lief die Planung an der Schulbaustelle in Sylbach, wie die Schulleiterin reflektierte. Fehlte an manchen Tagen der Über- oder sogar Durchblick, schwirrten viele sonderpädagogische Visionen für das neue Schulgebäude in den Köpfen herum. Hier galt Olaf Haase, Geschäftsführer der Lebenshilfe Haßberge, ein besonderer Dank. Haase hätte die Ideen der Schulfamilie ernst genommen, um die Paul-Moor-Schule ausgerüstet mit dem Stand der modernsten Technik auf den Weg zu bringen.
"Der Umzug in eine Schule ohne Kreidetafel war kein leichter Weg", so die Schulleiterin. Dem pflichtete die heilpädagogische Förderlehrerin Gerlinde Schmitt bei einem Rundgang durch das Schulhaus in einem Grundschulklassenzimmer bei. Acht Kinder werden dort individuell unterrichtet. "Mit dem Whiteboard, der digitalen Tafel, zeigen sich die Kinder sehr motiviert", so die Förderlehrerin, die sich mittlerweile vom Angebot der neuesten Technik durchaus begeistert zeigt. Man sei zwar sehr gerne in Stettfeld gewesen. Aber: "Die neue Schule ist einfach toll", lobte Schmitt.
Begeisterung, lobende Worte und Dank für eine gelungene Generalsanierung zogen sich auch durch die zahlreichen Grußworte, die im Mehrzweckraum der Schule ausgetauscht wurden. Angefangen von Jörg Kümmel, der nicht nur als Vorsitzender der Lebenshilfe Haßberge, sondern auch als betroffener Vater sprach, bis hin zu Architekt Sebastian Pollach, der symbolisch die Schlüssel überreichte. Digitale Einspielungen der Schülerinnen und Schüler lockerten den Festakt als Bereicherung auf.
Glück und jede Menge Unterstützung fand das Projekt laut Jörg Kümmel von Anfang an, wie etwa durch eine zeitgerechte Bauzeit und durch das Einhalten des Finanzbudgets von neun Mio. Euro. Da die pädagogische, individuelle Schulentwicklung mit Neustrukturierung der Räume, deren Gestaltung und Ausstattung verknüpft sind, wurden die vorhandenen Räume der Paul-Moor-Schule anders angeordnet und auch ein neuer Gebäudeteil angebaut, wie es aus den Ausführungen von Regierungsschuldirektorin Sibylle Hafner-Lutz zu hören war.
"Mit dem Whiteboard, der digitalen Tafel, zeigen sich die Kinder sehr motiviert."
Gerlinde Schmitt, Förderlehrerin
Die Architektur habe aus ihrer Sicht eine erhebliche Wirkung auf das Lernen genommen und so würde sich das Raumkonzept mit durchdachten Farb- und Lichteinflüssen nach Rückmeldung bereits positiv in vielfältigen Lern- und Lebensbereichen im Schulalltag auswirken.
Dankesworte von Geschäftsführer Olaf Haase unter anderem in Richtung Architekt Sebastian Pollach gab dieser zurück. Zum einen für die gute Zusammenarbeit und Kommunikation, aber auch als Dank für eine unfallfreie Baustelle mit Hunderten von Arbeitern. Die eingespielten Bilder von glücklichen Kindern im neu gestalteten Schulhaus würden für Pollach mehr als jedes Zahlenwerk sprechen.
Stellvertretender Landrat Oskar Ebert verwies auf die Schulen im Landkreis, die in die Jahre gekommen seien. Für deren Modernisierung würde im Kreistag stets große Einigkeit herrschen und die Ausgaben für die Schulen zukunftsweisend gebilligt.
Für Haßfurts Bürgermeister Günther Werner sei es nicht nur das neugestaltete Gebäude, das im Mittelpunkt stehe, sondern die Menschen, die darin gemeinsam arbeiten und unterrichtet werden. Dort würden Schülerinnen und Schüler befähigt, ihr Leben so weit wie möglich selbstständig zu bewältigen, um sich Wege zu einer selbstbestimmten Lebensgestaltung und zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu eröffnen.

