Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

Rügheim: Das Wort zum Wochenende: Vor dem Kleiderschrank des Lebens

Rügheim

Das Wort zum Wochenende: Vor dem Kleiderschrank des Lebens

    • |
    • |
    Anne Salzbrenner, Dekanin im Evangelisch-Lutherischen Dekanat Rügheim.
    Anne Salzbrenner, Dekanin im Evangelisch-Lutherischen Dekanat Rügheim. Foto: Martina Enzman

    "Prüfet alles und behaltet das Gute!" das ist der evangelische Slogan für das neue Jahr. Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht gleich als biblisches Wort erkennen mag, es steht dort. Evangelische Christen werden dazu ermahnt alles zu prüfen. Leider vergaß der Apostel Paulus einen Kriterienkatalog mitzuliefern, so könnte man meinen. Prüfungen kennen wir aus Schule und Ausbildung, aus dem Arbeitsschutz und der Arbeitssicherheit, oder gar aus dem medizinischen Bereich. Da gibt es selbstverständlich aber auch Kriterienkataloge. In der Schule heißt es etwas freundlicher Erwartungshorizont.

    Alles zu prüfen, auf Herz und Nieren, hört sich deshalb fürs Leben ziemlich verwirrend an, zumal man nur das Gute behalten soll.

    Ich sehe mich dabei vor meinem Schrank stehen, wenn ich mal wieder ausmisten will. Da schaue ich mir dann zwar alles genau an und es ist klar, was für mich das Gute ist: Das, was nicht kaputt ist, was noch nicht verblichen ist, was noch halbwegs modern ist. Es muss noch passen und es darf nicht zu lange ungetragen im Schrank hängen. Aber anders ist es doch mit lieben Gewohnheiten, klaren Meinungen, meinen politischen Überzeugungen und mit all dem, was immer schon so war und was meine besten Freunde oder die Nachbarn auch meinen. Nach welchen Kriterien soll ich das überprüfen? Es kann doch nicht sein, dass  man plötzlich alles hinterfragen soll. Wo kommen wir denn da hin?

    Mancher mag beim Lesen dieser Zeilen merken, wie ich schwanke. Denn eigentlich kennen wir Christen die Kriterien für unser Leben. Kriterien nach denen wir unser Leben überprüfen können. Es mag kein Kriterienkatalog sein, wie wir in sonst kennen. So ein Kleinkrämer ist Gott ist. Aber wir haben klare Anweisungen, wonach wie leben sollen. "Du sollst keine anderen Götter haben neben mir und deinen Nächsten lieben, wie dich selbst." Das ist ein sehr klarer Maßstab, nach dem man seinen Schrank des Lebens abklopfen könnte, wenn man ihn mal überprüft. Allerdings könnte es passieren, dass man alte Klamotten wiederfindet, die viel besser zu tragen sind, als die neuen. Es könnte sein, dass man wieder ein paar Westen findet, die einem genauso wichtig sein sollten, wie das Hemd. Vielleicht ist das eine oder andere Kleidungsstück etwas eng geworden, aber man wirft es nicht weg, weil es doch sehr schön war und man passt schon wieder rein, wenn man nur ein wenig darauf achtet, was man so zu sich nimmt an `fast food´-Positionen und bequemen Vorstellungen. Beim rechten Hinsehen fällt mir doch recht schnell auf, dass mein Schrank des Lebens tatsächlich einer Überprüfung bedarf und Kriterien habe ich eigentlich auch reichlich – wenn ich ehrlich bin.  

    Autorin: Anne Salzbrenner, Dekanin im Evangelisch-Lutherischen Dekanat Rügheim.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden