Gleich drei Festtage hatten die Schüler und Schülerinnen des P-Seminars geplant. Der 75. Geburtstag des Spätberufenengymnasiums und Kollegs Theresianum sollte würdig begangen werden. Und nun machen die Hygienevorschriften in der Corona-Pandemie all den schönen Vorhaben einen Strich durch die Rechnung.
Nur für geladene Gäste hat Erzbischof Ludwig Schick am 4. Oktober in der Karmelitenkirche den Jubiläumsgottesdienst gefeiert. Anschließend gab es eine kleine Begegnungsrunde in dieser kirchlichen Privatschule in Trägerschaft der Würzburger Caritas-Schulen gGmbH.
"Wir sind natürlich traurig, dass wir nicht größer feiern dürfen", sagte Angie Stahn, die das P-Seminar leitet und federführend im Organisationsteam für das Fest war. Doch ihrer Motivation, im nächsten Jahr ein super Abitur hinzulegen, tut das keinen Abbruch. Die 22-jährige Hirschaiderin ist sich sicher, dass sie für das anvisierte Medizinstudium ein Einser-Abi machen kann. Der Berufswunsch Ärztin hat Angie Stahn schließlich ans Theresianum geführt – nach einer Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten und Rettungssanitäterin.
Das Lernen fällt der jungen Erwachsenen nicht schwer, wird erleichtert "durch den besonderen Charme des Theresianums", wie sie feststellt. "In der Schule herrscht ein sehr familiäres Klima, und die Lehrer sind verständnisvoll, nehmen auch Rücksicht auf private Probleme", betont Angie Stahn.
Ein ehemaliger Schüler – einer von etwa 1400 noch lebenden Ehemaligen – schreibt sogar in der gedruckten Schulchronik, dass er die Zeit am Theresianum als "Kuss Gottes" erlebt habe: "So manche bisher verborgene Seite in mir entfaltete sich und ließ mich spüren, dass ich angenommen bin, so wie ich bin."
"Alle Konfessionen sind vertreten, wir haben auch Ungetaufte und Muslime in den Klassen."
Roland Hinzer, Schulleiter und Karmelitenpater
Dabei sind die Biografien, die religiöse Sozialisation der derzeit 180 Schüler und Schülerinnen im Alter von 16 bis 23 Jahren – sie kommen aus Stadt und Landkreis Bamberg, Forchheim, Hassfurt, Lichtenfels - unterschiedlich: "Alle Konfessionen sind vertreten, wir haben auch Ungetaufte und Muslime in den Klassen", berichtet der Schulleiter, Karmelitenpater Roland Hinzer. Natürlich wüssten alle, dass das Theresianum eine "urkirchliche Schule ist". Doch jeder und jede ließe sich darauf ein, fehle auch nicht bei den thematisch sorgfältig vorbereiteten Wortgottesdiensten in der schuleigenen Kapelle.

Weltanschauliche Geschlossenheit herrschte noch in den Anfangsjahren des Theresianums. Als es 1946 die Oberdeutsche Provinz der Karmeliten gründete, geschah dies, um den Anforderungen der damaligen Jahre nach einer Ausbildungsmöglichkeit für Spätberufene gerecht zu werden. Neue Ordensmitglieder und Priester sollten in dieser Schule gewonnen werden. "Brave, religiös veranlagte junge Leute mit Volks- oder unabgeschlossener Mittelschulbildung – Alter möglichst nicht über 25 Jahre -, haben Gelegenheit, in vier- bis fünfjährigem Studium auf das staatliche Abitur vorbereitet zu werden", so stand es auf Werbeplakaten in vielen Pfarreien Deutschlands. "Theresianum" sollte das neue Seminar heißen: nach der Heiligen Theresia von Lisieux.
Bis 1965 wurden die Abiturprüfungen an anderen Bamberger Gymnasien abgenommen. Dies änderte sich, als die staatliche Anerkennung ausgesprochen wurde. 1973 erweiterte sich das Theresianum um das ebenfalls staatlich anerkannte Kolleg des zweiten Bildungsweges, in dem junge Erwachsene im dreijährigen Unterricht zur allgemeinen Hochschulreife geführt werden. Die Einrichtung des Kollegs führte auch zu einer Öffnung des Theresianums für Frauen.
Schulleiter Pater Roland Hinzer sieht im Theresianum "viel Hoffnungspotenzial". Und eine Schule, die den jungen Leuten "optimale Unterrichtsbedingungen durch modernste Ausstattung" bietet. Der Karmelit, selbst ein ehemaliger Abiturient des Theresianums, unterrichtet das Fach Religion.
Weitere 27 Lehrkräfte leisten montags bis freitags 34 Wochenstunden in allen relevanten Fächern von Biologie über Deutsch, Fremdsprachen, Geschichte, Kunst, Mathematik bis hin zu Physik, Sozialkunde oder Sport. "Samstags ist vierzehntägig Unterricht, daher gibt es bei uns keinen Nachmittagsunterricht", erklärt Pater Roland. Als Privatschule erhebt das Theresianum ein monatliches Schulgeld von 40 Euro (elf Monate) pro Schuljahr.
Das TheresianumDas Spätberufenengymnasium und Kolleg befindet sich Am Knöcklein 1 in 96049 Bamberg. Ansprechpartner sind Schulleiter Pater Roland Hinzer O.Carm. sowie das Sekretariat mit Birgit Winkler und Susanne Hahn unter Tel.: (0951) 952240, E-Mail: sekretariat@theresianum.de. Mehr Infos im Internet unter www.theresianum.de(mkh)